Zentralbanken halten sich im Juni mit Goldkäufen zurück
26.07.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise sind nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten zunächst unter Druck geraten, konnten sich im späteren Handel aber wieder erholen. Brent handelt am Morgen wenig verändert bei 104 USD je Barrel, WTI bei 88,5 USD je Barrel. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche erstmals seit fünf Wochen überraschend deutlich um 2,7 Mio. Barrel gestiegen. Ausschlaggebend hierfür waren höhere Importe und eine auf ein 13½-Jahreshoch gestiegene US-Ölproduktion. Auch bei Benzin und Destillaten kam es zu einem unerwartet kräftigen Lageraufbau, weil die Raffinerien ihre Auslastung auf den höchsten Stand seit fünf Jahren ausweiteten. Das reichliche Angebot dürfte einem weiteren Preisanstieg entgegenstehen.
Der Emissionsmarkt reagierte auf die Stellungnahme der EU-Kommission mit großer Enttäuschung. Die Preise fielen deutlich unter 7 Euro je Tonne. Die temporäre Verknappung für die Jahre 2013 bis 2015 wurde zwar etwas konkreter: Durch das Ändern von Versteigerungsregeln der Emissionsrechte will die Kommission das Zeitprofil der künftigen Auktionen ändern und einen Teil der für 2013 bis 2015 zur Versteigerung anstehenden Emissionen nach hinten schieben. Wie zuletzt befürchtet ist aber nicht quantifiziert worden, wieviele der Zertifkate vorerst aus dem Markt genommen werden. Immerhin wurden drei Optionen vorgeschlagen, wovon zwei, die Verschiebung von 900 bzw. 1.200 Mio. Zertifikaten, etwa dem bis 2011 aufgebauten Überschuss entsprechen würden. Die Kommission will nun bis Ende Oktober mögliche Stellungnahmen auswerten. Das Vorhaben der EU-Kommission, die notwendigen Entscheidungen noch vor Jahresende zu treffen, bleibt ambitioniert. Es bedarf weiterer konkreter Schritte, um eine Preiserholung am CO2-Markt zu begünstigen.
Edelmetalle
Gold konnte gestern im Zuge eines schwächeren US-Dollars zum ersten Mal seit knapp drei Wochen wieder über die Marke von 1.600 USD je Feinunze steigen. Mit knapp 1.610 USD verteidigt das gelbe Edelmetall heute Morgen auch dieses Niveau. Die Zentralbanken haben im Juni so gut wie kein Gold zur Diversifizierung ihrer Währungsreserven gekauft und damit indirekt zum schwachen Goldpreis im letzten Monat beigetragen. Gemäß der Statistik des Internationalen Währungsfonds für Juni haben lediglich Kasachstan, die Ukraine und Guatemala ihre Goldbestände zusammengenommen um 2 Tonnen erhöht.
Dagegen kam es in der Türkei und in Mexiko zu einem Abbau der Bestände um insgesamt knapp eine Tonne. Auch die Deutsche Bundesbank hat letzten Monat 0,7 Tonnen Gold verkauft. Dieses wurde jedoch an das Finanzministerium veräußert, wo es zur Produktion von Gedenkmünzen verwendet wurde. Die Deutsche Bundesbank verkauft jedes Jahr rund 6-7 Tonnen Gold zur Münzproduktion. Zuletzt war dies im Oktober der Fall. Im weiteren Jahresverlauf dürften die Zentralbanken mehr Gold kaufen und dadurch ihre Reserven ausbauen. Der World Gold Council (WGC) schätzt, dass die Zentralbanken in diesem Jahr mehr Gold kaufen werden als im letzten Jahr. 2011 waren es laut WGC 456 Tonnen. Die Zentralbanken sollten daher eine wesentliche Stütze des Goldpreises bleiben.
Industriemetalle
Der Preis für im chinesischen Hafen von Tianjin angelandetes Eisenerz mit einem Eisenanteil von 62% setzt seinen Fall der letzten Tage offenbar ungebremst fort. Gestern wurde mit 118,6 USD je Tonne der tiefste Stand seit Anfang November markiert. Allein in den letzten zwei Wochen kam es somit zu einem Preisrückgang von 12%. Klammert man die zwischenzeitliche Erholungsphase aus, steht seit dem Beginn des Preisverfalls Mitte April mittlerweile ein Minus von 20,6% zu Buche. Damit folgt der Eisenerzpreis den chinesischen Stahlpreisen überproportional nach unten. Gemäß Daten des staatlichen Research-Instituts Antaike ist der Preis für warmgewalzten Stahl in China auf ein 2-Jahrestief von umgerechnet 582 USD je Tonne gefallen. Dieser befindet sich seit Mitte April ebenfalls in einem ausgeprägten Abwärtstrend und hat seitdem in US-Dollar gerechnet 16,5% verloren.
