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Europa saniert - USA und GB weiterhin mit deficit spending

10.08.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.35 Uhr) bei 1.2292, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im amerikanischen Handel bei 1.2267 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei96.50, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert.

Musste der Druck für Griechenland nur groß genug werden und wird nun tatsächlich vollumfänglichgeliefert? Wir fragen uns dies anlässlich des final-countdown, der momentan für das Land heruntergezählt wird. Die Finanzlage ist so verfahren, dass das Land nur dann die nächste Hilfstranche aus dem Rettungspaket ausgezahlt bekommt, sofern es seine Sparanstrengungen mit mehr Nachdruck als zuletzt verfolgt.

Die Reaktion aus Griechenland gibt Anlass zur Hoffnung:

  • 40.000 Staatsbedienstete sollen gehen Auf Zehntausende Zeitarbeiter soll verzichtet werden
  • Der Chef einer der größten Staatsbetriebe wurde gefeuert, weil er sich weigerte die Löhne der Angestellten zu senken
  • Der Staat überprüft Renten und Behindertenunterstützungen, von denen jede zehnte zweifelhaft sein soll
  • Es gibt neue Impulse des Produktionsbereichs, der nach drei Jahren erstmals wieder positive Tendenzen ausweist
  • Die Lohnstückkosten sinken weiter
  • Defizite in der Handels- und Dienstleistungsbilanzwerden verringert

Bleibt zu hoffen, dass diese historischen Anstrengungen nicht durch die deutsche Ordnungspolitik zum Scheitern verurteilt werden. Erst nach dem Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts (BVG) werden wir wissen, wohin die Reise geht. Frankreich wird den Fiskalpakt ohne Zeitverlust ratifizieren. Das BVG wird damit immer mehr zum Zünglein an der Waage.

Die chinesische Industrie sieht sich vor verlangsamtem Wachstum. Wir sprechen hier aber von jährlichen Wachstumsraten von weit über 9%, weshalbkein Blues angestimmt werden sollte. Es ist erklärtes Ziel der Zentralregierung Chinas etwas auf die Bremse zu treten, um Inflationsdruck zu verringern. Dies gelingt der Regierung eindrucksvoll.

Die Inflation liegt wahrscheinlich dieses Jahr deutlich unter der Zielmarke von 4%, was wiederum der Notenbank Tür und Tor für eine Lockerung der Geldpolitik öffnet. Auf diese Weise kann das Wachstum gesteuert werden und damit die Geschwindigkeit, mit der die Industrie wachsen darf.

Die Öffentlichkeit wird auf eine erneute Abwertung des Yuan vorbereitet, denn was in chinesischen Zeitungen steht ist keine Meinung, sondern politisch längst abgestimmt. Der Export kann durch die schwächere Heimatwährung wieder angeschoben werden.In den vergangenen fünf Jahren hat der Yuan gegenüber dem US-Dollar um 7% aufgewertet. Jetzt ergibt sich ein kurzfristiges Rückschlagspotenzial um 1%. Interessant wird werden, wie diese Nachrichten im amerikanischen Wahlkampf aufgenommen werden. China wird von US-Politikern gerne als Jobzerstörer gegeißelt und die Währung Yuan als stark unterbewertet bezeichnet. Offiziell gilt sie aber als nur leicht unterbewertet. Die Politiker im Wahlkampf werden trotzdem auf dieses Thema anspringen und hiermit versuchen Stimmung zu machen.

Beeindruckend sind auch immer wieder die Zuwächse im chinesischen Einzelhandel. Hier stellt sich die Zahl im Juli auf +13,1% - verglichen mit dem Vorjahr. Trotz dieser enormen Zuwächse sind die Stimmen um eine Immobilienblase in den letzten Monaten immer stiller geworden. Die Zentralregierung hat anscheinend die Zügel auch hier fest im Griff.

Blicken wir noch auf die weiteren Zahlen von gestern:

Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fielen mit 361.000 besser aus als in der Vorwoche, die um 2.000 auf 367.000 nach oben revidiert wurde. Die Zahlen lagen am unteren Ende der Erwartungen. Die Vorhersagen waren schwierig, da zahlreiche Industrieunternehmen ihre Anlagen in den vergangenen Wochen umgerüstet hatten.

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Das US Handelsbilanzdefizit verringerte sich auf 42,9 nach 48,0 Mrd. USD im Vormonat. Damit ist das Defizit stärker als erwartet gesunken. Expertenhatten im Vorfeld mit einem ähnlichen Level wie zuvor kalkuliert. Damit ist das Defizit so niedrig wie seit Ende 2010 nicht mehr. Die USA profitieren zurzeit besonders von günstigeren Energieeinfuhren und nicht von Reformerfolgen.

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Der Handelsbilanzsaldo des UK stellte sich per Juniauf -10.1 Mrd. Pfund. Erwartet wurden 9,9 Mrd. Pfund. Die nochmals schwächeren Zahlen nach dem Berichtsmonat Mai mit -8,4 Mrd. Pfund zeigen die enge Verbundenheit mit Europa als Handelspartner, denn die Exporte gaben stark um 8,4% nach. In die restliche Welt gaben Exporte sogar um 9,6% nach. Die Handelsbilanz brach nur deshalb nicht weiter ein, weil die Importe ebenfalls abnahmen. Diese anhaltenden Entwicklungen sind alles andere als gesund und zeigen, in welcher schwierigen Lage sich das Land befindet.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.2370 - 00 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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