Brentölpreis steigt auf 11-Wochenhoch

Energie

Die Ölpreise konnten gestern nach anfänglicher Schwäche weiter steigen und nahe des Tageshochs aus dem Handel gehen. Unterstützt wird der Ölpreis durch steigende Aktienmärkte und Angebotsrisiken. Der Brentpreis klettert am Morgen erstmals seit Mitte Mai über die Marke von 110 USD je Barrel, WTI auf mehr als 92 USD je Barrel. Die Backwardation in der Brent-Terminkurve hat sich in den vergangenen Wochen deutlich ausgeweitet. Der September-Kontrakt handelt aktuell 1,4 USD je Barrel über dem Oktober-Kontrakt. Vor einem Monat lag die Preisdifferenz zwischen den beiden nächstfälligen Terminkontrakten noch einen USD niedriger. Darin kommt eine kurzfristige Verknappung des Angebots von Brent durch vorübergehende Produktionseinschränkungen in der Nordsee zum Ausdruck, während sich die Angebotslage mittelfristig entspannen dürfte. Die Aussicht auf Rollgewinne lockt auch die Finanzanleger zurück in den Ölmarkt.

Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent erhöhten sich in der Woche zum 31. Juli um 10,5 Tsd. auf ein 10-Wochenhoch von 78,7 Tsd. Kontrakten. Tropensturm Ernesto könnte laut US-Hurrikanzentrum heute Hurrikanstärke erreichen, dürfte aber die Öl- und Gasproduktion im Golf von Mexiko nicht beeinflussen. Gleichwohl ist er eine Erinnerung daran, dass die aktivste Zeit der Hurrikansaison unmittelbar bevorsteht und dürfte somit die Ölpreise psychologisch unterstützen. Die US-Energiebehörde EIA veröffentlicht heute Abend ihren Monatsbericht. Das prognostizierte globale Überangebot dürfte dank der im Juli gesunkenen OPEC-Produktion etwas niedriger ausfallen. Nach Handelsschluss gibt das API die Lagerdaten bekannt. Nach dem massiven Lagerabbau um knapp 12 Mio. Barrel in der Vorwoche ist mit einer Gegenbewegung zu rechnen.



Edelmetalle

Gold scheint sich wieder zunehmender Beliebtheit zu erfreuen. Nachdem schon der SPDR Gold Trust, der weltweit größte Gold-ETF, in den letzten Tagen wieder Zuflüsse von gut 6 Tonnen verzeichnete, berichtete gestern auch der Fondsanbieter ETF Securities für die letzte Woche Zuflüsse von umgerechnet 6,8 Tonnen. Auch wenn sich der Goldpreis schwer tut, nachhaltig die Marke von 1.600 USD je Feinunze zu überwinden bzw. sich von dieser Marke nach oben abzusetzen, scheint unterhalb dieses Niveaus - Gold handelte letzte Woche zwischenzeitlich bei rund 1.585 USD je Feinunze - reges Kaufinteresse im Markt zu bestehen. Dieses sollte den Preis zugleich nach unten absichern. In Anbetracht der nach wie vor bestehenden hohen Risiken vor allem im Hinblick auf die Schuldenkrise in der Eurozone erwarten wir im Jahresverlauf eine merklich anziehende Goldnachfrage, wodurch der Preis steigen sollte.

Platin und Palladium erhalten durch neue schlechte Nachrichten aus Südafrika Auftrieb. Denn der staatliche Energieversorger Eskom meldet, dass aktuell 11,5% der Stromerzeugungskapazitäten unplanmäßig ausgefallen sind, so viel wie seit knapp 2 Monaten nicht mehr. Weitere 3% sind planmäßig nicht in Betrieb. Dies schürt Sorgen vor Stromrationierungen in den Platin- und Palladiumminen.


Industriemetalle

China setzt den eingeschlagenen Kurs bei der Konsolidierung seiner Seltenen Erden-Industrie fort. Das China National Radio berichtete gestern unter Berufung auf das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie, dass im Reich der Mitte von den bestehenden 23 Minen und 99 Schmelzanlagen rund ein Fünftel aus regulatorischen Gründen geschlossen werden. Zukünftig müssen Minen, in denen mehrere verschiedene Seltene Erden-Metalle abgebaut werden, eine Produktionskapazität von mindestens 20 Tsd. Tonnen p.a. aufweisen. Bei den Schmelzanlagen wird eine jährliche Kapazität von mindestens 2 Tsd. Tonnen gefordert.

Mit der Konzentration auf wenige Unternehmen stärkt China seinen ohnehin schon hohen Einfluss auf die Verfügbarkeit und Preise der Seltenen Erden. Damit dürfte sich das Reich der Mitte weiteren Unmut der großen Abnehmerländer bzw. -regionen wie Japan, den USA und Europa zuziehen. China stand im letzten Jahr für 97% der weltweiten Produktion an Seltenen Erden und hatte damit ein Quasi-Monopol. Daran dürfte sich auch trotz der geplanten Inbetriebnahme neuer Minenprojekte außerhalb Chinas so schnell nichts ändern. Zumal im aktuellen Marktumfeld nun auch Finanzierungsprobleme bei einigen potenziellen Seltenen Erden-Produzenten hinzuzukommen scheinen. Der Produktionsstart einiger Projekte könnte sich daher noch verschieben. Derzeit deutet in absehbarer Zeit vieles auf steigende Preise für Seltene Erden hin.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis ist gestern auf ein 11-Wochenhoch von 75,8 US-Cents pro Pfund gestiegen. Grund hierfür sind vor allem die schlechten Wachstumsbedingungen in Indien für die Saison 2012/2013. In Gujarat, der größten Anbauregion, fiel teilweise bis zu 81% weniger Monsunregen als im 50-Jahresdurchschnitt. Der örtliche Produzentenverband rechnet daher mit Ernteausfällen von bis zu 30%. Nach den Rekordexporten von 2011/2012 ist die Angebotslage dort so knapp, dass die Preise im Inland mittlerweile um bis zu 10% teurer sind als auf dem Weltmarkt und man dementsprechend Baumwolle importiert. Dies könnte dem Preis für Baumwolle auch nachhaltig Unterstützung geben, der die letzten Monate durch das weltweite Überangebot unter Druck geriet. Zudem sorgte der niedrige Preis dafür, dass indische Farmbetriebe es vorzogen, ihre Flächen in dieser Saison für den Anbau von Mais und Weizen zu verwenden. Das derzeit prognostizierte weltweite Überangebot für 2012/2013 des USDA von 1 Mio. Tonnen könnte also weitaus geringer ausfallen.

Laut USDA-Erntefortschrittsbericht konnten die Regenfälle der letzten Wochen den Qualitätsverlust bei Sojabohnen stoppen. Unverändert werden 29% der Pflanzen mit "gut" bis "sehr gut" bewertet. Mehr angekündigte Niederschläge könnten das Rating noch verbessern. Bei Mais kam es hingegen zu einer nochmaligen Verschlechterung um einen Prozentpunkt auf 23%.