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Der Devisenmarkt bemüht das Thema Irland - Klartext!

20.09.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3070 (07.35), nachdem im europäischen Handel am Freitag zunächst die Höchstkurse bei 1.3159 und im weiteren Verlauf Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3020 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 86,65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.00, während EUR-CHF bei 1.3220 oszilliert.

Am Freitag stand das Thema Irland im Mittelpunkt der Spekulation. Am Markt wurde kolportiert, daß die Belastungen der irischen Banken deutlich höher ausfallen würden und damit kam das Thema irischer Staatsbankrott auf das Tableau.

Die CDS-Spreads spiegelten diese Entwicklung in nachhaltiger Form. Es wurden historische Höchstwerte für irische Risikoaufschläge markiert. Irische Spreads übertreffen damit isländische Risikoaufschläge. Das ist bemerkenswert und wirft Fragen über den Begriff Marktkompetenz auf!

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Irland = Grün, Island = Lila, Belgien = schwarz


Die Tatsache, daß sowohl die irische Regierung als auch der IWF derartigen Spekulationen am Markt vehement entgegen traten, wurde von den Marktteilnehmern sportlich ignoriert.

Es ist im höchsten Maße irritierend, daß der Finanzmarkt offensichtlich an sachlichen Informationen nicht interessiert ist.
  • So hält Irland nach unserer Kenntnis eine freie Liquiditätsreserve im zweistelligen Mrd. Eurobereich.
  • Im Notfall stünde die Liquidität eines Rentenfonds in Höhe von 15 Mrd. Euro zusätzlich zur Verfügung.

Mit diesen beiden Quellen könnte Irland theoretisch bis Ende 2012 auf den Kapitalmarkt
verzichten.

Wie dieser Hintergrund geeignet sein kann, derartige Spekulationen loszutreten, sei dahingestellt.

Unsachlichkeit in der Behandlung des Themas der Staatsdefizite in Europa durch die Finanzmärkte, ob Ignoranz gegenüber den Reformen oder unsachlicher Darstellung der Lage, ist ein herausragendes Merkmal der letzten Monate bei gleichzeitiger Beschönigung der dramatischen US-Defizitlage, wobei die US-Regierung das Thema Sanierung noch nicht einmal wagt, in den Mund zu nehmen.

Auch der bereits am 8. September im Forex Report vorgestellte Chart des IWF mit Projektionen der Staatsschuld per 2015 als auch dem Niveau der Staatsschuld, bei dem ein Bankrott unausweichlich ist, hat offensichtlich die Öffentlichkeit nicht erreicht. Ergo wählen wir das Stilmittel der Wiederholung, um hier die notwendige Traktion zu gewährleisten.

Auf Irland bezogen wird laut dieser Projektion per 2015 ein Niveau der Staatsschuld Irlands im Verhältnis zum BIP bei circa 90% erreicht. Das theoretisch mögliche Limit liegt bei circa 240% des BIP! Das aktuelle Verschuldungsniveau der USA stellt sich auf 93% des BIP. Noch Fragen Kienzle? - Nein, Hauser …!

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Wenden wir uns den Veröffentlichungen aus den USA zu:

Die Verbraucherpreise der USA legten per August im Monatsvergleich den Erwartungen entsprechend um 0,3% zu. Der Vormonatswert wurde von +0,2% auf +0,3% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,2% (Prognose 1,1%) nach zuvor 1,3% (revidiert von 1,2%).

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Diverse Veränderungen in der Berechnung der Verbraucherpreise sind Grundlage einer erheblichen Weichzeichnung, die im Verlaufe der letzten 20 Jahre zu einer Erosion des Mittelstands führte, da sich Lohnzuwächse und soziale Leistungen an einen Preisindex orientieren, der maßgeblich nur "politisch korrekt", jedoch nicht sachlich korrekt ist (Siehe auch "Endlich Klartext" Seite 140 ff.).

John Williams (Shadow Government Statistics) errechnet die Verbraucherpreise auf Basis "Pre Clinton". Demnach wären es derzeit nicht milde 1,2%, sondern profunde 4,5%.

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Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan, sank unerwartet von 68,9 auf 66,6 Punkte laut vorläufiger Erhebung per September. Erwartet war ein Anstieg auf 70,0 Punkte. Der Rückgang war getragen von der Erwartungskomponente, die von 62,9 auf 59,1 Zähler sank, während die Bewertung der aktuellen Lage mit 78,4 nach 78,3 Punkten leicht verbessert ausfiel.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2900-1.2930 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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