Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Euro freundlich - Irland unter Druck - Daten aus Japan und China positiv!

29.09.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.25 Uhr) bei 1.3585, nachdem im US-Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3596 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.75, während EUR-CHF bei 1.3245 oszilliert.

Die Ratingagentur S&P schürte Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Irlands bezüglich der Kosten für die Rettung des irischen Bankensystems. Sollten die Kosten höher als die veranschlagten 35 Mrd. Euro für Anglo Irish Bank ausfallen, drohe eine weitere Herabstufung der Kreditwürdigkeit Irlands. Auch die Ratinagentur Fitch sieht das aktuelle Rating Irlands in Gefahr. In der Folge kamen Spekulationen auf, daß Irland den Rettungsschirm in Anspruch nehmen könnte.
  • Wir stellen dazu fest, daß Irland latent Zugriff auf eine "Cash-Reserve" in Höhe von 35 Mrd. Euro hat.
  • Wir stellen fest, daß von daher Irland bis Ende 2012 den Kapitalmarkt theoretisch nicht in Anspruch nehmen müßte.
  • Wir stellen fest, daß die Staatsverschuldung laut einer konservativen Simulation des IWF per Ende 2015 bei circa 90% stehen wird.
  • Wir stellen fest, daß laut IWF erst bei circa 250% Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP in Irland der Staatsbankrott unausweichlich ist.
  • Wir stellen fest, daß Irland massive Reformen umsetzt, um das Geschäftsmodell zukunftsfähig zu machen.
  • Wir stellen fest, daß die profunde Erholung der Weltwirtschaft den Reformen Irlands Rückenwind verleiht und frühzeitige Erfolge der Reformen voraussichtlich forciert.

Wir sind verwundert, daß diese Tatsachen in den Beurteilungen von S&P und Fitch offensichtlich eine untergeordnete Rolle spielen. Ebenso ist es verwunderlich, daß diese Fakten den CDS-Markt offensichtlich nicht nachhaltig interessieren. Märkte sind halt nicht immer effizient!

Die EU-Kommission sagte gestern vor diesem Hintergrund vollkommen zu Recht, daß Irland die Probleme ohne Inanspruchnahme des Rettungsschirms meistern wird.

Die Veröffentlichungen aus Asien sind heute einmal mehr erfreulich. Das gilt sowohl für Japan als auch für China.

Der Tankan Bericht setzte per 3. Quartal 2010 positive Akzente. Der Index für große Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes stieg von zuvor 1 auf 8 Punkte (Prognose 6 Zähler). Für große Dienstleistungsunternehmen stellt sich der Index auf +2 Punkte nach zuvor -5 Zählern (Prognose -2 Punkte). Der Index für kleine produzierende Unternehmen legte von -18 auf -14 Punkte (Prognose -15) zu. Der Index für kleine Dienstleister verbesserte sich von -26 auf -21 Zähler (Prognose -24).

Open in new window


Der HSBC Einkaufsmanagerindex für China stieg per September von zuvor 51,9 auf 52,9 Punkte und bestätigt damit die positive Tendenz des MNI China Business Sentiment Survey vom letzten Freitag.

Die zuletzt sehr lauten Konjunkturskeptiker werden jetzt voraussichtlich etwas leiser, was die weitere Konjunkturentwicklung in China anbetrifft.

Der US "Case Shiller Home Price Index" lieferte per Juli 2010 einen Anstieg im 20 Städtevergleich um 3,2% (Prognose 3,1%) nach zuvor 4,20%. Im Monatsvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,1% nach zuvor +0,2% (revidiert von +0,3%).

Open in new window


Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board" wurde per September seinem volatilem Ruf gerecht. Hier kam es zu einem unerwarteten Rückgang von zuvor 53,2 (Prognose 52,5) auf 48,5 Zähler. Damit wurde der niedrigste Wert seit Februar 2010 (46,4) markiert. Wir schauen hier lieber auf den "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index", der in der jüngsten Berichtswoche von -46 auf -45 Punkte zulegte.

Fakt ist, daß beide Indikatoren Ausdruck des US "Konsumblues" sind.

Open in new window


Der Richmond Fed Manufacturing Survey per September sank deutlich von zuvor 11,0 auf -2,0 Punkte und sank damit erstmalig seit Jahresende 2010 in den kontraktiven Bereich.

Die Subindices bestätigen diesen Einbruch. Der Auftragsindex verlor von 10,0 auf 0 Punkte. Der Beschäftigungsindex verlor massiv von 12,0 auf -3,0 Zähler.

Open in new window


Die konjunkturellen Nachrichten aus den USA enttäuschen. Sie sind Ausdruck struktureller Defizite in den USA. Die USA hinken der Weltwirtschaft hinterher.

Wir sind der Meinung, daß S&P und Fitch bezüglich mangelnder Reformen und bezüglich massiver Defizitausweitungen ihren Fokus dorthin wenden sollte, wo es sachlich geboten ist!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3240-1.3270 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"