Goldnachfrage fällt erstmals seit 2 Jahren unter 1000 Tonnen
16.08.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise haben ihren Aufwärtstrend nach kurzer Unterbrechung gestern wieder aufgenommen. Brent konnte im Zuge dessen über die Marke von 116 USD je Barrel steigen, den höchsten Stand seit 3½ Monaten. Neben Angebotsausfällen in der Nordsee und anhaltenden geopolitischen Spannungen im Nahen und Mittleren Osten trug der gestrige Lagerbericht des US-Energieministeriums zum neuerlichen Preisanstieg bei. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche um 3,7 Mio. Barrel zurückgegangen und damit stärker als erwartet. Bei Benzin gab es ebenfalls einen überraschend kräftigen Lagerabbau um 2,4 Mio. Barrel, trotz weiterhin hoher Raffinerieauslastung.
Im Gegensatz zu Rohöl liegen die Benzinbestände zudem auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, was auf eine steigende Benzinnachfrage zurückzuführen ist. Die Rohöllagervorräte in Cushing stiegen dagegen um 899 Tsd. Barrel, was den WTI-Preis belastete und zu einer Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf 22 USD je Barrel beitrug. Wir sehen die derzeitige Preisentwicklung angesichts des weiterhin bestehenden Überangebots als fundamental nicht gerechtfertigt. Angesichts der negativen Auswirkung auf die Konjunktur ist bei einem weiteren Preisanstieg mit Verbalinterventionen zu rechnen. Kurzfristig dürfte die Kontraktumstellung bei Brent heute nach Handelsschluss für einen optischen Preisrückgang sorgen, da der Oktober-Kontrakt derzeit 2 USD niedriger notiert als der September-Kontrakt.
Edelmetalle
Der World Gold Council (WGC) hat heute Morgen seine Nachfragetrends zum zweiten Quartal 2012 präsentiert. Demnach ist die gesamte Goldnachfrage im Vergleich zum Vorjahr um 7,1% auf 990 Tonnen gesunken, den niedrigsten Stand seit dem ersten Quartal 2010. Verantwortlich hierfür waren deutliche Rückgänge bei der Schmuck- und Investmentnachfrage. Während die Schmucknachfrage im Vorjahresvergleich um 15% auf 418,3 Tonnen zurückging, sank die Investmentnachfrage um 23% auf 302 Tonnen. Den stärksten Nachfragerückgang auf Länderebene verzeichnete Indien mit einem Minus von 38% auf 181,3 Tonnen. Dort war die Nachfrage aufgrund der Erhöhung von Importsteuern sowie rekordhoher lokaler Goldpreise bedingt durch eine schwache Indische Rupie gedämpft.
Aber auch in China zeigte sich die Goldnachfrage im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr rückläufig und sank um 7% auf 144,9 Tonnen. Für das Gesamtjahr erwartet der WGC einen Rückgang der indischen Goldnachfrage auf 650-750 Tonnen, nach 933 Tonnen im Jahr zuvor. In China soll die Nachfrage um 10% auf 850 Tonnen zulegen. Sollte die Schmucknachfrage in Asien im zweiten Halbjahr wieder anziehen und die Zentralbanken Maßnahmen zur Lockerung der Geldpolitik ergreifen, geht der WGC auch von einem Wachstum der gesamten Goldnachfrage in diesem Jahr aus. Die Zentralbanken selbst haben im zweiten Quartal rekordhohe 157,5 Tonnen Gold gekauft. Im ersten Habjahr belaufen sich die Zentralbankkäufe damit auf 254,2 Tonnen und könnten laut WGC im Gesamtjahr fast 500 Tonnen erreichen.
Industriemetalle
Der globale Kupfermarkt bleibt von allen Metallmärkten der angespannteste. Wie die jüngste Angebots- und Nachfragestatistik des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) zeigt, befand sich der Kupfermarkt im ersten Halbjahr 2012 mit 129 Tsd. Tonnen im Angebotsdefizit. Im selben Zeitraum des Vorjahres wurde noch ein Überschuss von 214 Tsd. Tonnen verzeichnet. An allen anderen Metallmärkten übertraf den WBMS-Daten zufolge von Januar bis Juni das Angebot die Nachfrage - in den meisten Fällen sogar deutlich.
