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Schwindende Erwartungen

01.08.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Schwindende Hoffnungen auf eine geldpolitische Lockerung durch die Fed und schwächere Konjunkturdaten aus China setzen die Rohstoffpreise unter Druck. Der Brentölpreis fällt am Morgen im Tief bis auf 104 USD je Barrel und notiert damit 2 USD niedriger als vor einem Tag. Der Ölpreis konnte somit nicht vom unerwartet kräftigen Rückgang der US-Rohöllagerbestände profitieren, welcher vom API gestern nach Handelsschluss berichtet wurde. Die US-Rohölvorräte sind demnach in der vergangenen Woche um 11,6 Mio. Barrel zurückgegangen. Dies war der stärkste Lagerabbau innerhalb einer Woche seit September 2008.

Die Lagerbestände im Golfküstendistrikt sanken dabei um 8,5 Mio. Barrel. Da es im Gegensatz zu damals keine Wirbelstürme oder andere Sonderfaktoren gab, welche diesen Rückgang erklären können, sind Zweifel angebracht. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums heute Nachmittag einen ähnlich starken Lagerabbau zeigen werden. Im Vorfeld der Fed-Entscheidung und der morgigen EZB-Sitzung dürften sich die Marktteilnehmer zurückhalten, weshalb im Tagesverlauf mit weiter nachgebenden Notierungen zu rechnen ist. Denn der Großteil des Preisanstiegs seit letzter Woche war auf übertriebene Zentralbankhoffnungen zurückzuführen. Sollte die Fed heute Abend wider Erwarten doch konkrete Lockerungsmaßnahmen zur Stimulierung der Konjunktur beschließen, würde dies den Ölpreisen Auftrieb geben.


Edelmetalle

Der Fokus der Marktteilnehmer wird sich heute und morgen auf die Sitzungen der US-Notenbank Fed und der EZB richten. Sollten die Erwartungen enttäuscht werden, sehen wir Korrekturpotenzial für die Edelmetallpreise. Vorläufigen Daten der US-Münzanstalt zufolge wurden in den USA im Juli nur 30.500 Unzen Goldmünzen verkauft, knapp 53% weniger als im Vorjahr. In den ersten sieben Monaten des Jahres lagen die Münzabsätze mit 374.000 Unzen fast 42% unter dem Vorjahresniveau.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Silbermünzen. Von Januar bis Juli sind die Münzverkäufe in den USA im Vergleich zum Vorjahr um 22% auf 19,67 Mio. Unzen gefallen. Von dieser Seite her gibt es also derzeit weder für den Gold-, noch für den Silberpreis Unterstützung. Der SPDR Gold Trust, der weltweit größte Gold-ETF, verzeichnete dagegen gestern zum ersten Mal seit Mitte Juni wieder Zuflüsse. Die Bestände stiegen um 3,3 Tonnen. Offensichtlich erachten einige langfristig orientierte Privatinvestoren den aktuellen Goldpreis als attraktive Kaufgelegenheit. Mexiko, der weltweit neuntgrößte Gold- und größte Silberproduzent, hat Angaben des Nationalen Statistikinstituts zufolge im Juli 7,7 Tonnen Gold und gut 420 Tonnen Silber produziert. Im Falle von Silber entsprach dies einem Anstieg von 18,6% gegenüber Vorjahr.


Industriemetalle

Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) in China ist im Juli entgegen den Erwartungen leicht auf 50,1 gefallen und hält sich damit nur noch gerade so im expansiven Bereich. Dies stellt zugleich den dritten Monatsrückgang in Folge dar und markiert den niedrigsten Wert seit acht Monaten. Die chinesische Regierung und die Zentralbank haben in den letzten Wochen bereits auf die Abkühlung der Konjunktur reagiert und sowohl monetäre Maßnahmen durchgeführt als auch kleinere Konjunkturprogramme implementiert. Diese konnten im Juli aber noch nicht ihre Wirkung entfalten, so dass der jüngste Rückgang des PMI nicht überinterpretiert werden sollte. Außerdem hat China schon weitere punktuelle Stimulierungsmaßnahmen der Konjunktur angekündigt.

So sollen z.B. für die Eisenbahn-Infrastruktur in diesem Jahr 470 Mrd. CNY (entspricht rund 74 Mrd. USD) ausgegeben werden, nochmals mehr als erst Mitte Juli angekündigt. Dies sollte die Nachfrage nach Metallen hoch halten. Wie die Daten des Nationalen Statistikinstituts in Chile zeigen, hat sich die chilenische Kupferproduktion in den letzten Monaten etwas erholt. Sie stieg im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 2,5% auf 2,64 Mio. Tonnen, was auf die Inbetriebnahme neuer Minen zurückzuführen ist. Dagegen berichtete Xstrata, der weltweit viertgrößte Kupferproduzent, für denselben Zeitraum einen deutlichen Rückgang seiner Kupferproduktion um 18%. Der globale Kupfermarkt bleibt angespannt.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis ist gestern 3% gefallen, nachdem der russische Ministerpräsident Medwedew Befürchtungen eines Exportverbots für Weizen entgegengetreten ist. Russland wird seinen Aussagen zufolge auch dieses Jahr ein Überangebot produzieren. Die Sorgen waren aufgekommen, nachdem zuvor die russische Regierung im Markt intervenierte, indem sie 2 Mio. Tonnen aus staatlichen Lagerbeständen freigab. Zuletzt wurde 2010 ein Exportverbot nach einer schlimmen Dürreperiode verhängt. Jedoch wird der Druck auf den Weizenpreis nur von kurzer Dauer sein, denn die Hitze in den größten Anbauregionen Russlands steigt weiter an und belastet das Wachstum von Sommerweizen.

In den USA wartet derweil alles gespannt auf die für nächste Woche anstehende neue Ernteprognose des US-Landwirtschaftsministeriums. Diese könnte für einen neuen starken Anstieg der Mais- und Sojabohnenpreise sorgen. Laut einer Reuters-Umfrage wird mit einer Maisernte von nur noch 129 Scheffel je Morgen gerechnet. Das sind 17 Scheffel weniger als der letzte Stand des USDA. Die Maisernte soll mit 11,2 Mrd. Scheffel auf ein 6-Jahrestief fallen. Die US-Regierung gerät angesichts des immer knapper werdenden Maisangebots zunehmend unter Druck, ihre Standards zur Ethanolherstellung zu senken. Ethanolraffinerien verbrauchen derzeit knapp 40% der US-Maisernte.

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