Banges Warten auf die EZB
02.08.2012 | Eugen Weinberg
Das Enttäuschungspotenzial des heutigen EZB-Treffens ist zwar groß, nachdem ihr Präsident Mario Draghi die Hoffnungen auf starke monetäre Impulse geweckt hat. Aus unserer Sicht ist es jedoch nicht entscheidend, ob schon heute die Zinsen gesenkt, die Sicherheitsregeln verwässert und das SMP reaktiviert werden. Die wichtigste Botschaft dürfte lauten: Die Geldpolitik bleibt ultra-locker und die EZB ist bereit, mit unkonventionellen Maßnahmen den Euro zu "stützen", auch in Kooperation mit dem Lieblingsspielzeug der "Rettungseuropäer", dem ESM. Auch die Entscheidung der Fed, die bestehende Politik beizubehalten, stimmt uns deshalb nicht negativ. Zum einen ist QE3 nicht vom Tisch. Zum anderen bleiben die Zinsen niedrig bis Ende 2014, sprich die Realzinsen bleiben negativ. Das ist ein positives Umfeld für Sachwerte wie Rohstoffe.
Energie
Den gestrigen Ölpreisanstieg in einem sonst sehr negativen Rohstoffmarktumfeld kann man als ein Zeichen relativer Stärke deuten. Die Gründe dafür sind zum einen die hohen geopolitischen Risiken in Bezug auf den Iran-Konflikt. Zum anderen aber hat der massive Abbau der US-Lagerbestände bei Rohöl und Ölprodukten überrascht, wobei das US-Energieministerium einen Rückgang der Rohölläger um 6,5 Mio. Barrel gemeldet hat, statt den erwarteten 1 Mio. Barrel. Bei Benzin und Destillaten wurden statt dem erwarteten Aufbau Rückgänge um rund 2,2 Mio. bzw. 1 Mio. Barrel berichtet.
Der Rückgang der Rohöllagerbestände kann zwar mit den geringeren Rohölimporten, insbesondere im Golf von Mexiko, erklärt werden, die in der Vergangenheit häufig eine Woche später wieder gedreht haben. Diesmal könnte der Effekt jedoch anhalten. Denn angesichts der hohen US-Ölproduktion und des Ausfalls der riesigen Motiva-Raffinerie in Port Arthur in Texas besteht zurzeit wenig Anreiz für höhere Importe. Insbesondere dürfte Saudi-Arabien seine US-Exporte von zuvor rund 1,45 Mio. Barrel täglich reduziert haben, worauf auch die jüngste Statistik von Oil Movements und die Umfragen zur OPEC-Produktion hindeuten.
Edelmetalle
Wie erwartet hat die US-Notenbank Fed gestern keine neuen Maßnahmen zur Lockerung der Geldpolitik angekündigt. Die Befürworter von QE3 wurden damit enttäuscht. Auch die Ergebnisse der heute stattfindenden EZB-Sitzung könnten mit Enttäuschung aufgenommen werden. Gold rutschte schon gestern zum ersten Mal seit einer Woche wieder unter die Marke von 1.600 USD je Unze. In Euro ausgedrückt handelte das gelbe Edelmetall kurzzeitig unter 1.300 EUR. Die Abwärtsbewegung könnte sich vorübergehend weiter fortsetzen. Mittel- bis langfristig betrachtet gehen wir jedoch klar von steigenden Goldpreisen aus.
Einer der Gründe dafür ist das Kaufinteresse der Zentralbanken. Wie die koreanische Zentralbank heute mitteilte, hat sie im Juli 16 Tonnen Gold gekauft. Damit wurden die Goldreserven auf 70,4 Tonnen aufgestockt. Sie machen aber nach wie vor nur 0,9% der gesamten Währungsreserven aus, so dass Potenzial für weitere Goldkäufe besteht. Zuletzt hatte die koreanische Zentralbank im November 2011 ihre Goldreserven aufgestockt.
Industriemetalle
Die Industriemetalle zählten gestern zu den größten Verlierern im Rohstoff-Sektor und standen in der Breite deutlich unter Druck. Zum einen wurden im Vorfeld der Zentralbanksitzungen die hohen Erwartungen ausgepreist, zum anderen sorgten schwache Konjunkturdaten für schlechte Stimmung. Nachdem schon der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China gestern Morgen enttäuschte, blieb auch das US-Pendant dazu, der ISM-Index, am Nachmittag hinter den Erwartungen zurück. Dieser konnte zwar im Vergleich zum Vormonat leicht zulegen, verharrte aber weiter im restriktiven Bereich. In der Eurozone gaben die Einkaufsmanagerindizes fast überall nach und befinden sich auf Rezessionsniveaus. Die moderate Preiserholung heute Morgen könnte auf wackligen Beinen stehen, vor allem dann, wenn die EZB die Markterwartungen enttäuscht.