So betrug z.B. der Angebotsüberschuss am globalen Nickelmarkt 56 Tsd. Tonnen, was auf eine massive Ausweitung der Produktion zurückzuführen ist. Diese stieg im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um gut 14%, während die Nachfrage "nur" um knapp 7% zulegte. Der hohe Überschuss könnte im zweiten Halbjahr allerdings etwas abgebaut werden, da im Zuge des stark gefallenen Nickelpreises - dieser hat von seinem Zwischenhoch im Februar rund 30% verloren - Minen geschlossen werden dürften. Bei sog. Nickelroheisen (NPI - Nickel Pig Iron), das ausschließlich in China produziert wird, ist dies bereits der Fall. Umfragen zufolge haben dort die NPI-Produzenten ihre Produktion um die Hälfte reduziert, nachdem der Nickelpreis unter die Herstellungskosten gefallen ist. Dies dürfte zu einer höheren Nachfrage nach Nickelraffinade führen, was sich in höheren Importen und in steigenden Preisen widerspiegeln sollte.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Kaffee Arabica ist seit Mitte Juli um gut 12% auf 162 US-Cents je Pfund gefallen, den niedrigsten Stand seit Ende Juni. Nachdem starke Regenfälle die Ernte in Brasilien zunächst einschränkten, sorgen nun gute Wetterbedingungen für beste Voraussetzungen, diesen Rückstand aufzuholen. Auch die Qualität der Bohnen kann sich im 3 bis 5 Wochen dauernden Prozess der Trockenaufbereitung noch signifikant verbessern. Die seit Wochen wachsenden ICE-Lagerbestände für die Verbrauchsländer sorgen für weiteren Druck auf den Preis. Daher hatte auch die Ankündigung der weltgrößten Kaffee-Kooperative Cooxupe aus Brasilien, mit dem Kaffeeexport bis zum Ende der Ernte im September warten zu wollen, keine preisunterstützende Wirkung. Angesichts des gesunkenen Preisniveaus könnten die Produzenten das Angebot auch länger zurückhalten, um höhere Preise zu erzielen. Wir erachten den Preisrückgang als übertrieben und sehen deutliches Erholungspotenzial.
In Argentinien hat die Saatzeit für Mais und Sojabohnen begonnen. Auf Argentinien ruhen die Hoffnungen, die weltweite Unterproduktion auszugleichen und die niedrigen Lagerbestände aufzufüllen. Zwar ist man optimistisch, dass durch die hohen Weltmarktpreise genügend angepflanzt wird, allerdings könnte zuviel Regen das Wachstum beeinträchtigen. Nach den Erfahrungen in den USA, als aus der erhofften Rekordernte die schlechteste seit 6 Jahren wurde, bleibt der Markt weiterhin nervös und vorsichtig.
Die Ölpreise haben ihren Aufwärtstrend nach kurzer Unterbrechung gestern wieder aufgenommen. Brent konnte im Zuge dessen über die Marke von 116 USD je Barrel steigen, den höchsten Stand seit 3½ Monaten. Neben Angebotsausfällen in der Nordsee und anhaltenden geopolitischen Spannungen im Nahen und Mittleren Osten trug der gestrige Lagerbericht des US-Energieministeriums zum neuerlichen Preisanstieg bei. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche um 3,7 Mio. Barrel zurückgegangen und damit stärker als erwartet. Bei Benzin gab es ebenfalls einen überraschend kräftigen Lagerabbau um 2,4 Mio. Barrel, trotz weiterhin hoher Raffinerieauslastung.
Im Gegensatz zu Rohöl liegen die Benzinbestände zudem auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, was auf eine steigende Benzinnachfrage zurückzuführen ist. Die Rohöllagervorräte in Cushing stiegen dagegen um 899 Tsd. Barrel, was den WTI-Preis belastete und zu einer Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf 22 USD je Barrel beitrug. Wir sehen die derzeitige Preisentwicklung angesichts des weiterhin bestehenden Überangebots als fundamental nicht gerechtfertigt. Angesichts der negativen Auswirkung auf die Konjunktur ist bei einem weiteren Preisanstieg mit Verbalinterventionen zu rechnen. Kurzfristig dürfte die Kontraktumstellung bei Brent heute nach Handelsschluss für einen optischen Preisrückgang sorgen, da der Oktober-Kontrakt derzeit 2 USD niedriger notiert als der September-Kontrakt.
Edelmetalle
Der World Gold Council (WGC) hat heute Morgen seine Nachfragetrends zum zweiten Quartal 2012 präsentiert. Demnach ist die gesamte Goldnachfrage im Vergleich zum Vorjahr um 7,1% auf 990 Tonnen gesunken, den niedrigsten Stand seit dem ersten Quartal 2010. Verantwortlich hierfür waren deutliche Rückgänge bei der Schmuck- und Investmentnachfrage. Während die Schmucknachfrage im Vorjahresvergleich um 15% auf 418,3 Tonnen zurückging, sank die Investmentnachfrage um 23% auf 302 Tonnen. Den stärksten Nachfragerückgang auf Länderebene verzeichnete Indien mit einem Minus von 38% auf 181,3 Tonnen. Dort war die Nachfrage aufgrund der Erhöhung von Importsteuern sowie rekordhoher lokaler Goldpreise bedingt durch eine schwache Indische Rupie gedämpft.
