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Die Schuldenkrise schlägt zurück

23.07.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Das Hochkochen der Schuldenkrise in der Eurozone hat den Anstieg der Ölpreise gestoppt. Seit Freitag befinden sich die Ölpreise im Rückwärtsgang. Zum Wochenauftakt geben die Preise belastet durch einen festeren US-Dollar und fallenden Aktienmärkten weiter nach. Brent fällt am Morgen unter die Marke von 104 USD je Barrel, WTI handelt unterhalb von 89 USD je Barrel. Durch den Preisanstieg um 10 USD innerhalb von sieben Handelstagen bis Donnerstag letzter Woche hatte sich Korrekturpotenzial aufgebaut. Denn dieser Preisanstieg beruhte nicht auf einer Änderung der Fundamentaldaten, sondern auf Angebotsrisiken. Diese Angebotsrisiken bestehen zwar weiterhin, wie der Anschlag auf eine Ölpipeline im Südosten der Türkei am Wochenende verdeutlicht, dürften den Preisrückgang aber lediglich bremsen, sofern es nicht zu einer weiteren Eskalation der Lage in Syrien oder im Iran-Konflikt kommt.

Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 17. Juli um 7,5 Tsd. Kontrakte ausgeweitet und damit zum Preisanstieg um 6% in der Berichtswoche beigetragen. Viele Anleger dürften dabei nahe am Hoch gekauft haben und könnten nun gezwungen sein, diese Positionen glattzustellen. Noch deutlicher fiel der Positionsaufbau bei Erdgas aus. Hier stiegen die spekulativen Netto-Long-Positionen in der Abgrenzung Futures und Swaps um 23,3 Tsd. Kontrakte und erreichten mit 81,2 Tsd. Kontrakten ein neues Rekordhoch. Angesichts des Anstiegs des Erdgaspreises auf mehr als 3 USD je mmBtu dürfte sich die Ausweitung der Netto-Long-Positionen fortgesetzt haben. Hier baut sich ein beträchtliches Korrekturpotenzial auf, welches sich jederzeit in einem Preisrückgang entladen könnte.


Edelmetalle

Gold und die anderen Edelmetalle können sich zum Wochenauftakt der negativen Stimmung an den Rohstoffmärkten nicht entziehen und geben ebenfalls nach. Das gelbe Edelmetall handelt heute Morgen knapp 1% schwächer bei rund 1.570 USD je Feinunze. Die Schuldenkrise in der Eurozone, die seit Freitag wieder in den Mittelpunkt des Marktinteresses gerückt ist, lässt den US-Dollar gegenüber dem Euro merklich aufwerten, was wiederum den Goldpreis belastet. Der EUR/USD-Wechselkurs fällt zum Start in die neue Handelswoche unter die Marke von 1,21 und damit auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Die Renditen spanischer Staatsanleihen sind deutlich über 7% gestiegen.

Spanien muss an den Finanzmärkten aktuell mehr Zinsen zahlen als z.B. Portugal, das den EU-Rettungsschirm in Anspruch genommen hat. Darüber hinaus wird mittlerweile immer offener über einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone diskutiert. Zeitungsberichten zufolge verweigert der IWF weitere Hilfszahlungen an das hochverschuldete Land, da es die Auflagen nicht erfüllt. Damit würde es für Griechenland schwer werden, im September die Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden. Trotz dieser negativen Nachrichten verkaufen die Anleger Gold, um Liquidität zu generieren. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, hat in der letzten Woche Abflüsse von 15 Tonnen verzeichnet. Bei den spekulativen Netto-Long-Positionen gab es in der Woche zum 17. Juli keine nennenswerten Änderungen.

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Industriemetalle

Die durch das Wiederaufflammen der Schuldenkrise in der Eurozone merklich gestiegene Risikoaversion, gepaart mit einem festen US-Dollar und schwachen asiatischen Aktienmärkten, belastet zum Wochenauftakt die Metallpreise. So fällt z.B. Kupfer heute Morgen um 2% auf rund 7.400 USD je Tonne und damit auf den tiefsten Stand seit gut drei Wochen. Nickel verliert sogar mehr als 2,5% und handelt mit 15.450 USD je Tonne auf einem 3-Jahrestief. Zinn fällt auf den niedrigsten Wert seit September letzten Jahres. Schon am Freitag drehten die Metallpreise deutlich ins Minus und gaben so einen Teil ihrer bis dahin aufgelaufenen Wochengewinne wieder ab. In Ermangelung metallspezifischer Daten dürften die Metallpreise im Wochenverlauf wesentlich durch Makrofaktoren und politische Handlungen geprägt sein.

Die spekulativen Finanzanleger wurden im Falle von Kupfer in der Woche zum 17. Juli offensichtlich auf dem falschen Fuß erwischt. Denn in diesem Beobachtungszeitraum haben sie ihre Netto-Short-Positionen um 3,1 Tsd. auf 1,8 Tsd. Kontrakte reduziert. Nach einem kurzen Preisanstieg kam es seitdem jedoch zu deutlichen Abschlägen. Dass sich die Preise derzeit von der fundamentalen Lage abgekoppelt haben, zeigt die jüngste Statistik der International Copper Study Group zur Marktbilanz bei Kupfer. Denn demnach übertraf in den ersten vier Monaten des Jahres die Nachfrage am globalen Kupfermarkt das Angebot um 384 Tsd. Tonnen.


Agrarrohstoffe

Noch sind die Nachrichten nicht geeignet, optimistischer auf die Ernteaussichten 2012 in den USA zu blicken. Aus dem erwarteten großen Überschuss bei Mais in der Saison 2012/13 droht ein Defizit zu werden. Wichtige Maisverbrauchsländer, darunter China, versuchen nach Angaben des US Grains Council bereits, sich mit langfristigen Lieferverträgen Ware aus Argentinien, Brasilien und der Ukraine zu sichern.

Der Anstieg der Notierungen für Weizen, Mais und Sojabohnen - der Schlusskurs bei Mais hat am vergangenen Freitag mit 796 US-Cents je Scheffel einen neuen Rekord markiert - wird begleitet von einem Aufbau an Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger. Die jüngsten CFTC-Daten zeigen, dass diese bei Weizen in der Woche zum 17. Juli auf rekordhohe 61,3 Tsd. Kontrake angestiegen sind. Noch vor vier Wochen hatten sie im negativen Bereich gelegen. Auch bei Mais wurden die Netto-Long-Positionen weiter ausgebaut, ebenso bei Sojabohnen - hier allerdings nur geringfügig.

Bei Kakao dagegen dürften die enttäuschenden europäischen Verarbeitungszahlen mitverantwortlich für den Abbau an Netto-Long-Positionen in der Berichtswoche gewesen sein. Dagegen dürften die regenbedingten Verzögerungen und mögliche Qualitätsprobleme bei der brasilianischen Zuckerrohrernte die Anleger veranlasst haben, bei Zucker verstärkt auf weiter steigende Preise zu setzen bzw. bei Arabica-Kaffee ihre Netto-Short-Positionen auf nur noch knapp 2.000 Kontrakte zu reduzieren.




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