Interview: Eric Sprott über Gold und QE2
22.10.2010 | Ron Hera
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Hera Research Newsletter: Denken Sie, angesichts eines schwächer werdenden Dollars, dass die realen Zinssätze aktuell negativ sind?Eric Sprott: Diese 0%-Zinspolitik wird in 20 Jahren als eine der größten finanziellen Lachnummern aller Zeiten betrachtet werden. Natürlich sind die Hauptnutznießer die Banken und der Staat. Die Banken können für nichts leihen und die Regierungen können für fast nichts leihen, aber der echte Zinssatz müsste viel höher liegen. Ich meine, wer will da noch sparen? Sie bitten jemanden, das Defizit zu finanzieren und dann zahlen sie ihm fast nichts für’s Sparen. Warum also? Man bekommt nichts für die Ersparnisse. Warum sollten die Leute also sparen?
Hera Research Newsletter: Sollte es zu einer zweiten Runde quantitativer Lockerungen, QE 2, kommen, denken Sie, dass es dann zu einen Vertrauensverlust in die US-Regierung und den US-Dollar kommen würde?
Eric Sprott: Wir sind ganz real und direkt mit einem Dilemma konfrontiert, und ich sehe da keine einfache Lösung für uns. Die Menschen werden beginnen, das Risiko eines staatlichen Schuldausfalls in Betracht zu ziehen. Das fing mit Irland an, sprang über nach Island, nach Griechenland und wird vielleicht in Portugal oder Spanien ankommen - und das Problem könnte an der nordamerikanischen Küste angeschwemmt werden. Und nicht nur das, der Dollar ist kürzlich ziemlich schwach gewesen, denn immer mehr Menschen wägen dieses Problem ab, und sie werden zu dem Schluss kommen, dass es nicht mehr viele sichere staatliche Zonen gibt. Es gibt einfach nicht mehr viele.
Sie sind sehr, sehr selten geworden. Entweder wird es kein QE2 geben und die Zinssätze werden steigen, oder es gibt QE2 und die Zinssätze können niedrig bleiben - letztendlich aber, wenn wir dann zu QE3 oder QE4 übergehen, wird das große AHA kommen, denn auch der letzte wird erkennen, dass wir einfach nur Geld drucken, das Problem aber nicht beseitigen können. Wenn wir immer nur drucken, drucken und nochmals drucken, werden die Menschen ihre Bankeinlagen irgendwann in irgendetwas Reales konvertieren wollen, denn sie realisieren, dass Fiat-Geld seinen Wert nicht halten wird.
Hera Research Newsletter: Könnten Sie sich einen Lösungsansatz vorstellen? Wie kann die Welt in dieser Situation weiterkommen?
Eric Sprott: Ich glaube nicht, dass es eine Lösung gibt. Mir wird immer gesagt: "Wann bist Du mal nicht negativ eingestellt?" Ich sage: "Ich werden dann nicht mehr negativ sein, wenn ich erkenne, dass es in Zentralbankkreisen und im staatlichen Bereich Leute gibt, die anfangen, Verantwortung zu übernehmen." Man könnte jetzt zwar sagen, die ersten Zeichen wären ja schon gesetzt worden - mit der Austeritätspolitik drüben in Europa, in Großbritannien und Griechenland. Interessant ist aber, dass die meisten diese Programme ein Jahr später beginnen. Sie beginnen nicht heute. Interessant wird erst noch, wie stark diese Programme dann noch sind.
Hera Research Newsletter: Sind die europäischen Austeritätsmaßnahmen indirekte Rettungsaktionen, mit denen die staatlichen Schulden geschützt werden sollen?
Eric Sprott: Deswegen werden die Maßnahmen ja auch angekündigt. Die EZB hatte ihr QE, als sie eine Billion $ für die griechische Rettungsaktion verfügte. Hätten sie anschließend keine Austeritätsprogramme verkündet, auf welche Gedanken hätten wir dann kommen können? Wenn man die Rettungsaktion durchführt, muss man anschließend zumindest sagen, man wolle versuchen, das Geldausgeben zu stoppen. Die Ankündigung der Maßnahmen war damals fast obligatorisch. Sie alle mussten das Wort ergreifen, denn der Euro und das europäische Bankensystem befanden sich unter immensen Druck. Einlagen verließen diese Länder, also musste etwas unternommen werden.
Hera Research Newsletter: Ihre Prognose: Wie wird sich die Situation der Staatsschulden entspannen?
Eric Sprott: Ich denke, wir sind zu weit gegangen. Es gibt viel zu viel Schulden. Allein die Schulden des Bundes [Anmerkung des Herausgebers: Dies ist eine sehr interessante Seite.] betragen um die 40.000 $ für jeden Amerikaner, ein vierköpfige Familie schleppt also 160.000 $ Schulden mit sich herum, und da bleiben die Schulden der einzelnen Bundesstaaten noch gänzlich unerwähnt. Ich denke nicht, dass wir uns da rausarbeiten können. 60 Jahre lang hatten wir immer eine Ausweitung der Schulden, nun geht diese Ära ganz plötzlich zu Ende, und jetzt haben wir eine Kontraktion und diese Kontraktion wird sich wohl in die Länge ziehen.
Hera Research Newsletter: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Eric Sprott: Vielen Dank.
Nachworte : Eric Sprotts Erfolgsgeschichte als Portfoliomanager und Unternehmer im Rohstoffsektor spricht für sich. Ob man nun Eric Sprotts Skeptizismus hinsichtlich der fiskalen Verantwortung der Regierungen, der Solidität von Fiat-Währungen oder der Stabilität der verschuldeten Unternehmen und Staaten teilen will oder nicht, seine nonkonformistischen Analysen ermöglichten es ihm, beim Trade des Jahrzehnts Gewinne einzufahren: Gold. Der Dollar steht im Spannungsfeld zwischen einer blutarmen US-Wirtschaft, niedrigen Zinssätzen der Federal Reserve, den Ankauf von Finanzanlagen durch die Fed, der US-Staatsverschuldung und einer zweiten Runde quantitativer Lockerungen (QE2). Er wird mit Sicherheit noch schwächer werden, was wiederum die Nachfrage nach Gold anheizen wird.
© Ron Hera
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Ron Hera ist Gründer von Hera Research, LLC, www.heraresearch.com. Hera Research analysiert die Beziehungen zwischen Makroökonomie, Staat, Banken und Finanzmärkten. Aktuell sind sie auf den Bergbausektor und Metalle wie auch auf Öl, Energie, alternative Energien, Agrarrohstoffe und andere Rohstoffe spezialisiert. Hera Research gibt einen monatlichen Newsletter heraus.
Dieser Artikel wurde am 18.10.2010 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de veröffentlicht.