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Euro markiert aktuelle Höchstkurse bei 1.3440 - Griechenland auf gutem Weg!

23.09.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.00 Uhr) bei 1.3395, nachdem im gestrigen europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3440 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 84.60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.30, während EUR-CHF bei 1.3225 oszilliert.

In den letzten Tagen sind die Auktionen im Rahmen der Refinanzierung Irlands und südeuropäischer Länder erfolgreich verlaufen. Im Vorwege wurde am Markt mit Gerüchten und kolportierten Informationen für Unsicherheit gesorgt. Dadurch legten die Renditen der Staatspapiere noch einmal deutlich zu und der Markt zeigte dann erheblichen Appetit. Ein Schelm, der sich dabei zu viel denkt oder über den Begriff Marktmachtmißbrauch (Haben wir ein Polypol oder leisten wir uns eine Bankenaristokratie?) philosophiert.

Wir sind erfreut über die Einlassungen aus Athen. Sie belegen, daß die Marktteilnehmer, die Griechenland zu früh abgeschrieben haben, ihre Sichtweisen anpassen sollten. Der griechische Premier Papandreou sagte, daß die Regierung ihr Wort bei der Budgetsanierung eingelöst hat. Man habe die vereinbarten Ziele mit EU und IWF sogar übertroffen. Ein "Default" stelle für Griechenland keine Option dar. Mit der EU und dem IWF sei Griechenland vollständig bis 2012 abgesichert. So weit die erfreulichen Fakten, die einmal mehr undiskontiert bleiben.

Es ist sehr erstaunlich, daß die erkennbaren Erfolge der Reformländer vom Markt weitgehend ungewürdigt bleiben. Märkte sollten grundsätzlich die Zukunft diskontieren. Sind unter diesen Voraussetzungen nicht die Länder besser einzustufen, die ihre Hausaufgaben machen und die Länder, die sich jedweder Strukturreform verweigern, am Markt abzustrafen?

In der Debatte um den Yuan sprach Wen Jiabao dieses Thema an. Chinas Premier Wen Jiabao erklärte, daß das die Hauptursache des US-Handelsbilanzdefizits nicht die Bewertung des Yuan sei, sondern die Strukturen der US-Investitionen (-32,5% von 2006 - 2009) und das Sparverhalten. Das ist vollkommen richtig, was Wen Jiabao sagt.

Die USA bemühen sich um Kosmetik via Devisenmarkt und verkennen das strukturelle Problem, das Grundlage der Verwerfung in den USA ist. Mit dieser Sichtweise und der daraus abgeleiteten Politik werden die Probleme der USA im Zweifelsfall größer, nicht kleiner. Es würde der Tag oder die Woche gewonnen, um das Jahr zu verlieren.

Auch die Einlassungen von Martin Feldstein verdeutlichen, daß die USA mit nicht adressierten strukturellen Problemen konfrontiert sind.

Nach Ansicht von Martin Feldstein werden weitere Aufkäufe der Fed am US-Rentenmarkt nicht viel bei der langsam wachsenden US-Wirtschaft ausrichten. Derzeit ergibt sich nach seinen Berechnungen eine 30% Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall in die Rezession.

Wenn massive Maßnahmen (siehe Vergangenheit und potentiell die Zukunft mit mehr quantitativen Maßnahmen) nur unterproportionale Wirkungen erzielen, ist der Grund immer in strukturellen Problemen zu finden. Hier hat es damit zu tun, daß die US-Wirtschaft von einer "Income-driven Economy" zu einer "Asset driven Economy" unter Greenspan, Summers und Rubin umgebaut wurde. Schlußendlich bedarf es dann politischer Preise für wirtschaftliche Aktiva. Je länger so eine Politik andauert, desto weniger Dynamik kann sie entwickeln. Menschen, die sich mit der Grundlage freier Märkte auseinandergesetzt haben, wissen über diesen Zusammenhang Bescheid! Offensichtlich sind sie in den USA in der Minderheit. Das ist schade.

Diese hier dargestellten Zusammenhänge werden vom Devisenmarkt entweder nicht verstanden (das wäre übrigens unprofessionell) oder sie werden unverändert ignoriert. Die Tatsache, daß man die mittlerweile erkennbar erfolgreichen Reformländer abstraft, ist schlicht weg und ergreifend absurd.

Gestern stand lediglich die Veröffentlichung des Auftragseingangs der Industrie Europas per Juli auf der Agenda. Hier ergab sich eine herbe Enttäuschung. Im Monatsvergleich kam es zu einem Rückgang um -2,4%, nachdem der Vormonat einen Anstieg in Höhe von +2,4% verzeichnete. Die Prognose war bei -1.1% angesiedelt. Im Jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 11,2% nach zuvor 16,3%. Bei der Interpretation ist Vorsicht geboten, da Großaufträge häufig auf Monatsbasis verzerren. So wie im Vormonat die Zahl positiv überraschte, ergibt sich jetzt eine Ernüchterung. Die uns zu Verfügung stehenden Kontakte implizieren, daß der Auftragseingang kein Problem darstellt! Der Chart verdeutlicht die grundsätzlich positive Tendenz.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2900-1.2930 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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