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Bank of Japan senkt Leitzins und wird quantitativ - die USA versinken weiter ...

05.10.2010  |  Folker Hellmeyer
Bank of Japan senkt Leitzins und wird quantitativ - die USA versinken weiter in Schulden!

Der Euro eröffnet heute (07.35 Uhr) bei 1.3700, nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3638 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 114.90, während EUR-CHF bei 1.3310 oszilliert.

Die Bank of Japan senkt den Leitzins von bisher 0,10% auf eine Spanne zwischen 0,00% - 0,10%. Wesentlicher legt sie einen Fonds mit einem Volumen von 5 Billionen JPY auf, um Staatsanleihen (3,5 Billionen JPY), Commercial Paper, Unternehmensanleihen und andere Wertpapiere aufzukaufen oder um die jeweiligen Märkte zu stabilisieren. Das laufende Programm der Wertpapierkäufe in einem Volumen von 1,8 Billionen JPY pro Monat wird fortgeführt Diese Maßnahme ist Ausdruck dafür, daß die Japan AG einmal mehr mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln Wirtschaftsschwäche und insbesondere Deflation bekämpft. Dieser erhöhte Interventionsmodus impliziert gleichzeitig, daß weitere markante Anstiege des JPY neue Deviseninterventionsrunden provozieren werden.

Bei aller Freude über die Bereitschaft der Japan AG die Wirtschaftssituation positiv zu verändern, muß auch festgestellt werden, daß diese quantitativen Schritte Ausdruck der Implementierung politischer Preise sind und damit die Systematik freier Märkte unterläuft.

Während in anderen Regionen dieser Welt diese Notfallmaßnahmen sukzessive auslaufen, werden sie in Japan und auch voraussichtlich in den USA weiter forciert.

Dieser Umstand ist Ausdruck der strukturellen Schwächen Japans und der USA, die unverändert mit diesen quantitativen Maßnahmen nicht adressiert werden, Beide Länder setzen auf Kosmetik und das Prinzip Hoffnung. Ältere Menschen mit Erfahrung im Kosmetikbereich wissen, daß diese Hoffnung grundsätzlich trügt! Gleichwohl ist Kosmetik geeignet, temporär optische Freude zu bereiten.

Laut US-Treasury stellte sich die verfassungskonforme Verschuldung der USA per Fiskaljahr 2009/2010, das per 30.09.2010 endete, auf 1.651 Mrd. USD oder 11,4% des US-BIP. Die verfassungskonforme Gesamtverschuldung lag damit über 93% des US-BIP. Das Bild in den USA darf durchaus als dramatisch eingeschätzt werden. Schlußendlich ist es eine Frage des Geschäftsmodells, das den USA offensichtlich abhanden gekommen ist. Entscheidend ist dabei unseres Erachtens die Erosion des Kapitalstocks im produzierenden Gewerbe.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Schuldendynamik der öffentlichen Hand in den USA:

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Das sich hier abzeichnende Bild belegt, daß selbst in der expansiven Phase der Weltwirtschaft mit überproportionalem Wachstum von mehr als 5% (2006 und 2007) eine erhebliche Neuverschuldung in den USA erforderlich war.

Bezüglich des Kapitalstocks bietet sich folgendes Bild per 2006 - 2009 in den wesentlichen Regionen der industrialisierten Welt an:

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Gerade der Blick auf die Investitionen zeigt, daß die USA und Japan hier massiv gelitten haben.Das gilt für die USA bereits für das Jahr 2007, als die weltweite Konjunkturparty noch lief. Hier wirdoffensichtlich, wo strukturelle Schwächen liegen.

Hier wird aber auch offensichtlich, daß die Eurozone im Vergleich extrem positiv hervorsticht. Gerade das Modell Eurozone zeigt in diesem Vergleich, daß mit einer positiven Tendenz in der Phase 2006 - 2009 Zukunftsfähigkeit geschaffen wurde, Nord-Süd Disparität hin oder her.

Jeder Tag, den die USA und Japan mit Kosmetik verspielen, erhöht die Dynamik der Problematik des Geschäftsmodells.

Die Reformen, denen sich Südeuropa, Irland und Großbritannien unterwerfen, schaffen Zukunft. Japan und die USA werden schlußendlich um derartige Maßnahmen nicht herumkommen, wenn sie der kommenden Generation Zukunft zugestehen wollen.

Die Erzeugerpreise der Eurozone legten per August im Monatsvergleich um 0,1% zu. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 3,5% nach zuvor 4,0% ein.

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Der Auftragseingang der Industrie sank in den USA per August um -0,5%. Die Prognose lag bei -0,4%. Gleichzeitig wurde der Vormonatswert von +0,1% auf +0,5% revidiert, so daß das Zweimonatsergebnis um 0,4% besser ausfiel als von Analysten antizipiert.

Wesentlicher Hintergrund der Schwankungen ist eine hohe Volatilität der Transportorders (Flugzeuge -40% im Vergleich zum Vormonat). Ohne den Transportsektor kam es zu einem Anstieg um 0,9%. Ergo sind die Daten definitiv nicht so negativ, wie sie gestern in der Medienwelt dargestellt wurden.

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Anhängige Hausverkäufe zeigten sich belebt. Es kam per August zu einem Anstieg um 4,3%. Analysten hatten eine Zunahme um 3,0% erwartet. Der Vormonatswert wurde von 5,2% auf 4,5% revidiert, was das positiv überraschende Bild ein Stück weit nivelliert.

Der Index stellt sich jetzt auf 82,3 Punkte. Das liegt nur knapp oberhalb der Tiefstmarken per Anfang 2009. ergo ist bei aller Freude ob der aktuellen Daten notwendige Nüchternheit bei der Interpretation erforderlich.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3280-1.3310 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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