Die LME führt zum 1. April 2013 neue Regeln für ihre Lagerhausbetreiber ein. So wird die Minimummenge an Nickel und Zinn, die die Lagerhausbetreiber täglich dem Markt zur Verfügung stellen müssen, auf 60 Tonnen pro Lagerort erhöht. Damit möchte die LME langen Wartezeiten bei der Auslieferung dieser Metalle entgegentreten. Der aktuell lange Rückstau bei Aluminium hat zu Kritik am Regelwerk der LME und zu hohen physischen Prämien beim Leichtmetall geführt. Die neuen Regeln für Nickel und Zinn sind zwar eine Verbesserung, gehen aber u.E. nicht weit genug.
Agrarrohstoffe
Meldungen aus Russland ließen gestern die Preise für Getreide fallen. Im Schlepptau der Weizenpreise, die bereits den zweiten Tag infolge kräftig fielen, gaben auch die Sojabohnen und Mais nach. Nach neuesten Prognosen der russischen Regierung wird Russland in diesem Erntejahr zwischen 11 Mio. und 15 Mio. Tonnen Getreide exportieren können. Mit 75 bis 80 Mio. Tonnen liegen die Prognosen für die Getreideernte zwar weit unter dem Vorjahreswert von 94 Mio. Tonnen, trotzdem gab diese Nachricht ausreichend Sicherheit, dass Russland genügend Getreide für den Export zur Verfügung haben wird und dementsprechend auf das vom Markt befürchtete Exportverbot verzichten kann. Zwar sind im Norden und Osten der wichtigsten US-Anbaugebiete Regenfälle angekündigt, von denen vor allem die Sojabohnen noch profitieren könnten.
Für Mais kommen diese allerdings zu spät, um die Ernteaussichten noch zu verbessern. Zudem zeigt die Wetterlage im Rest des Mittleren Westens der USA, aber auch in den dürregeplagten Anbaugebieten im Schwarzmeerraum für die nächsten Wochen überdurchschnittliche Temperaturen im Vergleich zu den Vorjahren. Anlass für zuviel Optimismus besteht daher nicht. Australien, letztes Jahr noch der weltweit zweitgrößte Weizenexporteur, rechnet ebenfalls mit einer 18% geringeren Weizenproduktion als im Vorjahr. Die Sorgen vor einer weltweiten Unterproduktion sind daher nicht gebannt.
Energie
Den gestrigen Ölpreisanstieg in einem sonst sehr negativen Rohstoffmarktumfeld kann man als ein Zeichen relativer Stärke deuten. Die Gründe dafür sind zum einen die hohen geopolitischen Risiken in Bezug auf den Iran-Konflikt. Zum anderen aber hat der massive Abbau der US-Lagerbestände bei Rohöl und Ölprodukten überrascht, wobei das US-Energieministerium einen Rückgang der Rohölläger um 6,5 Mio. Barrel gemeldet hat, statt den erwarteten 1 Mio. Barrel. Bei Benzin und Destillaten wurden statt dem erwarteten Aufbau Rückgänge um rund 2,2 Mio. bzw. 1 Mio. Barrel berichtet.
Der Rückgang der Rohöllagerbestände kann zwar mit den geringeren Rohölimporten, insbesondere im Golf von Mexiko, erklärt werden, die in der Vergangenheit häufig eine Woche später wieder gedreht haben. Diesmal könnte der Effekt jedoch anhalten. Denn angesichts der hohen US-Ölproduktion und des Ausfalls der riesigen Motiva-Raffinerie in Port Arthur in Texas besteht zurzeit wenig Anreiz für höhere Importe. Insbesondere dürfte Saudi-Arabien seine US-Exporte von zuvor rund 1,45 Mio. Barrel täglich reduziert haben, worauf auch die jüngste Statistik von Oil Movements und die Umfragen zur OPEC-Produktion hindeuten.
