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Was nun lieber Spiegel - Falschmeldung oder "Political Correctness" des IWF?

24.07.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.43 Uhr) bei 1.2120, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2068 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.32. In der Folge notiert EUR-JPY bei 94.90, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert.

Bevor wir uns mit den aktuellen Entwicklungen auseinandersetzen, ist es unumgänglich, sich mit dem Spiegel auseinanderzusetzen. Wir haben in der letzten Woche in meinem Reuters Interview, das einmal mehr keine Traktion in den Medien fand, aber auch häufiger im Forex Report moniert, dass insbesondere große Teile der deutschen Presse die Erfolge der Restrukturierung der Eurozone zu großen Teilen ignorieren und sich solitär die fraglos auch gegebenen negativen Aspekte herauspicken. Nachdem die Spiegelmeldung zu Griechenland, dass sich der IWF zurückziehen wird, massiv den Druck auf den Euro als auch Aktien erhöhte, kam es zu einer Klarstellung seitens des IWF, dass eine solche Entscheidung nicht gefallen sei, die dann jedoch nur marginale Traktion am Finanzmarkt entfaltete.

Nun stellt sich die Frage, ob der IWF nur im Rahmen der "Political Correctness“ agierte oder der Spiegel bewusst oder unbewusst Falschmeldungen mit massivsten Folgen verbreitete?

Fakt ist, dass dieses Presseverhalten sehr gut in das Raster der letzten drei Jahre passt. Es ist nach wie vor verstörend, dass die hier immer wieder thematisierten Daten, die Ausdruck von Zukunftsfähigkeit der Eurozone sind und sich massiv von den Entwicklungen der USA, Japans oder Großbritanniens abheben mit Nichtachtung bedacht werden. So kann man auch die Eurozone über die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit diskreditieren und damit den Kräften Vorschub leisten, die aus London und NY gegen die Eurozone vorgehen.

(Reuters) - Die Ratingagentur Moody's hat den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Deutschlands auf "negativ" herabgestuft. Grund dafür seien mögliche weitere, hohe finanzielle Kosten im Gefolge der Euro-Krise für Griechenland, Spanien und Italien, erklärte die Agentur am späten Montagabend. Solche Kosten müssten dann vor allem wirtschaftlich starke Länder wie Deutschland als größte Volkswirtschaft der Euro-Zone schultern, hieß es. Auch der Ausblick für die Niederlande und Luxemburg wurde auf "negativ" gesenkt. Bei der Kreditwürdigkeit als solcher behielt Deutschland aber auch bei Moody's nach wie vor die Bestnote, die es auch bei den anderen beiden großen Ratingagenturen innehat.

Packen wir "Butter bei die Fische“. Laut den "Fünf Weisen“ werden die Kosten eines Zerfalls der Eurozone für Deutschland bei 3 Billionen Euro liegen. Moody’s kommt bei einer nicht vollständigen Rechnung auf 1,9 Billionen. Bei gleichzeitigem Verfall der Wirtschaftsleistung ergäben sich damit Verschuldungsgrößen von mehr als 200% des BIP für Deutschland. Wo wird dann unser Rating sein? Wenn es zum Zerfall der Eurozone mit diesen Folgen kommen sollte, frage ich mich, was dann diese Personen, die sich dafür stark gemacht haben, sagen werden?. Konnte man das nicht wissen?

Einige Herren in München und anderen Orten, die jedwede Erfolge der Restrukturierung der Eurozone professionell ausblenden, wollen den deutschen Steuerzahler mit dem Zerfall der Eurozone schützen. Haben diese Personen wirklich ihre analytischen Hausaufgaben gemacht? Sind diese Personen durch ihre Agitation nicht mitverantwortlich für die massive Vergemeinschaftung der Folgen der europäischen Defizitkrise? Haben diese Folgen nicht ein viel größeres Volumen als die eigentlichen Probleme der Eurozone? Na, wir können schon richtig tolle Eliten in der Eurozone haben …

Positive Meldungen aus der Eurozone werden weiter ignoriert. (Reuters) - Portugal sieht sich bei seinen Einsparbemühungen auf gutem Weg. Wir bringen diese Meldung, weil wir um sachliche Information bemüht sind.

Das Finanzministerium erklärte am Montagabend, das Defizit bei den öffentlichen Ausgaben sei im ersten Halbjahr um 47 Prozent auf 3,22 Milliarden Euro verringert worden. Damit habe das Land die Zwischenziele erreicht, die mit seinen internationalen Geldgebern im Gegenzug für das 78 Milliarden Euro schwere Hilfspaket vereinbart worden seien.

Die Einnahmen stiegen den Angaben zufolge um rund 13 Prozent auf knapp 20 Milliarden Euro. Darunter war aber auch ein einmaliger Posten im Volumen von 2,7 Milliarden Euro durch die Verschiebung von Pensions-Einlagen. Die Ausgaben sanken um 2,2 Prozent auf 23,1 Milliarden Euro, was vor allem auf die Aussetzung von Urlaubsgeld-Zahlungen an Bedienstete bei den Behörden zurückzuführen sei. Die Aussetzung ist Teil der Einspar-Zusagen im Gegenzug für das Hilfspaket seiner Euro-Partner und des IWF.

Was würden die Finanzplätze London und NY wohl machen, wenn die USA mit diesen Daten aufwarten würde …

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.2530 – 60 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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