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FOMC den Erwartungen entsprechend - Irland überzeugt am Kapitalmarkt!

22.09.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3295, nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3313 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 84.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.85, während EUR-CHF bei 1.3250 oszilliert.

Der Offenmarktausschuß hat den Erwartungen entsprechend den Leitzins unverändert in der Zielzone zwischen 0,00% - 0,25% belassen. Man wird dieses Zinsniveau für einen verlängerten Zeitraum beibehalten. Diese Sichtweise ist bekannt und wurde exakt so vom Markt im Vorwege unterstellt.

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Als Hintergrund dieser Entscheidung thematisierte der Ausschuß den schwächeren Pfad der Erholung und der Beschäftigungsentwicklung. Hier stellt sich der Offenmarktausschuß den Realitäten der jüngsten Veröffentlichungen. Auch das wurde vom Markt erwartet.

Bezüglich des Inflationsrisikos wurde explizit gesagt, daß der Preisauftrieb unterhalb des Inflationsziels liegt und nach Ansicht des Ausschusses dort auch weiter verharren wird. Hier kommt es zu einem neuen Zungenschlag, der als Ausdruck der Rechtfertigung der aktuellen Politik geeignet ist. Wir nehmen diese Sichtweise zur Kenntnis …

Der Offenmarktausschuß ist bereit, zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen (voraussichtlich mehr "Quantitative Easing") zu liefern, sofern es erforderlich ist. Das ist neu. Einige Marktteilnehmer gingen davon aus, daß der Ausschuß bereits zusätzliche Maßnahmen beschließt. Das war nicht der Fall. Mit der aktuellen Entscheidung signalisiert die Fed, daß sie die Lage im Griff hat und nicht von der Situation in hektische Betriebsamkeit gezwungen wird. Sie macht aber unmißverständlich deutlich, daß es eine Art Vollkaskoversicherung der US-Zentralbank für konjunkturelle oder finanzielle Unfälle gibt. Es gilt, Zuversicht zu unterstützen!

Das Meinungsbild des Offenmarktausschusses ist nicht einheitlich. Kansas City Fed Präsident Hoenig stimmte gegen diese Entscheidungen wie bereits in den Sitzungen zuvor.

Der Devisenmarkt hat bezüglich der Entscheidung und der begleitenden Verbalakrobatik ein klares Urteil gefällt. Der USD steht unter Druck. Diese Sichtweise darf als Ausdruck einer realistischen Diskontierung interpretiert werden. Das ist nach den Wirrungen und Irrtümern bezüglich der nicht diskontierten US-Staatsdefizitkrise und der überzogen dramatisierten Situation der Staatsdefizite in der Eurozone, die durch massivste Reformen adressiert sind, förmlich erfrischend!

Nach der zuletzt erfreulich verlaufenen Platzierung spanischer Anleihen war gestern Irland im Fokus. Für die Anleihe mit Laufzeit bis 2018 stieg die Rendite gegenüber der letzten Auktion um etwa einen Prozentpunkt auf 6,023 %, Bei der vierjährigen Anleihe lag der Anstieg bei mehr als anderthalb Prozentpunkten. Die Nachfrage bei dieser Emission war circa 5 mal höher als das Angebot. Einer erfreulichen Nachfrage stehen also gestiegene Zinsen gegenüber. Nach den gestern auf Rekordniveau gestiegenen Spreads der 10-jährigen irischen Anleihe zur vergleichbaren Bundesanleihe (425 Basispunkte) kann man aber aus unserer Sicht durchaus von einem zufriedenstellenden Ergebnis sprechen. Der gestiegene EUR/USD-Kurs im Anschluß an die Auktion verdeutlicht, daß die Mehrheit der Marktteilnehmer diese Ansicht teilt.

Die US-Wohnbaubeginne sind mit 0,598 Millionen Einheiten etwas erfreulicher ausgefallen als erwartet (0,550 Millionen Einheiten). Man kann das Ganze jetzt optimistisch sehen: Dieser Wert liegt 11% über den Werten von Juli und 2% über den Werten des gleichen Vorjahresmonats. Man kann das Ganze auch weniger optimistisch sehen - diese Sichtweise wird durch den untenstehenden Chart unterstützt. Erkennbar ist allenfalls eine leichte Erholung seit einigen Monaten. Der Immobilienmarkt liegt nach wie vor danieder.

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IFO-Präsident Sinn erwartet Boomjahre in Deutschland. Eine stürmische Entwicklung mit 10-15 Jahren Dauer sei möglich. Von allen OECD Ländern hatte Deutschland in der Vergangenheit die niedrigste Investitionsquote. Nach massivem Kapitalexport in den letzten 15 Jahren stehe hier eine Trendwende an mit positiven Auswirkungen auf Infrastruktur, Kapitalstock, Immobilienmärkte, Löhne und Preise.

Wir stimmen grundsätzlich zu und freuen uns ob dieser Einlassung und verweisen auf unsere Prognosen der letzten 18 Monate.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2900-1.2930 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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