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China-Daten eröffnen Raum für Stimulierungsmaßnahmen

09.08.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis konnte gestern auf ein 3-Monatshoch von 113 USD je Barrel steigen. Die positive Stimmung an den Finanzmärkten und Angebotsausfälle in der Nordsee geben dem Brentpreis weiterhin Auftrieb. Zudem berichtete das US-Energieministerium für die vergangene Woche einen überraschend kräftigen Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 3,7 Mio. Barrel. Der Lagerabbau könnte sich diese Woche fortsetzen, da aufgrund von Tropensturm Ernesto drei mexikanische Ölhäfen geschlossen sind, von welchen aus Öl in die USA geliefert wird. In der Folge dürften die US-Ölimporte niedriger ausfallen.

Letzte Woche war der US-Erdgaspreis massiv unter Druck gekommen, nachdem das US-Energieministerium einen etwas stärker als erwarteten Lageraufbau gemeldet hatte. Das Aufbautempo liegt seit nunmehr 17 Wochen niedriger als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Für diese Woche rechnet der Konsens mit einem Anstieg um 30 Mrd. Kubikfuß. Die US-Erdgasspeicher sind mittlerweile zu 80% gefüllt, ein Niveau, was typischerweise erst Mitte bis Ende September erreicht wird. Deshalb besteht weiterhin die Gefahr, dass die US-Gaslagerbestände zu Beginn der Heizsaison im November die Kapazitätsgrenze von 4 Billionen Kubikfuß erreichen werden.

Das US-Energieministerium hat am Dienstag die Schätzung der US-Gasproduktion nach unten revidiert. Vor allem die geringere Produktion des sog. "Trockengases", die bei den gegenwärtigen Preisen meist unprofitabel ist, trägt zur Reduktion bei. Diese Schätzung wird durch die Daten zur Anzahl aktiver Gasbohrungen in den USA unterstrichen, die regelmäßig von Baker Hughes veröffentlicht werden. Vom Hoch bei über 1.600 im Jahr 2008 sind diese per Anfang August auf ein 13-Jahrestief von unter 500 gefallen. Wir sind zwar kurzfristig in Bezug auf Erdgas vorsichtig gestimmt, sehen langfristig jedoch ein hohes Preispotenzial.

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Edelmetalle

Gold erfreut sich wieder größerer Beliebtheit und steigt heute Morgen auf knapp 1.620 USD je Feinunze und damit den höchsten Stand seit Ende Juli. Das gelbe Edelmetall wird dabei von Erwartungen auf Maßnahmen zur weiteren Lockerung der Geldpolitik unterstützt, nachdem z.B. die Inflationsrate in China im Juli stark gesunken ist. Mit 1,8% befindet sie sich auf dem niedrigsten Stand seit Januar 2010. Gemäß Bloomberg-Daten sind die Bestände der Gold-ETFs gestern um gut 8 Tonnen auf über 2.411 Tonnen gestiegen. Damit befinden sie sich fast wieder auf dem Rekordniveau von vor vier Wochen.

Der Großteil des Aufbaus der Bestände ist auf die Zuflüsse in die Gold-ETFs von ETF Securities in der letzten Woche zurückzuführen, die vom Fondsanbieter selbst schon Anfang der Woche vermeldet (siehe unsere TagesInfo Rohstoffe vom 7. August), von Bloomberg aber erst jetzt erfasst wurden. Es deutet vieles darauf hin, dass sich der Aufwärtstrend der Goldpreise in den kommenden Tagen fortsetzen kann. Denn mit dem Ölpreisanstieg um 25% seit Ende Juni nehmen auch die Inflationsrisiken wieder zu, was den Trend steigender Realzinsen stoppen und die Nachfrage nach Gold als Inflationsschutz verstärken dürfte.


Industriemetalle

Obwohl die chinesischen Konjunkturdaten allesamt etwas schlechter als erwartet ausfielen, können die Metallpreise ihre Niveaus verteidigen. Zwar waren die Industrieproduktion, Investitionen in Sachanlagen und Einzelhandelsumsätze im Vergleich zum Vormonat rückläufig bzw. stagnierten. Sie deuten aber nicht auf ein sog. "Hard Landing" im Reich der Mitte hin. Die stark rückläufige Inflationsrate gibt der chinesischen Regierung und Zentralbank zudem mehr Spielraum zu Konjunkturmaßnahmen und zur Lockerung der Geldpolitik. Die robuste chinesische Metallnachfrage ist eine wesentliche Stütze der Preise.

Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, hat im Juli knapp 8.300 Tonnen Zinn ausgeführt, 14% weniger als im Vormonat und 11% weniger als im Vorjahr. Dies dürfte im Zusammenhang mit den zuletzt stark gefallenen Zinnpreisen stehen. Zu Beginn der Woche hat der Verband der indonesischen Zinnproduzenten berichtet, dass rund die Hälfte der Minenproduzenten im Land ihre Produktion vorübergehend reduziert oder sogar komplett eingestellt haben, da sie bei den aktuellen Preisen nicht mehr kostendeckend arbeiten können. Inwiefern dies hilft den Zinnpreis zu stabilisieren, bleibt u.E. allerdings fraglich. Denn ein selbst auferlegter Exportstopp im vierten Quartal des letzten Jahres wurde von einigen Produzenten untergraben und schlussendlich ohne die gewünschte Wirkung wieder aufgehoben.


Agrarrohstoffe

Laut der US National Oceanic Atmospheric Administration (NOAA) war der letzte Juli in den USA der heißeste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen. Mit 77,6 Grad Fahrenheit und 3,3 Grad Fahrenheit über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts brach die Hitzewelle den seit 1936 bestehenden Rekord. Dies verschärft die Sorgen, dass das US-Landwirtschaftsministerium im morgigen Bericht zur Ernteeinschätzung die Prognose für Mais noch weiter nach unten revidieren könnte als erwartet. Zuletzt war der Markt von einer Maisproduktion um die 11 Mrd. Scheffel ausgegangen, im Vergleich zum Juli-Bericht des USDA, der die Ernte auf 12,97 Mrd. Scheffel taxierte. Auch bei Sojabohnen geht man von einer Abwärtsrevision der Ernteschätzung auf 2,82 Mrd. Scheffel aus, von 3,05 Mrd. Scheffel im Juli.

Das nun feuchtere und kühlere Wetter könnte die Pflanzenentwicklung bei Sojabohnen im Gegensatz zu Mais aber noch positiv beeinflussen. Weitere Unterstützung bekam auch der Weizenpreis, denn das heiße und trockene Wetter in der Schwarzmeerregion, die normalerweise für ein Viertel des weltweiten Weizenexports verantwortlich ist, könnte die Ernteerwartung noch vermindern. Unter anderem wird laut Reuters Umfrage mit einer 30% geringeren Weizenproduktion im Getreidegürtel Ukraine, Russland und Kasachstan gerechnet, trotz aller Bekundigungen des russischen Vizepremierministers, dass es derzeit keinen Grund gäbe, Beschränkungen auf Weizenexporte zu erlassen.




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