Interview: Eric Sprott über Gold und QE2
22.10.2010 | Ron Hera
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Hera Research Newsletter: Wenn Sie also davon ausgehen, dass der Wert der Währungen fallen wird, gehen Sie dann auch davon aus, dass die Preise für reale Vermögensanlagen steigen werden?Eric Sprott: Ich denke, dass hängt von der Klasse der realen Vermögensanlage ab und davon, was ihren Wert ausmacht. Ich habe immer meine Zweifel an Immobilien- und Grundstückseigentum, denn große Teile davon sind mit so hohen Schulden belastet. Wenn die Leute ihre Schulden zurückzahlen müssen, dann können die Preise für Immobilien und Grundstücke sinken, auch wenn es zu dieser Zeit QE2 oder QE3 gibt, denn in diesen Bereichen wird nicht genügend Cashflow generiert. Ich denke da eher an Dinge wie Agrarprodukte, Öl und Gas. Ich denke da an Dinge, die als Tauschmittel eingesetzt werden können, wie zum Beispiel Gold und möglicherweise auch Silber oder vielleicht auch andere Edelmetalle - das jedenfalls ist die Kategorie, die, was die Werterhaltung angeht, meiner Meinung nach die überlebensfähigste ist.
Hera Research Newsletter: Ist das auch der Grund, warum Sie in Edelmetalle und besonders Gold investiert haben - um den Bärenmarkt zu überstehen?
Eric Sprott: Meine Geschichte mit Gold geht zurück bis ins Jahr 2000, als der Markt seine Talsohle erreichte, was tatsächlich auch mit unserer Annahme einherging, dass jetzt ein Bärenmarkt anstehen würde. Egal welchen Bärenmarkt man betrachtet, man fragt sich immer: "Wie überstehe ich den?". Wir dachten, "wir brauchen jetzt unbedingt Gold und Goldaktien", und es funktionierte so gut, dass es schon erschreckend ist. Man muss bedenken, dass die Märkte in den letzten 10 Jahren fielen und Gold von seinen Tiefstständen aus um ca. 500% stieg und Goldaktien um die 1.200%. Hier spielt die Musik.
Hera Research Newsletter: Es sieht ganz so aus, als würde viel Geld in den Sprott Physical Gold Trust :: (NYSE:PHYS) fließen.
Eric Sprott: Weil er sich an US-Amerikaner wendet; der Steuersatz für Kapitalgewinne im Sprott Physical Gold Trust liegt heute bei 15%, besitzt man hingegen Anteile am ETF, liegt der Steuersatz bei 28%, denn Gold wird von der Steuerbehörde IRS als Sammelobjekt eingestuft. Das ist der entscheidende Grund, warum viele Leute dieses Vehikel nutzen anstatt eines ETF. Neben den Steuererleichterungen für US-Bürger bleibt das Gold bei der Royal Canadian Mint in Ottawa, und so manche in den USA finden das gut, denn sie wollen das Gold lieber außerhalb des Landes sehen. Zudem ist der Treuhänder keine fremdkapitallastige Finanzinstitution. Die Treuhänder der Gold- und Silber-ETF sind fremdkapitallastige Finanzinstitutionen, und es gilt: Wenn Fremdkapital und Hebel im Spiel sind, gibt es immer auch potentielles Risiko. Der Grund, warum wir unser Vehikel einführten, war natürlich, dass viele Menschen begriffen haben, dass sehr viel Papiergold existiert und dass es nicht mehr da sein wird, wenn man es einfordert.
Hera Research Newsletter: Ich verstehe, dass PHYS-Anteile mit einem Aufschlag von 5% -10% gegenüber dem Gold-Kassapreis gehandelt werden.
Eric Sprott: Wir wollten, dass man im wahrsten Sinne des Wortes sein physisches Gold bekommen kann; es gibt also einen Mechanismus: Wenn Sie einen Barren kaufen können, das sind 400 Unzen, dann werden wir ihn auch liefern. Die physische Eigenschaft, sprich das Wissen darum, dass das Gold dort existiert, und auch die steuerlichen Vorteile - das macht den Aufschlag aus. Ich denke, das ist gerechtfertigt. Mit Sicherheit gibt es kein anderes nordamerikanisches Vehikel, wo man physisches Gold bekommt. Deswegen haben wir dieses Vehikel auch geschaffen.
Hera Research Newsletter: Es besteht also eine Art Absicherung, wie sie bei Exchange Traded Funds wie GLD nicht gegeben ist. Betrachten Sie Gold allein als Versicherung, oder sehen Sie Gold auch als Währung?
Eric Sprott: Als ich das erste Mal mit Gold zu tun hatte, kam ich zu dem Schluss - was vor allem an Frank Venerosos Buch "The Gold Book Annual 1998" (Jefferson Financial, 1998) lag - dass der Goldmarkt von den Zentralbanken gedrückt wurde und dass diese Blockade irgendwann brechen müsste. Veneroso zeigte, dass sie 400 Tonnen pro Jahr verkauften. Mit fortschreitender Zeit musste also deren Bereitschaft, Gold zu verkaufen, einfach aufhören. Jetzt haben wir die Situation, in der die Zentralbanken, die einst Goldverkäufer waren, zu Goldkäufern geworden sind.
Der Goldmarkt ist sehr klein. Die Minen produzieren, sagen wir, 2.600 Tonnen pro Jahr und die Zentralbanken verkauften 400 Tonnen. Das sind ziemlich viele Tonnen in einem Jahresmarkt von 2.600 Tonnen. Jetzt sind die Zentralbanken Käufer von vielleicht 200 Tonnen oder mehr. Ich glaube, der World Gold Council hat geschätzt, dass die Zentralbanken im letzten Jahr ganze 400 Tonnen gekauft haben. Stellen Sie sich einmal diese Veränderungen vor: Ein Verkäufer von 400 Tonnen wird zu einem Käufer von 400 Tonnen in einem Markt der mit 2.600 Tonnen aus der Produktion beliefert wird. Woher werden die normalen Goldnutzer nun ihr Gold bekommen angesichts der großen Veränderungen auf seitens der Zentralbanken?
Hera Research Newsletter: Es ist schon komisch, dass die Zentralbanken Gold verkauften, als die Preise fielen und jetzt, wo die Preise steigen, auf der Käuferseite sind.
Eric Sprott: Heute haben wir die Gold-ETF, die vor 10 Jahren noch nicht existierten, und sie zählen heute zu den größten Goldeignern der Welt. Es gibt auch Fonds wie den unseren und den von Paulson & Co. oder David Einhorns Fonds, Greenlight Capital sowie zahlreiche Pensionsfonds, die heutzutage über Gold verfügen, aber vor 10 Jahren niemals Gold gehabt hätten. Woher bekommen diese Fonds all ihr Gold, wenn sie vor 10 Jahren noch nicht einmal Teil der Angebot-Nachfrage-Gleichung waren? Ich frage mich, woher dieses ganze Gold stammt. Ich hatte immer vermutet, dass es heimlich aus den Zentralbanken kommt.