Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Die Kakophonie um die Eurorettung geht weiter

06.08.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.48 Uhr) bei 1.2380, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im asiatischen Handel bei 1.2443 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei97.10, während EUR-CHF bei 1.2015 oszilliert.

Die Kakophonie um die Eurorettung geht weiter. Da reist die Troika aus Griechenland zurück und verkündet ausdrücklich, dass es ein Vorankommen beiden Sparbemühungen gibt und die so genannte politische Elite südlich des Weißwurstäquators nimmt diese positiven Stimmen zum Anlass um Innenpolitik zu machen.

Nachdem letzte Woche Herr Juncker verbal attackiertwurde haben sich Herr Söder und Parteifreunde warmgeredet und schießen nun Giftpfeile gegen Griechenland. Die Eisen für den bayerischen Wahlkampf 2013 müssenanscheinend geschmiedet werden solange sie heiß sind. Die Eurokrise - so scheint es - lockt mehr Aufmerksamkeit als das vorherige Thema Länderfinanzausgleich …

Mit vollen Windeln ist gut stinken - anders lassen sich die Einlassungen über einen Rauswurf Griechenlands kaum beschreiben.

Es gibt Belobigungen der Troika bezüglich der geführten Gespräche und erzielten Fortschritte. Die Gespräche wurden als ergiebig beschrieben. Einigkeit besteht zwischen der Troika und griechischen Politikern, dass die Reformen mit nochmehr Nachdruck umgesetzt werden müssen. Erst nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im September wird die nächste Tranche aus dem Rettungspaket ausgezahlt werden können. Bis dahin wird Griechenland seinen kurzfristigen Kapitalbedarf durch kurzlaufende Wertpapiere decken müssen.

Warum muss deshalb ein Exempel an Griechenland statuiert werden, liebe CSU? Welche Möglichkeiten für eine noch kurzfristigere Genesungergeben sich für ein Land, in dem jahrelang der Filz regierte und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit weit hinter allen anderen Ländern der Eurozone lag?

Politisches Fingerspitzengefühl statt verbaler Brandzündelei wäre angebracht, denn Griechenland war aufgrund der unstabilen Verhältnisse im Land (Neuwahlen) längere Zeit nicht in der Lage sein Reformpaket im versprochenen Rahmen zu koordinieren. Durch die häppchenweise ausgelieferten Rettungspakete versiegten die letzten Kapitalzuflüsse aus dem Ausland. Staatseigentum wurde in diesem Umfeld auf Ramschniveau gehandelt und solltein dieser Preisliga nicht verschleudert werden.

Gerade ein Land wie Bayern, das eine Entwicklung vom Agrar- zum Hightechstandort hingelegt hat und maßgeblich von ausländischer Kaufkraft profitiert, sollte in der Lage sein die Zusammenhänge zu verstehen.

In diesem Zuge stimmen wir Mario Monti zu, der von einer psychologischen Auflösung Europas spricht. Durch die Spannungen der letzten Jahre findet eine schrittweise Entfremdung statt.

Die Politik muss sich entscheiden, ob sie den europäischen Gedanken verteidigt (Herr Schäuble betont immer die Verstärkung der europäischen Integration) oder ob man diese Idee durch Abwarten und unbedachte Äußerungen unterminiert.

An dieser Stelle freuen wir uns über Lernkurven in der Politik, denn nur durch eine Transfer- und Haftungsunion wird der Euro überleben können. Dies ist der Preis für den Euro und Realität. Es kann keinen anderen Ausweg geben, möchten wir nichtdie Errungenschaften der Nachkriegszeit der aggressiven Spekulation opfern. Finanzielle Unterstützung gepaart mit Durchgriffsrechten über die nationale Ebene hinaus scheinen erfolgversprechender als reine Austeritätspolitik.

Im Rahmen einer neuerlichen Ratingrunde stufte die Agentur S&P 15 italienische Banken herunter. Allerdings waren dieses mal nicht schon wieder die großen Banken, sondern eher die zweite Reihe betroffen. Interessant allerdings war die Begründung von S&P, dass Italien eine länger als bisher gedacht anhaltende Rezession bevorstehen könnte.

Alleine die Erwartung einer Rezession reicht also um präventiv Banken in Italien herunterzustufen. Wie streng wird GB beobachtet, die schon lange in der Rezession stecken und wo konjunkturell kein Licht am Ende des Tunnes zu sehen ist?

Bei den Konjunkturzahlen sehen wir heitere Meldungen aus USA, aus Europa dagegen wird Gewitterluft gemeldet …

Der zuletzt positiv beobachtete Trend im US-Arbeitsmarkt setzt sich bei den Non-Farm-Payrolls, also der Beschäftigung ex Agrarsektor, fort. Per Berichtsmonat Juli stellt sich der Wert auf 163.000, wobei im Vorfeld lediglich 100.000 neue Jobs erwartet wurden. Dies stellt den stärksten Zuwachs seit Februar dar.

Open in new window


Die Einzelhandelsumsätze in der Eurozone verlangsamten sich im Berichtsmonat Juni auf +0,1%. Im Vormonat lag der Wert noch bei +0,8%. Die konjunkturellen Bremsspuren machen sich besonders bei den Haushalten bemerkbar, die derzeitbesonders kritisch auf ihre Ausgaben blicken.

Open in new window


Am Freitag wurden die neuesten Daten des Dienstleisters Markit veröffentlicht. Das Institut veröffentlichte einen leicht besseren Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, der mit 50,3 leicht oberhalb der 49,7 für den Juni festgestellten, lanciert wurde. Ab 50 Punkten wird Wachstum signalisiert. Die Begleitumstände fielen allerdings negativ aus. Die Zahl der Neu- und Folgeaufträge ist so schwach ausgefallen wie seit Mitte 2009 nicht mehr. Darüber hinaus zeigten sich die Firmen lt. Markit-Angaben so skeptisch wiezuletzt im Oktober 2011.

Der zusammengenommene Saldo aus Dienstleistern und Industrie sank dagegen weiter auf 46,1 nach zuvor 47,5. Dies stellt den tiefsten Stand seit 2009 dar. Laut Markit erlebt damit die Gesamtleistung der deutschen Privatwirtschaft den tiefsten Fall seit 2009.

In der Eurozone sieht es für die Dienstleister nicht so positiv aus. Zwar stieg der Wert um 0,8 auf 47,9 Zähler, Markit stellte aber auch hier die schwächsten Auftragseingänge seit drei Jahren fest. Der Index für Industrie und Dienstleistungen stieg noch um 0,1 Punkte rangiert mit 46,5 aber meilenweit unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.

Der ISM-Kaufmanagerindex für den Dienstleistungssektor ist im Juli auf 52,6 nach 52,1 Zählern gestiegen. Damit bleibt der Index über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Erfreulicherweise lieferte der Subindex "Auftragseingänge" signalisiert mit 54,3 Punkten eine positive Dynamik. Dagegen zeigte der Subindex "Arbeitsplätze" negative Tendenzen, die auf die allgemein angespannte Lage im US-Arbeitsmarkt zurückzuführen ist.

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.2370 - 00 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Heute stehen keine relevanten Daten zur Veröffentlichung auf der Agenda. Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"