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Euro bietet Stabilität - FOMC-Protokoll impliziert hohe Wahrscheinlichkeit ...

13.10.2010  |  Folker Hellmeyer
Euro bietet Stabilität - FOMC-Protokoll impliziert hohe Wahrscheinlichkeit von mehr QE!

Der Euro eröffnet heute (07.40 Uhr) bei 1.3955 nachdem im gestrigen europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3776 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 114.15, während EUR-CHF bei 1.3340 oszilliert.

Wir freuen uns zunächst über die überraschend positive Entwicklung der "Machinery Orders" in Japan. "Core Machinery Orders" legten in Japan per Berichtsmonat August im Monatsvergleich unerwartet stark um 10,1% nach zuvor +8,8% im Juli und +1,6% im Juni zu. Die Prognose war bei -3,7% angesiedelt! Im Jahresvergleich stellt sich der Anstieg auf solide 24,1%.

Positiv ist anzumerken, daß die heimische Nachfrage wesentlicher Katalysator ist. Der Blick auf den Chart (aktuelles Niveau auf der Basis der Tiefpunkte von 2002!) verrät aber auch, daß die bisherige Anpassung im Vergleich zu Deutschland oder anderen derzeit erfolgreichen Industrienationen unterproportional ausfällt. Diese unterproportionale "Performance" hat mit strukturellen Problemen in Japan zu tun, die ähnlich wie in den USA nicht im erforderlichen Maße adressiert werden.

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Das Protokoll des US-Offenmarktausschusses lieferte den erwarteten Inhalt. Weitere quantitative Maßnahmen werden ernsthaft vor dem Hintergrund der schwächlichen US-Konjunktur erwogen. Katalysatoren dieser Maßnahme können sowohl zu schwaches Wachstum für eine Belebung des Arbeitsmarktes als auch sinkende Inflationsraten sein.

Mithin hält sich der Offenmarktausschuss mit dieser Erklärung zu den potentiellen Auslösern für weitere quantitative Maßnahmen alle Optionen offen, um jederzeit agieren zu können. Es wird auch deutlich, daß man Inflationserwartungen verschärfen will. Die wahrscheinlichsten Maßnahmen sind weitere Aufkäufe von Staatsanleihen.

Damit würde das Zinsniveau am Kapitalmarkt politisch auf niedrigem Niveau verankert und gleichzeitig die internationale Lustlosigkeit, US-Treasuries zu erwerben, kaschiert. Die Betonung liegt auf kaschiert!
  • Fakt ist, daß aus dieser in Aussicht gestellten Politik der Monetarisierung der Staatsschuld das Angebot an USD deutlich erhöht würde. Das zusätzliche Angebot würde auf den USD grundsätzlich belastend wirken!

  • Fakt ist, daß die Politik des festen USD bestenfalls noch eine Sprechblase ist. Sie war aus der Rückbetrachtung der letzten Jahre auch nie mehr als eine Sprechblase.

  • Fakt ist, daß sich die Tendenz in den USA verschärft, politische Preise zu forcieren. Die Marktideologie hat in den USA ihre Freunde verloren. Das Modell "Moskau 85" wird derzeit hofiert. Wirtschaftsnobelpreisträger Krugman geht allen mutig und lauthals voran! Wie wurden uns in Europa in den 90ern und Anfang des neuen Jahrtausends doch die Leviten gelesen, daß wir keine Ahnung von Wirtschaft hätten und zu viel Staatsdirigismus in Europa dominieren würde. Wie ist es nur möglich, daß dieselben Protagonisten, die Europa lauthals kritisierten, heute im Rahmen des US-Staatsdirigismus immer noch in Amt und Würden sind und nun den Europäern mangelnde Intervention vorwerfen? Der Begriff Chuzpe drängt sich hier förmlich auf!

  • Fakt ist, daß die aktuelle/potentielle Notwendigkeit, diese Maßnahme ins Kalkül zu ziehen, belegt, daß die USA maßgeblich mit strukturellen und nicht nur mit zyklischen Problemen behaftet sind.

  • Fakt ist, daß die USA weiterhin nicht bereit sind, Strukturreformen ins Auge zu fassen. Sie sind auch nicht bereit, zuzugeben, daß die Forcierung des Geschäftsmodells der Dienstleistungsgesellschaft in der gewählten Form schlicht weg und ergreifend ein großer Fehler war! Der erodierte Kapitalstock im produzierenden Gewerbe wurde an dieser Stelle bereits thematisiert (Bruttoinlandsinvestitionen -32,5% von 2006 - 2009).

  • Fakt ist, daß die USA weiter auf Kosmetik setzen.

  • Fakt ist, daß dieser Politikansatz keine ultimative Lösung bietet.

  • Fakt ist, daß die USA mit einer Fortführung dieser Politik im Zeitverlauf ihre Probleme verschärfen. Die letzten 10 Jahre sind lebender Beweis dieser These. Eine solide Rezession in der Phase 1998 - 2001 hätte viel verhindern können!

  • Fakt ist, daß nur wenige Profis am Markt und in der Politik diese Tatsachen hören wollen.

Ein Problem, das sich aus der Fehlsteuerung der USA ergeben hat, wird nachfolgend thematisiert.

Laut einem Report des "American Enterprise Institute" sind die Renten der öffentlichen Hand um 3.059 Mrd. USD zu gering dotiert. Nur 43% der öffentlichen Pensionen sind wirklich mit Kapital gedeckt! Das US-Defizitproblem hat viel Facetten!

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3480-1.3510 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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