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Irland legt Karten auf den Tisch - Economic Sentiment der Eurozone ...

30.09.2010  |  Folker Hellmeyer
Irland legt Karten auf den Tisch - Economic Sentiment der Eurozone überrascht positiv!

Der Euro eröffnet heute (08.15 Uhr) bei 1.3575, nachdem im US-Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3647 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.40. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.20, während EUR-CHF bei 1.3275 oszilliert.

Irland hat die Karten auf den Tisch gelegt. Wir verweisen bezüglich der Details auf die Rubrik "Letzte Nachrichten".

Die Einlassungen des Finanzministeriums als auch der Zentralbank liefern keinen Grund, einen Defizitunfall als Basisszenario zu wählen. Wir begrüßen die Transparenz, die hier aus Dublin geliefert wird.

Entscheidend sind nach unserem Verständnis die Passagen, daß per 2010 aus dem Kapitalbedarf der Banken kein zusätzlicher Kreditbedarf für den Staat entsteht, daß die Staatshilfe für die Banken vom Haushaltsplan abgedeckt werden kann und daß die Haushaltkonsolidierung per 2011 stärker als bisher vorangetrieben wird. Darüber hinaus sind die Pläne für die einzelnen Problembanken klar und dezidiert kommuniziert.

Wir sind gespannt, ob der Markt (CDS) nun zur Ruhe kommt und sich einer sachlich angemessener Diskontierung der Situation in Irland zuwendet. So wie wir unsere Kollegen kennen, werden sie sich tendenziell aber eher weiter als renitent erweisen.

Hoppla, trotz markantester Reformen mit entsprechenden konjunkturellen Folgen in Griechenland, Irland, Spanien und Portugal überrascht das "Economic Sentiment" der Eurozone per September mit einem völlig unerwarteten Anstieg von zuvor 102,3 (revidiert von 101,2!) auf 103,2 Punkte. Analysten hatten einen Rückgang auf 101,2 Zähler unterstellt.

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Der Index hat damit das höchste Niveau seit Januar 2008 markiert, als der Index bei 103,5 Punkten stand.

Zu diesem Zeitpunkt Januar 2008 überschlugen sich die Wirtschaftswissenschaftler übrigens mit aggressiv nach oben angepaßten Prognosen. Derzeit bleibt das Verhaltensmuster dieser Klientel doch sehr verhalten. In Nacherzählungsmanier werden die Prognosen seit Beginn des Aufschwungs im 2. Quartal 2009 tendenziell widerwillig angepaßt.

Wir haben auf die Komposition des Wachstums mehrfach verwiesen. Die Schwellenländer mit einem Anteil von 50% an der Weltwirtschaft und einem Wachstumsclip von circa 7% ziehen die Rohstoffländer als auch exportstarke Länder mit. Diese letzten beiden Gruppen stellen circa 20% der Weltwirtschaft mit einem Wachstum von circa 3%. Zusammengefaßt sind die 70% (50% + 20%) die tragenden Säulen der Dynamik der Weltwirtschaft.

Die Reformländer Griechenland, Spanien, Portugal, Irland und Großbritannien stellen 7% der Weltwirtschaft. In den nächsten 12-24 Monaten dürfen diese Länder aller Voraussicht nach dem 70% Lager zugeschlagen werden, da die stringentesten Reformen der Geschichte der EU aufgelegt wurden und derartige Reformen nach unserem Kenntnisstand bisher noch nie nicht erfolgreich waren.

USA und Japan bilden mit ihren unadressierten Strukturdefiziten das Ende der Phalanx. Die Fokussierung auf Kosmetik senkt das Potentialwachstum in diesen Ländern. Aufgrund des hohen Wachstums im Rest der Welt nimmt die realwirtschaftliche Bedeutung dieser beiden Länder von Jahr zu Jahr weiter ab. Die Tatsache, daß immer noch viele professionelle Marktteilnehmer in die USA schauen, um die Zukunft zu diskontieren, ist vor diesem Hintergrund durchaus als ambitioniert zu bewerten.

Die zweite wesentliche Betrachtungsweise, um das Konjunkturbild zu untersuchen, bezieht sich auf die Zyklik.

Der Lagerzyklus ist nicht abgeschlossen. Unternehmen fahren auf Sicht von 2-3 Monaten. In 80% der Weltwirtschaft liefert der Lagerzyklus weiterhin positive Impulse.

Nachdem der Investitionsgüterzyklus von Mitte 2008 bis Ende 2009 in den Industrienationen homogen einbrach (historische Anomalie bezüglich Dauer als auch Homogenität!), ergeben sich seit dem 1. Quartal 2010 leichte Belebungen. Dieser Investitionsgüterzyklus steht am Anfang und hat einen Zeithorizont von mindestens 2-3 Jahren für mindestens 80% der Weltwirtschaft.

Über die zwei zuvor dargestellten Impulsgeber ergibt sich eine Belebung der wirtschaftlichen Aktivität, die in mindestens 70% der Weltwirtschaft zu positiven Beschäftigungseffekten führt. Darauf gründet sich in diesen 70% der Weltwirtschaft ein Konsumzyklus, der die Aggregatnachfrage zusätzlich erhöht.

Die Aufstellung der Wachstumsländer (50% + 20%) verbunden mit der runtergebrochenen Zyklik implizieren eine nachhaltige Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung. Die nach wie vor weit verbreitete Skepsis ob der weiteren Konjunkturentwicklung ist nicht angemessen.

Wir freuen uns über die positive Überraschung, die der "Economic Sentiment" Index lieferte!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3240-1.3270 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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