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Getreidepreise unter Druck

15.08.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Anstieg der Ölpreise ist zunächst gestoppt. Der Brentpreis notiert mit knapp 114 USD je Barrel mehr als einen US-Dollar unter dem am Montag verzeichneten 3½-Monatshoch. Neben schwindenden Hoffnungen auf eine quantitative Lockerung der US-Geldpolitik und einem festeren US-Dollar hat ein unerwarteter Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 2,8 Mio. Barrel dazu beigetragen, welcher gestern nach Handelsschluss vom API berichtet wurde. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag.

Die Erwartung eines weiteren Lagerabbaus könnten den gestrigen API-Daten zufolge enttäuscht werden und damit den Ölpreis weiter belasten. Die US-(Schiefer-)Ölproduktion in Nord-Dakota erreichte im Juni einen Rekordwert von 660 Tsd. Barrel pro Tag. Im gesamten ersten Halbjahr wurde in Nord-Dakota 67% mehr Öl produziert als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Mittlerweile liegt der Bundesstaat bei der Ölproduktion auf Platz zwei hinter Texas. Das steigende Angebot von Schieferöl erschwert den Abbau des Überangebots im Mittleren Westen der USA, trotz neuer Pipelinekapazitäten. Es steht damit einem Zusammenlaufen der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI entgegen. Diese beträgt weiterhin mehr als 20 USD je Barrel.


Edelmetalle

Gold rutschte gestern Nachmittag zeitweise deutlich unter die Marke von 1.600 USD je Feinunze, nachdem der US-Dollar im Zuge überraschend positiver Einzelhandelsumsätze in den USA merklich aufwertete. Die derzeitige Datenlage reduziert die Wahrscheinlichkeit von "QE3“. Gold könnte es daher kurzfristig betrachtet schwer haben, deutliche Preissteigerungen zu erzielen.

Der Preisabschlag von Platin gegenüber Gold hat sich auf knapp 200 USD verringert, was mit den Nachrichten aus Südafrika zusammenhängen dürfte. Die südafrikanische Platinindustrie wird erneut von gewalttätigen Auseinandersetzungen der verschiedenen rivalisierenden Gewerkschaften heimgesucht. Diesmal ist die "Western Platinum"-Mine im Minenkomplex "Marikana" von Lonmin, dem weltweit drittgrößten Platinproduzenten, betroffen. Der jüngste Revierkampf zwischen den Gewerkschaften NUM und AMCU hat bereits mehrere Todesopfer gefordert. Dieser ist erneut ausgebrochen, nachdem letzte Woche rund 4.200 Minenarbeiter in einen illegalen Streik getreten sind.

Mittlerweile hat Lonmin aufgrund der Gewalttätigkeiten sogar seine gesamten Produktionsaktivitäten im südafrikanischen "Platin-Gürtel" vorübergehend eingestellt. Das Produktionsziel von 750 Tsd. Unzen in diesem Jahr scheint damit kaum noch erreichbar. Da Lonmin eigenen Angaben zufolge nur geringe Lagerbestände hat, kann der Produktionsausfall auch nicht anderweitig aufgefangen werden. Der erwartete Angebotsüberschuss am globalen Platinmarkt in diesem Jahr könnte daher deutlich geringer ausfallen oder sogar ganz ausbleiben. Dies sollte dem Platinpreis Auftrieb geben.

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Industriemetalle

Die physischen Prämien bei Aluminium, die in verschiedenen Regionen der Welt auf den LME-Preis gezahlt werden, haben sich offenbar auf den hohen Niveaus stabilisiert und steigen derzeit nicht weiter. Dies wird laut Einschätzung von Rusal, dem weltweit größten Aluminiumproduzenten, jedoch nur vorübergehender Natur sein. Das Unternehmen erwartet in den nächsten 12-18 Monaten wieder steigende Prämien, da nach wie vor viel Material aus den Lagerhäusern in Finanztransaktionen gebunden ist und die Nachfrage robust bleibt. Rund 65% der LME-Aluminiumvorräte stehen dem Markt laut Rusal nicht zur Verfügung. Produktionsausfälle bzw. -kürzungen könnten die Situation noch verschärfen.

Denn Angaben von Rusal zufolge sind bei den aktuellen Aluminiumpreisen rund 5,4 Mio. Tonnen der weltweiten Produktionskapazitäten nicht profitabel. Unter Einbeziehung der Prämien reduziert sich dieser Anteil auf knapp 4,8 Mio. Tonnen. Rusal geht daher davon aus, dass bis zum Jahresende auf globaler Ebene Produktionskapazitäten von rund 4,5 Mio. Tonnen bzw. 8,7% der weltweiten Kapazitäten stillgelegt werden. Die jüngsten Produktionsdaten vor allem in China, dem größten Produzenten, zeigen jedoch, dass sich die Aluminiumschmelzen mit Produktionskürzungen bislang sehr zurückhalten. Eine niedrigere Produktion sollte dem Aluminiumpreis schlussendlich Unterstützung geben. Dieser nähert sich allerdings derzeit wieder seinem vor zwei Wochen verzeichneten 26-Monatstief.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Weizen in Chicago ist den dritten Tag infolge gefallen und notiert 8% unter dem Schlusskurs vom Donnerstag. Zwar wurden die Erwartungen an die russische Weizenernte vom US-Landwirtschaftsministerium am vergangenen Freitag um weitere 6 Mio. Tonnen reduziert. Dies wurde allerdings durch Verbesserungen in anderen Ländern teilweise kompensiert, so dass die Erwartung an die globale Weizenernte nur um 2,5 Mio. Tonnen gesenkt wurde. Der Markt hatte im Vorfeld mit drastischeren Produktionseinbußen gerechnet und zeigt sich zudem etwas beruhigter hinsichtlich eventueller Exportbeschränkungen Russlands. Dessen Exporte sind gegenüber US-Ware in den letzten Wochen häufig vorgezogen worden, wie zuletzt Lieferungen nach Ägypten zeigten.

Als wesentlich für die weitere Preisentwicklung bei Getreide könnte sich die Debatte um das umstrittene Bioethanolgesetz in den USA erweisen, da Ethanol laut jüngster USDA-Schätzung inzwischen mehr als 40% der Maisernte in Anspruch nehmen soll. Die Gouverneure aus North Carolina, Arkansas, Maryland und Delaware haben die US-Regierung aufgefordert, die vorgeschriebene Mindestquote von 13,2 Mrd. Gallonen Ethanol aus Mais zu senken. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die Obama-Regierung so kurz vor den Wahlen dem Druck nachgibt, denn der Präsident ist ein großer Befürworter des Renewable Fuel Standards.




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