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FDP "ausgeschäfflert"? - Bundesverfassungsgericht unbeirrt - Europäische Wachstumszahlen durchwachsen mit positiven Akzenten

15.08.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.47 Uhr) bei 1.2326, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2317 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.78 In der Folge notiert EUR-JPY bei 97.10, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert.

Die Abgrenzung von der CSU und damit auch eine veränderte Haltung in der Defizitkrise, die Herr Rösler gestern für die FDP vorgenommen hat, ist bezüglich eines sachlichen Umgangs mit dem Thema der Defizitkrise der Eurozone nach der "Schäfflerära" der FDP ermutigend. Damit bewegt sich die FDP wieder stärker in dem von ihr historisch besetzten pro-europäischen Kontext - Welcome back!

Wir freuen uns sehr, dass unsere Bewertung des CSU-Europolitik durch Herrn Rösler Zuspruch erfährt.

Wir würden uns noch mehr freuen, wenn Herr Rösler öffentlichkeitswirksam auch einmal die Reformerfolge der Defizitländer thematisierte. Sie sind es wert und verdienen eine angemessene Würdigung, um der asymmetrischen Information der deutschen Bevölkerung und der daraus resultierenden antieuropäischen Grundhaltung entgegen zu wirken (Boulevardpresse als auch Teile der Finanzmedien nebst einigen Professoren tragen für die bisherige Stimmungslage massive Verantwortung). Wir stellen gerne unseren Fundus anDaten und Fakten zur Verfügung, der wenn überhaupt nur sporadisch und/oder tendenziell widerwillig von den oben genannten medialen "Outlets" genutzt wurde.

Das Bundesverfassungsgericht hält an dem Terminplanbezüglich Fiskalpakt und ESM fest und agiert damit unbeirrt von den jüngsten Klageerhebungen.

Für weitere Details bezüglich obiger Themen verweisen wir auf die "Reuters-Meldungen" in der Rubrik "Letzte Nachrichten".

Griechenland hat sich erfolgreich am Geldmarkt 4,1 Mrd. Euro besorgt. Ein Zins in Höhe von 4,43% für 3 Monate ist sportlich und dauerhaft kaum verkraftbar, aber bezüglich der aktuellen Situation und Debatte um Griechenland angemessen. Damit hat sich Griechenland Luft verschafft und darf sich jetzt auf die Entscheidung der Troika vorbereiten.

Der Reiseplan des Herrn Samaras impliziert, dass Griechenland sehr bemüht ist, in der Eurozone verbleiben zu können/dürfen. Diese Einsicht kommt spät. Das Griechendrama 2012 war in diesem Jahr der wesentliche Katalysator der Krisenverschärfung. Das Maß der Geduld ist sehr strapaziert. Herrn Samaras und seinen Kollegen sollte klar sein,dass alle anderen Reformländer latente Infektion durch levantinischen Aktionismus nicht mehr bereit sind, zu tolerieren. Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu:

Der deutsche ZEW-Index setzte per August negative Akzente. Der Sentimentindex sank unerwartet von zuvor -19,6 auf -25,2 Punkte und markierte damit den niedrigsten Stand seit Dezember 2011 (-53,8). Die Prognose lag bei -19,6 Zählern. Der Index der Bewertung der aktuellen Lage ging von zuvor 21,1 auf 18,2 Punkte zurück (Prognose 18,.1).Der Blick auf den langfristigen Chart verdeutlicht die schwache Bewertung durch die befragten Finanzanalysten.

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Die Industrieproduktion der Eurozone sank per Berichtsmonat Juni im Monatsvergleich um -0,6% (Prognose -0,7%). Der Vormonatswert wurde von +0,6%auf +0,9% revidiert. Ergo ergab sich gegenüber den Konsensusprognose für den Zweimonatszeitraum ein um +0,4% besseres Ergebnis. Die Tendenz der Entwicklung muss jedoch kritisch eingewertet werden. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -2,1% nach zuvor -2,6%. Der Chart impliziert die Möglichkeit einer Bodenbildung.

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Brüssel/Berlin, 14. Aug (Reuters) - Die Wirtschaft der Euro-Zone ist im zweiten Quartal trotz des robusten Wachstums ihrer Konjunkturlok Deutschland geschrumpft. Das ist gegenüber den Erwartungen in der Tat eine positive Überraschung. Das Bruttoinlandsprodukt fiel um 0,2 Prozent im Vergleich zum Jahresbeginn, teilte das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Brüssel mit. Von Reuters befragte Analysten hatten mit diesem Ergebnis gerechnet. Im ersten Quartal hatte die Wirtschaftsleistung noch stagniert. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von Rezession gesprochen.

Einen stärkeren Einbruch verhinderte Deutschland mit einem Wachstum von 0,3 Prozent. Österreich und die Niederlande schafften ein Plus von 0,2 Prozent, während mit Frankreich die zweitgrößte Volkswirtschaft der Währungsunion stagnierte.

Wesentlicher schlechter sieht es in den Krisenländern aus. In Italien brach das Bruttoinlandsprodukt um 0,7 Prozent ein, in Spanienum 0,4 Prozent, in Zypern um 0,8 Prozent, in Portugal um 1,2 Prozent. Belgien meldete ein Minus von 0,6 Prozent.

Hinsichtlich des Umfangs der Reformen gekoppelt mitder Latenz der spekulativen Aggression gegen die Reformländer, die eine Paralyse der Investitionstätigkeit zur Folge hat, ist diese Entwicklung in den Reformländern nicht erstaunlich.Um so mehr ist europäische Solidarität gefordert, die Reformländer so abzuschirmen, dass die Reformen auch die verdiente Traktion in den Realwirtschaften zeitigen können. Davon würde auch Deutschland profitieren.

Wir stehen vor der Frage, eine strukturell reformierte Eurozone der Spekulation zu opfern oder solidarisch unsere Zukunftsfähigkeit angemessen zu verteidigen.

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In den USA verzeichneten die Erzeugerpreise einen Anstieg um 0,3% im Monatsvergleich (Prognose 0,2%). Im Jahresvergleich stellte sich die Zunahme auf 0,5% nach zuvor 0,7%. Die US-Einzelhandelsumsätze legten im Monatsvergleich per Juli unerwartet stark um 0,8% zu und setzten positive Akzente für die Finanzmärkte. Die Prognose lag bei lediglich 0,3%. Gleichzeitig wurde der Vormonatswert von -0,5% auf -0,7% revidiert. Somit gab es auch etwas Wasser in den Wein. Auch ist zu berücksichtigen, dass es drei Monate in Folge zu Rückgängen gekommen ist. Diese Datenreihe ist nicht inflationsbereinigt. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 4,1% nach zuvor 3,5%.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.2370 - 00 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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