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Hoffen auf die Notenbanken

30.07.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Spekulationen auf geldpolitische Stimulierungsmaßnahmen durch die Zentralbanken geben den Rohstoffpreisen zum Wochenauftakt Auftrieb. Der Brentölpreis kann im Zuge dessen auf knapp 107 USD je Barrel steigen, der WTI-Preis auf 91 USD je Barrel. Begleitet wird der Preisanstieg bei Rohöl von Käufen spekulativer Finanzanleger, welche ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 24. Juli um 8,9 Tsd. auf ein 8-Wochenhoch von 124,1 Tsd. Kontrakte ausgeweitet haben. Die entsprechenden Daten für Brent dürften heute ein ähnliches Bild zeichnen. Ob der Optimismus der Finanzanleger berechtigt ist, wird ganz davon abhängen, ob die Fed, EZB und BoE den geschürten Erwartungen in dieser Woche entsprechen und die Geldschleusen weiter öffnen oder dies zumindest in Aussicht stellen. Bis zu den Sitzungen am Mittwoch und Donnerstag dürften die Ölpreise unterstützt bleiben.

Im Anschluss sehen wir Enttäuschungs- und damit Abwärtspotenzial. Aus fundamentaler Sicht stehen in dieser Woche die Umfragen zur OPEC-Produktion im Juli im Blickpunkt. Diese dürften zeigen, dass das Kartell seine Produktion im Vergleich zu Juni zwar etwas reduziert hat, aber immer noch deutlich mehr produziert als offiziell vereinbart und vom Markt benötigt wird. Von dieser Seite sollte somit keine Unterstützung für die Preise kommen. Der Anstieg des Erdgaspreises auf ein 7-Monatshoch von 3,2 USD je mmBtu wurde maßgeblich von Finanzanlegern begünstigt. Diese erhöhten ihre Netto-Long-Positionen in der Abgrenzung Futures und Swaps um weitere 15,3 Tsd. auf ein Rekordniveau von 96,4 Tsd. Kontrakte. Hier hat sich ein erhebliches Korrekturpotenzial gebildet.


Edelmetalle

Gold hält sich zum Wochenauftakt weiter über der Marke von 1.620 USD je Feinunze. In Euro ausgedrückt notiert das gelbe Edelmetall bei rund 1.320 EUR je Feinunze. In Anbetracht der sich zuletzt sehr zurückhaltenden Finanz- sowie Privatinvestoren ist dies beachtlich. Denn die spekulativen Finanzinvestoren hatten in der Woche zum 24. Juli kräftig ihre Wetten auf steigende Preise reduziert. Die Netto-Long-Positionen wurden um gut 26% auf 59,8 Tsd. Kontrakte abgebaut. Dies entspricht dem niedrigsten Stand seit Dezember 2008, dem Hochpunkt der letzten Finanzkrise. Dies sind positive Nachrichten für den Goldpreis, denn je mehr "zittrige Hände" aus dem Markt verschwinden, umso fester das Fundament für den folgenden Preisanstieg.

Dass die Privatinvestoren in den letzten Wochen vermehrt Gold verkauft haben, halten wir für ein vorübergehendes Phänomen. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete am Freitag weitere Abflüsse von knapp 4 Tonnen. Allein im Juli beliefen sich die Abflüsse damit bislang auf fast 31 Tonnen. Und auch die Münzverkäufe in den USA liegen im Juli klar unter dem Vorjahreswert. Dass der Goldpreis zuletzt dennoch gestiegen ist, werten wir als Zeichen realtiver Stärke. Wir gehen davon aus, dass der Goldpreis in der zweiten Jahreshälfte deutlich zulegen kann. Denn auf der Makroebene sind die Risiken noch längst nicht gebannt. Die Marktteilnehmer dürften sich diese Woche auf die Sitzungen der Notenbanken (Fed am Mittwoch, EZB und BoE am Donnerstag) fokussieren.

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Industriemetalle

Die spekulativen Finanzanleger haben sich im Falle von Kupfer in der Woche zum 24. Juli wieder pessimistischer gezeigt und ihre Netto-Short-Positionen deutlich auf ein 4-Wochenhoch von 7,6 Tsd. Kontrakten ausgebaut. Damit waren die Finanzanleger mitverantwortlich für den gut 2%-igen Preisrückgang in der Beobachtungsperiode. Da der Kupferpreis seitdem jedoch wieder zugelegt hat, dürften auch die spekulativen Finanzanleger wieder stärker auf steigende Preise gesetzt haben. Weiterhin keine Unterstützung erhält der Preis von den ETFs.

Während der bislang einzige physisch hinterlegte Kupfer-ETF von ETF Securities am Markt weiter vor sich hindümpelt, verzögert sich die geplante Einführung des Kupfer-ETFs von JPMorgan in den USA. Nachdem Kupferverarbeiter, -händler und Politiker in den USA Bedenken geäußert hatten, nimmt sich die US-Börsenaufsicht SEC mehr Zeit, das Produkt zu prüfen. Fundamental betrachtet gibt es jedoch Argumente für langfristig steigende Kupferpreise. Wir hatten letzten Freitag berichtet, dass BHP Billiton die Erweiterung der "Olympic Dam"-Mine auf den Prüfstand gestellt hat. Nun berichten australische Zeitungen, dass das Projekt aufgrund fallender Rohstoffpreise um zwei Jahre verschoben wird. Andere Minenproduzenten dürften aufgrund des schwierigen Marktumfelds ebenfalls Projekte verschieben, womit dem Markt mittel- bis langfristig Angebot fehlen wird.


Agrarrohstoffe

Der Maispreis erreicht am Morgen ein neues Rekordhoch. Der meistgehandelte Terminkontrakt legte zum Wochenauftakt um mehr als 2% auf 8,17 USD je Scheffel zu. Der Markt befürchtet, dass die schlimmste Dürre in den USA seit Jahrzehnten sich weiter verschärft und die Ernte noch deutlich stärker beschädigt ist als bisher vom US-Landwirtschaftsministerium (USDA) prognostiziert. Die Berichterstatter der US Crop Tour sahen 49 Maisfelder in 4 Bundesstaaten mit durchschnittlich 118 Scheffel Mais je Morgen, fast 30 Scheffel weniger als die letzte USDA-Prognose von 146 Scheffel je Morgen.

Auch Weizen und Sojabohnen haben aufgrund der schlechten Ernteaussichten bei Mais Auftrieb erhalten. Die jeweiligen Kontrakte sind am Morgen ebenfalls über 2% gestiegen und nähern sich damit den vor zehn Tagen verzeichneten Höchstständen. Mit viel Spannung dürfte daher der wöchentliche Erntefortschrittsbericht des USDA am Abend erwartet werden, der Aussagen über den Zustand der Ernte trifft. Bei Sojabohnen bleibt abzuwarten ob die vereinzelten Regenfälle der letzten Woche tatsächlich noch positive Auswirkungen auf die Qualität hatten. Des Weiteren könnte es noch Bewegung aufgrund der extremen Marktpositionierung der spekulativen Anleger geben. So stehen die Netto-Long-Positionen bei Weizen mit 72,4 Tsd. Kontrakten auf einem Rekordhoch, die Netto-Long-Positionen bei Mais haben sich seit dem 12. Juni auf 264,4 Tsd. Kontrakte mehr als verfünffacht. Solange die Dürremeldungen anhalten, ist allerdings nicht mit einer Korrektur zu rechnen.




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