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Vielen Dank Herr Draghi!

27.07.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.41 Uhr) bei 1.2290, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2118 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 96.15, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert.

Vielen Dank Herr Draghi. Ihre Worte und Ihre klare Ansage war zwingend erforderlich, um die Länder und Menschen zu schützen, die unter hohen Belastungen die stärksten Reformprogramme in der Historie der Industrienationen umsetzen und durch die unangemessene Spekulation aus London und NY heraus von Kapitalzuflüssen sowohl für die Staatsfinanzierung als auch für Investitionen in der Realwirtschaft abgeschnitten werden.

Vielen Dank Herr Draghi, dass Sie damit implizit anerkennen, dass es sich um einen "Finanzkrieg“ handelt.

Was Sie gestern taten, war nichts anderes, als dem "Schlachtfeld“ vorzuführen, dass die Zeit der Schweizer Taschenmesser, weißen Tauben und Ordnungspolitik des Friedens, allesamt ehrenwert, durch die Instanz der EZB mit "Finanzpanzern“ ergänzt werden kann.

Was haben Sie eigentlich gesagt Herr Draghi?

"Innerhalb unseres Mandats ist die EZB bereit, alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten", sagte Draghi am Donnerstag auf einer Konferenz in London. "Und glauben Sie mir, das wird reichen." Sollten hohe Risikoaufschläge für Staatsanleihen die "Funktion der geldpolitischen Transmissionskanäle stören, fällt das in unser Mandat".

Der letzte Satz Draghis weist in die entscheidende Richtung - Unberechenbarkeit!

Vor zwei Tagen habe ich an dieser Stelle den Vorschlag unterbreitet, dass die 17 Regierungsvertreter der Eurozone zum Schutz vor unangemessener Spekulation gegen die Eurozone oder einzelne Teilnehmerländer der Eurozone ankündigen sollten, dass nach der Umsetzung des "Fiskalpakts mit Zähnen“ eine Veränderung des EZB-Gesetztes in Angriff genommen würde, die der EZB die Rechte zugesteht, die von der Fed, BoJ oder BoE derzeit alltäglich umgesetzt werden und auf dem "Schlachtfeld“ den entscheidenden Unterschied zu Gunsten Londons und New Yorks darstellen. Ich mache nicht nur den Vorschlag, sondern erhebe diese Forderung an die Politik der Eurozone.

Ich habe unterstellt, dass damit die Gesamtsituation zu Gunsten der Eurozone in kürzester zeit gedreht werden könnte. Man kann die gestrige Aktion Draghis als eine Prelude zu diesem Thema sehen, die Marktreaktion übrigens auch.

Diese Veränderung des EZB Gesetzes ist meines Erachtens ein wesentlicher Katalysator, Märkte einzufangen und sie zu zwingen, sich der sachlichen Fundamentalanalyse zu stellen. Die aktuelle Asymmetrie in dem Sektor der Zentralbanken mit den erlittenen Folgen zu tolerieren, käme einer masochistischen und vor allen Dingen verantwortungslosen Politik gleich.

Die Zahlen sprechen in massivster Form für die Eurozone, ob Neuverschuldung, Primärhaushalte, Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand , Gesamtverschuldung der privaten Hand und der Reformpolitik. Das gilt es, nicht zu opfern!

Ein Finanzkrieg gegen die Eurozone war bei dem Verfassen des aktuellen EZB-Gesetzes jenseits jeder Vorstellungskraft.

Realitäten ändern sich - aus Freunden können Gegner werden. Die Welt verändert sich seit 15 Jahren finanzökonomisch dynamisch zu Lasten der USA und stellt das noch dominierende US-Machtzentrum in Frage. Es werden Schlachtfelder im Kampf um die zukünftige Machtverteilung geöffnet. Dabei spielt die Nutzung der Machtstrukturen des noch obwaltenden Systems eine wesentliche Rolle. Die Strukturen am internationalen Finanzmarkt gehören dazu. Sie dürfen sich Gedanken machen, welche Strukturen das sind. ...

Es wäre sicherlich nicht im Sinne derjenigen, die das EZB-Gesetz in der jetzigen Form verantworten, dass die EZB im Zweifelsfall eine unangemessene Zerstörung der Eurozone tolerieren müsste und dabei dann behaupten dürfte mit der Eurozone ordnungspolitisch sauber verstorben zu sein.

Zusammenfassend ergibt sich noch ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.2370 - 00 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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