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Euro weiter freundlich - Klartext zu Stiglitz!

06.10.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.00 Uhr) bei 1.3840, nachdem im US-Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3859 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115.05, während EUR-CHF bei 1.3360 oszilliert.

Der Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Stiglitz sagte am Rande einer Konferenz der Columbia Universität, daß die Fed und die EZB die Welt mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik in ein Chaos stürzen würden. Die Liquiditätsflut der Fed und der EZB destabilisiere die globalen Devisenmärkte.

Diese Einlassung erfordert eine markante Replik. Was Herr Stiglitz sagt trifft fraglos auf die US-Zentralbank zu. Dort wird nach konjunkturellen Belieben monetarisiert.

Man kann auch ein solches Statement bezüglich der Bank of Japan öffentlich vertreten. Gerade die gestern veröffentlichten Maßnahmen der Bank of Japan sind diesbezüglich eindeutig. Zwischen der Politik der Fed und der BoJ gibt es jedoch einen wesentlichen Unterschied. Die BoJ wehrt sich vor allen Dingen gegen eine sachlich nicht angemessene Aufwertung der eigenen Währung, die erheblich ist, als auch gegen die Deflation; die durch die Aufwertung des JPY verstärkt wird. Die Unterstützung der Wirtschaft ist ein sekundäres Ziel. Unter diesen Umständen ist ein Flutung der Märkte mit JPY ein probates Mittel. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund, als daß spekulative Interessen wesentlich für diese Entwicklung des JPY verantwortlich sind. In den USA geht es solitär um konjunkturelle Stimulierung. Das ist ein qualitativer Unterschied, der erheblich ist.

Zwischen den Zeilen des Herrn Stiglitz findet sich unsere Kritik an beiden Ländern wieder, daß sie Kosmetik betreiben und nicht den notwendigen Strukturwandel einleiten. Das wissen wir zu schätzen Herr Stiglitz. Wir mögen Zuspruch, auch wenn er nur implizit ableitbar ist!

Die Kritik an der EZB seitens des Herrn Stiglitz ist ein starkes Stück. Ist es nicht die EZB, die aktuell Liquidität zurückführt? Ist es nicht die EZB, die Anleihekäufe sterilisiert? Die Kritik des Herrn Stiglitz ist umfassend zurückzuweisen. Wenn eine Zentralbank der großen Industrienationen positiv hervorzuheben ist, dann ist das die EZB.

Sie unternahm Notfallmaßnahmen, als Finanzinfarkte gedroht haben und hat dabei auch auf unorthodoxe Mittel zurückgegriffen. Das war richtig, an Toten läßt sich schließlich schlecht herumdoktoren. Die EZB ist aber keine Zentralbank der politischen Beliebigkeit. Unser "Chapeau" an die EZB. Sie hebt sich äußerst positiv ab!

Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für den Dienstleistungssektor per September lieferte in seinem finalen Wert eine positive Überraschung.

Der vorläufige Wert bei 53,6 Punkten wurde mit 54,1 Punkten im finalen Wert deutlich überboten. Damit stellte sich im Monatsvergleich ein Rückgang von zuvor 55,9 auf 54,1 Zähler ein. Das aktuelle Niveau ist weiterhin Ausdruck einer nachhaltigen Expansion in diesem Sektor. Werte über 50 Punkten signalisieren Expansion.

Im Vergleich dazu zeigt sich in den USA eine schwächere Wachstumsdynamik im Dienstleistungsbereich. Der ISM-Dienstleistungsindex nahm von zuvor 51,5 auf 53,2 Punkte zu. Die Prognose lag bei 52,0 Punkten. Auch hier ergab sich eine positive Überraschung. Es stellt sich im Vergleich zur Eurozone mit 54,1 Punkten jedoch eine weniger starke Wachstumsdynamik ein. Das ist insbesondere hervorzuheben, da ja Teile der Eurozone reformiert werden und von daher von Wachstumseinbußen gekennzeichnet sind.

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Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone sanken im Monatsvergleich unerwartet um -0 Prognose war bei +0,2% angesiedelt. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 0, zuvor 1,1%. Hier stellte sich die Erwartung der Analysten zuvor auf +1,4%. Der beigefügte Chart belegt die holprige Erholung im Sektor Einzelhandel der Eurozone.

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Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" sank in der Berichtswoche von zuvor -45 auf -47 Punkte. Hier zeigt sich in dem langfristigen Chartbild, daß sich der US-Verbraucher mental nicht von der Krise getrennt hat.
Dieser Chart ist auch Ausdruck dafür, daß Kosmetik eben irgendwann ihren Grenznutzen erreicht.

  • Es ist an der Zeit, daß die USA das Thema Strukturreform ernsthaft angehen.

  • Es ist an der Zeit, einzugestehen, daß die Fokussierung auf das Dienstleistungsmodell in der gelebten Form ein Irrtum war.

  • Es ist einzugestehen, daß das Projekt Wandlung von einer "Income -driven Economy" (=klassische ökonomische Modell) zu einer "Asset-driven Economy" (Konjunktur ist abhängig von der Entwicklung der Vermögenspreise) in der Präsidentschaft Clintons unter Führung der Herren Greenspan, Rubin und Summers nicht nur die Verneinung des Prinzips freier Märkte war, sonder gleichzeitig Ursache der US-Probleme ist.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3480-1.3510 negiert den positiven Bias..

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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