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Euro nach Höchstkursen bei 1.4158 am Freitag unter starkem Druck!

18.10.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.45 Uhr) bei 1.3880 nachdem am Freitag im europäischen Handel Höchstkurse bei 1.4158 und im asiatischen Handel heute früh Tiefstkurse bei 1.3864 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.70, während EUR-CHF bei 1.3365 oszilliert.

Die aktuelle Bewegung in der Parität EUR-USD ist als volatil zu kennzeichnen. Innerhalb von 24 Handelsstunden von 1.4040 auf 1.4158 und dann zurück auf 1.3864 sind markante Wegstrecken. Die Bewegung lässt sich über Markttechnik erklären. Der Euro bewegte sich auf deutlich überkauftem Niveau (u.a. MACD). Damit werden Korrekturen wahrscheinlicher.

Gleichzeitig meldete sich die Politik zu Wort und drückte ihre Ablehnung bezüglich einer weiteren Befestigung des Euros aus. Herr Juncker steht hier in der ersten Reihe. Herr Trichet nimmt sich des Themas an, indem er von unerwünschter Volatilität redet. Das klingt weniger dramatisch, es bezeichnet aber schlussendlich eine identische Aussage.

Ergo ist die Politik aller Voraussicht nach ein Katalysator neben der Markttechnik, die für die jetzt einsetzende Korrektur verantwortlich ist.

Das Thema Politik ist auch deswegen wesentlich, da der Devisenmarkt am Freitag bereit war, nachhaltig auf die Einlassungen Bernankes in Boston zu reagieren. Bernanke hat noch einmal betont, daß weitere Lockerungen seitens der Fed geplant sind. Damit geht die Fed einen anderen Weg als die EZB. Der Devisenmarkt diskontierte diese klare Einlassung mit einem Anstieg des Euros auf 1.4158, der dann innerhalb kürzester Zeit konterkariert wurde.

Als Bernanke um 14.20 seine Rede begann kam es zu einem deutlichen Anstieg von 1.4085 auf 1.4158 innerhalb von 15 Minuten. Dabei wurden neue Höchstkurse in der laufenden Bewegung markiert, was nach Handbuch der Markttechnik zunächst weitere Käufe auslösen sollte.

Bei 1.4156 war aber (Doppeltop in den 5 Minuten Charts, siehe Chart unten) definitiv Schluss. Innerhalb der nächsten 35 Minuten bis 15.10 Uhr stellte sich ein Rückgang auf 1.4047 ein. Mit dem deutlichen Unterschreiten des Ausgangsniveaus vor den Einlassungen Bernankes bei 1.4085 war eine neue Situation geschaffen.

Innerhalb von nur 40 Minuten war die natürliche Marktreaktion auf Bernanke, der der Kosmetik das Wort redete und Strukturpolitik nach wie vor als Handlungsfeld ignoriert, konterkariert und ein technisches Bild geschaffen, das eine stärkere Korrektur ermöglichte.

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Der Datenpotpurri war am Freitag äußerst lang. Wir beginnen mit den Veröffentlichungen der Eurozone.

Die Verbraucherpreise stellten sich per September auf 1,8% nach zuvor 1,6%. Damit bestätigte die finale Berechnung den vorläufigen Wert. Der Blick auf den Chart macht unmissverständlich klar, daß die ökonomische Expansion sich auch inflationär bemerkbar macht. Seit Juli 2009 ergibt sich ein Anstieg um 2,5% ausgehend von -0,7%.

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Die Handelsbilanz der Eurozone wies per August einen unerwartet hohen Fehlbetrag in Höhe von -4,3 Mrd. Euro nach zuvor +6,7 Mrd. Euro aus. Die Prognose lag bei -0,7 Mrd. Euro. Die Datenreihe ist volatil. Sie bewegt sich grundsätzlich auf einem Niveau, das Ausgewogenheit ausdrückt und von daher ist das aktuelle Ergebnis nicht überzubewerten.

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Die Verbraucherpreise sind in den USA per September lediglich um 0,1% im Monatsvergleich angestiegen. Die Prognose war bei 0,2% angesiedelt. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 1,1% nach zuvor 1,2% ein.

Wir weisen darauf hin, daß die Preismessung in den USA ein nicht unerhebliches Maß an politischem Beigeschmack aufweist. John Williams von "Shadow Government Statistics" liefert hier einen unbestechlich aussagefähigen Chart, der die belastbaren alten Berechnungsmethoden und die daraus resultierenden Inflationsdaten ausweist.

Die blaue Linie ist diejenige, die nach meiner bescheidenen Ansicht die höchste Belastbarkeit aufweist (1990 vor den Interventionen der Boskin Kommission).

Wenn das Preisniveau zu gering und damit falsch ausgewiesen wird, werden die Lohnsteigerungen und Sozialleistungen unterproportional erhöht, das resultiert in der Erosion des Mittelstands und in einer Verarmung der Gesellschaft.

Wer sich die Entwicklung in den letzten 20 Jahren in den USA ansieht, stößt genau auf die letzten beiden Phänomene. "Food for thought!"

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Der "NY Empire State Manufacturing Survey" legte unerwartet stark von zuvor 4,1 auf 15,7 Punkte zu. Die Prognose lag bei 6,9 Zählern. Auch die Subindices spiegeln diesen deutlichen Anstieg. So zog der Auftragsindex von 4,3 auf 12,9 an. Der Beschäftigungsindex verbesserte sich von 14,9 auf 21,7 Punkte an.

Es bleibt dabei, daß der produzierende Sektor, der eng mit der Weltwirtschaft verbandelt ist, das Aushängeschild der US-Konjunktur ist und bleibt. Das ist das Pfund, mit dem die USA wuchern können. Es bedarf einer Fokussierung auf den produzierenden Sektor, um die USA strukturell neu aufzustellen.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan sank unerwartet von 68,2 auf 67,9 Punkte. Die Prognose lag bei 69,0 Zählern. Fakt ist, daß die Stimmung der Verbraucher in den USA schlecht ist. Genau das ist Ausdruck, der strukturellen Probleme, zu denen übrigens auch das Qualitätsdefizit der offiziellen Preis-, Wachstums- und Produktivitätsdaten gehört.

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Die Lagerbestände legten in den USA per August um 0,6% zu. der Lagerzyklus ist weder in den USA noch im Rest der Welt abgeschlossen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3480-1.3510 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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