Der jüngste Preisrückgang von Eisenerz deutet auf eine schwächere Nachfrage in China hin. Schon im Juni hatte das Reich der Mitte „nur noch“ 58,3 Mio. Tonnen Eisenerz importiert, 8,7% weniger als im Vormonat. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, dürfte der Eisenerzpreis weiter unter Druck bleiben. Niedrigere Importe Chinas dürften auch dazu beitragen, dass die Frachtraten merklich sinken. Der Baltic Dry Index, der die Frachtraten für Schüttguttransporte auf den Haupthandelsrouten misst, ist gestern zum ersten Mal seit vier Wochen wieder unter die Marke von 1.000 Punkten gerutscht.
Agrarrohstoffe
Die hohen Preise am US-Getreidemarkt haben für Reaktionen auf der Nachfrageseite gesorgt. So hat der Irak 150.000 Tonnen Weizen aus Russland gekauft. Das hat den Weizenpreis an der CBOT wieder unter die Marke von 9 USD je Scheffel fallen lassen, da US-Weizen aufgrund der hohen Preise international an preislicher Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt hat. Interessant dürfte daher die Veröffentlichung der US-Getreideexportzahlen heute Nachmittag werden. Diese decken die vergangene Woche ab, als die Weizenpreise ihre Höchststände erreichten. Schwächere Exporte könnten die Weizenpreise an der CBOT weiter unter Druck setzen. Auch bei Mais hinterlässt das hohe Preisniveau sichtbare Spuren.
Die US-Ethanolproduktion ist in der vergangenen Woche die sechste Woche in Folge gefallen und hat mit 796.000 Barrel pro Tag den tiefsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen vor 2 Jahren erreicht. Bei den zuletzt hohen Maispreisen ist es für die Raffinerien weniger lohnenswert, die Produktion voll auszulasten. Da die Ethanolproduktion 40% der US-Maisernte verarbeitet hat und damit der größte Abnehmer von Mais ist, könnte dies den Maispreis belasten. Zudem scheinen die Maispflanzen die Dürre in einigen Anbaugebieten offensichtlich besser weggesteckt zu haben als befürchtet. Bei einer derzeit laufenden Erntetour durch den Mittleren Westen wiesen die Pflanzen in einigen Gebieten sogar höhere Erträge auf als im Vorjahr.
Die Ölpreise sind nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten zunächst unter Druck geraten, konnten sich im späteren Handel aber wieder erholen. Brent handelt am Morgen wenig verändert bei 104 USD je Barrel, WTI bei 88,5 USD je Barrel. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche erstmals seit fünf Wochen überraschend deutlich um 2,7 Mio. Barrel gestiegen. Ausschlaggebend hierfür waren höhere Importe und eine auf ein 13½-Jahreshoch gestiegene US-Ölproduktion. Auch bei Benzin und Destillaten kam es zu einem unerwartet kräftigen Lageraufbau, weil die Raffinerien ihre Auslastung auf den höchsten Stand seit fünf Jahren ausweiteten. Das reichliche Angebot dürfte einem weiteren Preisanstieg entgegenstehen.
Der Emissionsmarkt reagierte auf die Stellungnahme der EU-Kommission mit großer Enttäuschung. Die Preise fielen deutlich unter 7 Euro je Tonne. Die temporäre Verknappung für die Jahre 2013 bis 2015 wurde zwar etwas konkreter: Durch das Ändern von Versteigerungsregeln der Emissionsrechte will die Kommission das Zeitprofil der künftigen Auktionen ändern und einen Teil der für 2013 bis 2015 zur Versteigerung anstehenden Emissionen nach hinten schieben. Wie zuletzt befürchtet ist aber nicht quantifiziert worden, wieviele der Zertifkate vorerst aus dem Markt genommen werden. Immerhin wurden drei Optionen vorgeschlagen, wovon zwei, die Verschiebung von 900 bzw. 1.200 Mio. Zertifikaten, etwa dem bis 2011 aufgebauten Überschuss entsprechen würden. Die Kommission will nun bis Ende Oktober mögliche Stellungnahmen auswerten. Das Vorhaben der EU-Kommission, die notwendigen Entscheidungen noch vor Jahresende zu treffen, bleibt ambitioniert. Es bedarf weiterer konkreter Schritte, um eine Preiserholung am CO2-Markt zu begünstigen.