Edelmetalle
Wie erwartet hat die US-Notenbank Fed gestern keine neuen Maßnahmen zur Lockerung der Geldpolitik angekündigt. Die Befürworter von QE3 wurden damit enttäuscht. Auch die Ergebnisse der heute stattfindenden EZB-Sitzung könnten mit Enttäuschung aufgenommen werden. Gold rutschte schon gestern zum ersten Mal seit einer Woche wieder unter die Marke von 1.600 USD je Unze. In Euro ausgedrückt handelte das gelbe Edelmetall kurzzeitig unter 1.300 EUR. Die Abwärtsbewegung könnte sich vorübergehend weiter fortsetzen. Mittel- bis langfristig betrachtet gehen wir jedoch klar von steigenden Goldpreisen aus.
Einer der Gründe dafür ist das Kaufinteresse der Zentralbanken. Wie die koreanische Zentralbank heute mitteilte, hat sie im Juli 16 Tonnen Gold gekauft. Damit wurden die Goldreserven auf 70,4 Tonnen aufgestockt. Sie machen aber nach wie vor nur 0,9% der gesamten Währungsreserven aus, so dass Potenzial für weitere Goldkäufe besteht. Zuletzt hatte die koreanische Zentralbank im November 2011 ihre Goldreserven aufgestockt.
Industriemetalle
Die Industriemetalle zählten gestern zu den größten Verlierern im Rohstoff-Sektor und standen in der Breite deutlich unter Druck. Zum einen wurden im Vorfeld der Zentralbanksitzungen die hohen Erwartungen ausgepreist, zum anderen sorgten schwache Konjunkturdaten für schlechte Stimmung. Nachdem schon der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China gestern Morgen enttäuschte, blieb auch das US-Pendant dazu, der ISM-Index, am Nachmittag hinter den Erwartungen zurück. Dieser konnte zwar im Vergleich zum Vormonat leicht zulegen, verharrte aber weiter im restriktiven Bereich. In der Eurozone gaben die Einkaufsmanagerindizes fast überall nach und befinden sich auf Rezessionsniveaus. Die moderate Preiserholung heute Morgen könnte auf wackligen Beinen stehen, vor allem dann, wenn die EZB die Markterwartungen enttäuscht.
Die LME führt zum 1. April 2013 neue Regeln für ihre Lagerhausbetreiber ein. So wird die Minimummenge an Nickel und Zinn, die die Lagerhausbetreiber täglich dem Markt zur Verfügung stellen müssen, auf 60 Tonnen pro Lagerort erhöht. Damit möchte die LME langen Wartezeiten bei der Auslieferung dieser Metalle entgegentreten. Der aktuell lange Rückstau bei Aluminium hat zu Kritik am Regelwerk der LME und zu hohen physischen Prämien beim Leichtmetall geführt. Die neuen Regeln für Nickel und Zinn sind zwar eine Verbesserung, gehen aber u.E. nicht weit genug.
Agrarrohstoffe
Meldungen aus Russland ließen gestern die Preise für Getreide fallen. Im Schlepptau der Weizenpreise, die bereits den zweiten Tag infolge kräftig fielen, gaben auch die Sojabohnen und Mais nach. Nach neuesten Prognosen der russischen Regierung wird Russland in diesem Erntejahr zwischen 11 Mio. und 15 Mio. Tonnen Getreide exportieren können. Mit 75 bis 80 Mio. Tonnen liegen die Prognosen für die Getreideernte zwar weit unter dem Vorjahreswert von 94 Mio. Tonnen, trotzdem gab diese Nachricht ausreichend Sicherheit, dass Russland genügend Getreide für den Export zur Verfügung haben wird und dementsprechend auf das vom Markt befürchtete Exportverbot verzichten kann. Zwar sind im Norden und Osten der wichtigsten US-Anbaugebiete Regenfälle angekündigt, von denen vor allem die Sojabohnen noch profitieren könnten.
Für Mais kommen diese allerdings zu spät, um die Ernteaussichten noch zu verbessern. Zudem zeigt die Wetterlage im Rest des Mittleren Westens der USA, aber auch in den dürregeplagten Anbaugebieten im Schwarzmeerraum für die nächsten Wochen überdurchschnittliche Temperaturen im Vergleich zu den Vorjahren. Anlass für zuviel Optimismus besteht daher nicht. Australien, letztes Jahr noch der weltweit zweitgrößte Weizenexporteur, rechnet ebenfalls mit einer 18% geringeren Weizenproduktion als im Vorjahr. Die Sorgen vor einer weltweiten Unterproduktion sind daher nicht gebannt.