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"Steady water" an der Devisenfront - Offenmarktausschuß im Fokus!

21.09.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3090 (07.35), nachdem im europäischen Handel gestern sowohl die Höchstkurse bei 1.3120 und im weiteren Verlauf auch die Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3030 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 85.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.00, während EUR-CHF bei 1.3180 oszilliert.

Das „National Bureau of Economic Research” (NBER) hat sich festgelegt, daß die US-Rezession per Juni 2009 beendet war. Die Rezession, die im Dezember 2007 offiziell begann und 18 Monate andauerte, weist die längste Dauer einer Rezession seit Ende des 2. Weltkriegs auf.

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Auch bezüglich der Arbeitsplatzverluste nimmt die jüngste Rezession den Spitzenplatz ein. Der nachfolgende Chart zeigt aber noch mehr. Die Erholung am Arbeitsmarkt im Laufe der letzten 15 Monate nach der Rezession ist schlicht weg und ergreifend nicht vorhanden. Das stellt einen eklatanten Unterschied zu den Rezessionen im letzten Jahrhundert dar. Das gilt um so mehr, als daß es noch nie in der Geschichte der USA eine so massive Ankurbelung der Wirtschaft durch Zins-, Liquiditäts- und Fiskalpolitik gegeben hat. Genau dieser Umstand darf nicht nur, nein er muß bezüglich der schwachen Erholung der US-Wirtschaft als Ausdruck einer starken strukturellen Fehlsteuerung der US-Wirtschaft interpretiert werden. Die Erosion des Kapitalstocks im produzierenden Gewerbe ist dabei unseres Erachtens ein wesentlicher Katalysator.

Die Tatsache, daß genau diese strukturelle Problematik weder von den Finanzmärkten angemessen diskutiert und diskontiert oder von der US-Regierung adressiert wird, eröffnet das Risiko einer noch nachhaltigeren Fehlentwicklung in den USA. Entsprechend passen die Einlassungen des brasilianischen Zentralbankpräsidenten Henrique Meirelles, der sagte, daß kein Land der Welt den Wert des USD kontrollieren könne. Der USD schwäche sich wegen der ökonomischen Probleme der USA ab. Dem ist nichts hinzuzufügen. Einigen Analysten des Finanzmarkts empfehlen wir diesen Weitblick des brasilianischen Zentralbankpräsidenten.

Die Tatsache, daß Herr Stiglitz einmal mehr Europa ob der Budgetsanierung anfeindet (siehe Rubrik "Letzte Nachrichten"), interpretieren wir als Ausdruck eines gewissen Neids. Wie heißt es doch so einprägsam: "Viel Feind, viel Ehr!" Die Tatsache, daß er die strukturellen Probleme der USA als auch deren latenter Griff in den fiskalischen Kosmetikkorb nicht thematisiert spricht für Kenner der Sache für sich selbst!

Wir erlauben uns sogar zu sagen, daß die Budgetsanierung Europas Vertrauen schafft. Wir gehen noch weiter. Zumindest hier in Bremen schafft die Ausrichtung der US-Politik mit dem fiskalischen Griff in den Kosmetikkorb kein zusätzliches Vertrauen. Wir sind an dieser Stelle für Rückmeldungen aus dem Spektrum unserer Leserschaft durchaus dankbar!

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Der „NAHB“ Housing Market Index verharrte per September auf dem schwachen Niveau von 13 Punkten. Die Prognose war bei 14 Zählern angesiedelt. Der US-Wohnimmobileinmarkt als auch die Baubranche bleiben in einer desolaten Lage. Das neutrale Niveau dieses Index liegt bei 50 Punkten. Der Blick auf den Chart verdeutlicht die prekäre Situation in diesem Sektor der US-Wirtschaft.

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Der Offenmarktausschuß der Federal Reserve tagt heute. Eine Veränderung der Zinspolitik steht nicht auf der Agenda. Es bleibt bei der Zielzone der Fed Funds zwischen 0,00% - 0,25%. Der Markt ist fokussiert auf die Verbalakrobatik. Gibt es neue Erkenntnisse über die Einschätzung zu Konjunktur?

Marktteilnehmer erwarten sich aber auch Aufschluß über den Pfad, der bei weiteren potentiellen quantitativen Maßnahmen eingeschlagen wird. Was wird aufgekauft? Wieviel wird aufgekauft? Ob diese Erwartungen, dezidierte Informationen diesbezüglich zu erhalten, erfüllt werden, sei zum aktuellen Zeitpunkt dahingestellt. Die Erwartungshaltung des Finanzmarkts kann hier durchaus enttäuscht werden. Das wird jedoch voraussichtlich nichts daran ändern, daß in den kommenden Monaten zusätzliche Maßnahmen beschlossen werden. Der Griff in den Liquiditätskosmetikkorb ist der Zentralbank der USA doch sehr vertraut.

Wir freuen uns, daß die EZB ernsthaft Exitstrategien verfolgt und ihren Beitrag, den Reformprozess schwacher Länder zu forcieren, leistet. "Chapeau!" Bei der EZB sind quantitative Maßnahmen Ausdruck einer Notfallversorgung, nicht einer Dauerveranstaltung!

Diese Unterschiede der Ausprägung der Politik sollte selbst Marktnovizen deutlich werden.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2900-1.2930 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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