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Zunahme der Preisverzerrungen am Ölmarkt

14.08.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist zum Wochenauftakt weiter gestiegen und hat kurzzeitig die Marke von 115 USD je Barrel erreicht, das höchste Niveau seit Anfang Mai. Der Preisanstieg bei Brent ist auf Sonderfaktoren wie eine im September um 17% niedrigere Nordseeproduktion und die Zuspitzung der Spannungen im Nahen und Mittleren Osten zurückzuführen. In den vergangenen Tagen hat sich die Rhetorik zwischen Iran und Israel deutlich verschärft, was die Sorgen vor einem militärischen Konflikt verstärkt. Als weiterer Krisenherd in der Region ist Ägypten hinzugekommen, nachdem der neugewählte Präsident die Armeeführung entmachtet und den Verteidigungsminister des bevölkerungsreichsten arabischen Landes ausgewechselt hat, welches durch den Suezkanal auch ein wichtiges Öltransitland ist.

Im Zuge dieser Entwicklungen hat sich auch der Preisabstand zwischen Brent und WTI auf mehr als 20 USD je Barrel ausgeweitet. So hoch war der Preisabstand zuletzt im April. Zudem ist Brentöl mit Lieferung im September derzeit 2 USD teurer als mit Lieferung im Oktober. Bis zum Auslaufen des September-Kontraktes am Donnerstag könnten die Verzerrungen sogar noch zunehmen, da sich Händler vor der Kontraktumstellung eindecken müssen. Dass die Verzerrungen am Ölmarkt derzeit vor allem auf Brent zurückzuführen sind, zeigt ein Blick auf die US-Lagerdaten. Denn die US-Rohöllagerbestände sind in den vergangenen Wochen deutlich gesunken, was eigentlich für ein Zusammenlaufen der Preisdifferenz gesprochen hätte. Das API veröffentlicht die neuen Daten heute nach Handelsschluss, das US-Energieministerium morgen Nachmittag. Es wird erwartet, dass die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche weiter gesunken sind.

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Edelmetalle

Der Goldpreis kommt nicht vom Fleck: Zwar hält er sich weiter über der psychologisch wichtigen Marke von 1.600 USD je Feinunze, allerdings kann er sich aber auch nicht merklich von diesem Niveau nach oben absetzen. Der seit gestern etwas schwächere US-Dollar gibt dem Goldpreis aktuell nur wenig Unterstützung. Gründe für einen steigenden Goldpreis gibt es aber genug: So könnte sich Medienberichten zufolge die Einführung des ESM weiter verschieben, da derzeit eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gegen den ESM anhängig ist, die das Urteil des Bundesverfassungsgerichts verzögern könnte. Darüber hinaus dürften die bevorstehenden Maßnahmen zur Lockerung der Geldpolitik der Notenbanken zu höheren Inflationsraten führen, wovon Gold als wertstabile Anlage profitieren sollte.

Durch die Zunahme der Spannungen im Nahen und Mittleren Osten steigen zudem die geopolitischen Risiken. Wir gehen daher im Jahresverlauf von deutlichen Preissteigerungen aus und sehen den Goldpreis zum Jahresende bei über 1.900 USD je Feinunze. Wie in der Vergangenheit oftmals zu beobachten war, vollzieht auch diesmal Silber die Bewegungen von Gold überproportional nach. Gestern verlor das weiße Edelmetall fast doppelt so viel wie Gold und rutschte abermals unter die Marke von 28 USD je Feinunze. Silber scheint aber auf dem aktuellen Niveau einen Boden auszubilden. Unterstützung könnte auch von den ETFs kommen, die in den letzten Wochen wieder Zuflüsse verzeichneten.


Industriemetalle

Trotz weiter fallender Stahlpreise haben die chinesischen Stahlhersteller ihre Produktion nach wie vor nicht wesentlich reduziert. Angaben des Nationalen Statistikbüros zufolge wurden in China im Juli 1,99 Mio. Tonnen Stahl pro Tag produziert (61,69 Mio. Tonnen insgesamt), nach 2 Mio. Tonnen pro Tag im Monat zuvor. Wie die jüngste Ankündigung von Baosteel, einem der größten chinesischen Produzenten, zeigt, versuchen die Stahlhersteller der verhaltenen Nachfrage nicht mit Produktionskürzungen zu begegnen, sondern senken weiter ihre Preise. Baosteel hat Ende letzter Woche bekannt gegeben, die Preise für ihre meisten Produkte im September weiter zu reduzieren. Andere Stahlproduzenten dürften folgen, um keine Marktanteile zu verlieren.

Aber auch andernorts ist die Stahlnachfrage schwach. So berichtete die Wirtschaftsvereinigung Stahl, dass die deutschen Stahlhersteller im zweiten Quartal einen Auftragsrückgang um 12% im Vergleich zum Vorquartal verzeichneten. Im Juni ist der Auftragseingang sogar auf ein 7-Monatstief von weniger als 8 Mio. Tonnen gefallen. Im Gegensatz zu ihren chinesischen Pendants haben die deutschen und europäischen Stahlhersteller ihre Produktion schon merklich reduziert. Eine Aufhellung der Lage ist laut Einschätzung der Wirtschaftsvereinigung Stahl aufgrund der Unsicherheit durch die Euro-Krise kurzfristig aber nicht in Sicht. Die Stahlpreise dürften daher weiter unter Druck stehen bzw. sich nicht merklich erholen können.


Agrarrohstoffe

Zum ersten Mal in diesem Jahr wurde die Qualität der Sojabohnenpflanzen in den USA angehoben. Das US-Landwirtschaftsministerium bewertete 30% der Pflanzen als „gut“ oder „sehr gut“. Grund hierfür waren die Regenfälle der letzten Tage. Dennoch bleibt der Zustand der schlechteste seit 1988. Weitere Niederschläge und kühlere Wetterbedingungen können sich noch positiv auf die Bohnenentwicklung in den Schoten auswirken, die Schotenbildung ist allerdings abgeschlossen. Der Anteil der Topbewertungen für Mais blieb erstmals nach 9 Wochen des Rückgangs unverändert bei 23%. Hier sind aufgrund des fortgeschrittenen Entwicklungsstands der Pflanzen keine Verbesserungen mehr zu erwarten.

Derweil nimmt die Teller-Tank-Diskussion weiter an Fahrt auf. Die Richtlinien der US-Umweltschutzbehörde EPA für den Renewable Fuel Standard sehen für das Jahr 2012 vor, dass 15,2 Mrd. Gallonen Kraftstoff aus regenerativen Energien gewonnen werden. Davon sind 13,2 Mrd. Gallonen Ethanol aus Mais eingeplant. Das entspricht gut 4,5 Mrd. Scheffel Mais und würde somit über 40% der Ernte in Anspruch nehmen. Mehrere Senatoren und auch Viehhalter erhöhen aus Sorge vor steigenden Futtermittelpreisen den Druck auf die EPA, dieses Mandat zu senken. Ihrer Meinung nach sorgt der hohe Maiseinsatz zur Ethanolproduktion für die weltweit hohen Maispreise, die sich auch in den Kosten für Lebensmittel wiederspiegeln könnten.




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