Edelmetalle
Gold konnte gestern im Zuge eines schwächeren US-Dollars zum ersten Mal seit knapp drei Wochen wieder über die Marke von 1.600 USD je Feinunze steigen. Mit knapp 1.610 USD verteidigt das gelbe Edelmetall heute Morgen auch dieses Niveau. Die Zentralbanken haben im Juni so gut wie kein Gold zur Diversifizierung ihrer Währungsreserven gekauft und damit indirekt zum schwachen Goldpreis im letzten Monat beigetragen. Gemäß der Statistik des Internationalen Währungsfonds für Juni haben lediglich Kasachstan, die Ukraine und Guatemala ihre Goldbestände zusammengenommen um 2 Tonnen erhöht.
Dagegen kam es in der Türkei und in Mexiko zu einem Abbau der Bestände um insgesamt knapp eine Tonne. Auch die Deutsche Bundesbank hat letzten Monat 0,7 Tonnen Gold verkauft. Dieses wurde jedoch an das Finanzministerium veräußert, wo es zur Produktion von Gedenkmünzen verwendet wurde. Die Deutsche Bundesbank verkauft jedes Jahr rund 6-7 Tonnen Gold zur Münzproduktion. Zuletzt war dies im Oktober der Fall. Im weiteren Jahresverlauf dürften die Zentralbanken mehr Gold kaufen und dadurch ihre Reserven ausbauen. Der World Gold Council (WGC) schätzt, dass die Zentralbanken in diesem Jahr mehr Gold kaufen werden als im letzten Jahr. 2011 waren es laut WGC 456 Tonnen. Die Zentralbanken sollten daher eine wesentliche Stütze des Goldpreises bleiben.
Industriemetalle
Der Preis für im chinesischen Hafen von Tianjin angelandetes Eisenerz mit einem Eisenanteil von 62% setzt seinen Fall der letzten Tage offenbar ungebremst fort. Gestern wurde mit 118,6 USD je Tonne der tiefste Stand seit Anfang November markiert. Allein in den letzten zwei Wochen kam es somit zu einem Preisrückgang von 12%. Klammert man die zwischenzeitliche Erholungsphase aus, steht seit dem Beginn des Preisverfalls Mitte April mittlerweile ein Minus von 20,6% zu Buche. Damit folgt der Eisenerzpreis den chinesischen Stahlpreisen überproportional nach unten. Gemäß Daten des staatlichen Research-Instituts Antaike ist der Preis für warmgewalzten Stahl in China auf ein 2-Jahrestief von umgerechnet 582 USD je Tonne gefallen. Dieser befindet sich seit Mitte April ebenfalls in einem ausgeprägten Abwärtstrend und hat seitdem in US-Dollar gerechnet 16,5% verloren.
Der jüngste Preisrückgang von Eisenerz deutet auf eine schwächere Nachfrage in China hin. Schon im Juni hatte das Reich der Mitte „nur noch“ 58,3 Mio. Tonnen Eisenerz importiert, 8,7% weniger als im Vormonat. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, dürfte der Eisenerzpreis weiter unter Druck bleiben. Niedrigere Importe Chinas dürften auch dazu beitragen, dass die Frachtraten merklich sinken. Der Baltic Dry Index, der die Frachtraten für Schüttguttransporte auf den Haupthandelsrouten misst, ist gestern zum ersten Mal seit vier Wochen wieder unter die Marke von 1.000 Punkten gerutscht.
Agrarrohstoffe
Die hohen Preise am US-Getreidemarkt haben für Reaktionen auf der Nachfrageseite gesorgt. So hat der Irak 150.000 Tonnen Weizen aus Russland gekauft. Das hat den Weizenpreis an der CBOT wieder unter die Marke von 9 USD je Scheffel fallen lassen, da US-Weizen aufgrund der hohen Preise international an preislicher Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt hat. Interessant dürfte daher die Veröffentlichung der US-Getreideexportzahlen heute Nachmittag werden. Diese decken die vergangene Woche ab, als die Weizenpreise ihre Höchststände erreichten. Schwächere Exporte könnten die Weizenpreise an der CBOT weiter unter Druck setzen. Auch bei Mais hinterlässt das hohe Preisniveau sichtbare Spuren.
Die US-Ethanolproduktion ist in der vergangenen Woche die sechste Woche in Folge gefallen und hat mit 796.000 Barrel pro Tag den tiefsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen vor 2 Jahren erreicht. Bei den zuletzt hohen Maispreisen ist es für die Raffinerien weniger lohnenswert, die Produktion voll auszulasten. Da die Ethanolproduktion 40% der US-Maisernte verarbeitet hat und damit der größte Abnehmer von Mais ist, könnte dies den Maispreis belasten. Zudem scheinen die Maispflanzen die Dürre in einigen Anbaugebieten offensichtlich besser weggesteckt zu haben als befürchtet. Bei einer derzeit laufenden Erntetour durch den Mittleren Westen wiesen die Pflanzen in einigen Gebieten sogar höhere Erträge auf als im Vorjahr.