Aber auch in China zeigte sich die Goldnachfrage im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr rückläufig und sank um 7% auf 144,9 Tonnen. Für das Gesamtjahr erwartet der WGC einen Rückgang der indischen Goldnachfrage auf 650-750 Tonnen, nach 933 Tonnen im Jahr zuvor. In China soll die Nachfrage um 10% auf 850 Tonnen zulegen. Sollte die Schmucknachfrage in Asien im zweiten Halbjahr wieder anziehen und die Zentralbanken Maßnahmen zur Lockerung der Geldpolitik ergreifen, geht der WGC auch von einem Wachstum der gesamten Goldnachfrage in diesem Jahr aus. Die Zentralbanken selbst haben im zweiten Quartal rekordhohe 157,5 Tonnen Gold gekauft. Im ersten Habjahr belaufen sich die Zentralbankkäufe damit auf 254,2 Tonnen und könnten laut WGC im Gesamtjahr fast 500 Tonnen erreichen.
Industriemetalle
Der globale Kupfermarkt bleibt von allen Metallmärkten der angespannteste. Wie die jüngste Angebots- und Nachfragestatistik des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) zeigt, befand sich der Kupfermarkt im ersten Halbjahr 2012 mit 129 Tsd. Tonnen im Angebotsdefizit. Im selben Zeitraum des Vorjahres wurde noch ein Überschuss von 214 Tsd. Tonnen verzeichnet. An allen anderen Metallmärkten übertraf den WBMS-Daten zufolge von Januar bis Juni das Angebot die Nachfrage - in den meisten Fällen sogar deutlich.
So betrug z.B. der Angebotsüberschuss am globalen Nickelmarkt 56 Tsd. Tonnen, was auf eine massive Ausweitung der Produktion zurückzuführen ist. Diese stieg im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um gut 14%, während die Nachfrage "nur" um knapp 7% zulegte. Der hohe Überschuss könnte im zweiten Halbjahr allerdings etwas abgebaut werden, da im Zuge des stark gefallenen Nickelpreises - dieser hat von seinem Zwischenhoch im Februar rund 30% verloren - Minen geschlossen werden dürften. Bei sog. Nickelroheisen (NPI - Nickel Pig Iron), das ausschließlich in China produziert wird, ist dies bereits der Fall. Umfragen zufolge haben dort die NPI-Produzenten ihre Produktion um die Hälfte reduziert, nachdem der Nickelpreis unter die Herstellungskosten gefallen ist. Dies dürfte zu einer höheren Nachfrage nach Nickelraffinade führen, was sich in höheren Importen und in steigenden Preisen widerspiegeln sollte.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Kaffee Arabica ist seit Mitte Juli um gut 12% auf 162 US-Cents je Pfund gefallen, den niedrigsten Stand seit Ende Juni. Nachdem starke Regenfälle die Ernte in Brasilien zunächst einschränkten, sorgen nun gute Wetterbedingungen für beste Voraussetzungen, diesen Rückstand aufzuholen. Auch die Qualität der Bohnen kann sich im 3 bis 5 Wochen dauernden Prozess der Trockenaufbereitung noch signifikant verbessern. Die seit Wochen wachsenden ICE-Lagerbestände für die Verbrauchsländer sorgen für weiteren Druck auf den Preis. Daher hatte auch die Ankündigung der weltgrößten Kaffee-Kooperative Cooxupe aus Brasilien, mit dem Kaffeeexport bis zum Ende der Ernte im September warten zu wollen, keine preisunterstützende Wirkung. Angesichts des gesunkenen Preisniveaus könnten die Produzenten das Angebot auch länger zurückhalten, um höhere Preise zu erzielen. Wir erachten den Preisrückgang als übertrieben und sehen deutliches Erholungspotenzial.
In Argentinien hat die Saatzeit für Mais und Sojabohnen begonnen. Auf Argentinien ruhen die Hoffnungen, die weltweite Unterproduktion auszugleichen und die niedrigen Lagerbestände aufzufüllen. Zwar ist man optimistisch, dass durch die hohen Weltmarktpreise genügend angepflanzt wird, allerdings könnte zuviel Regen das Wachstum beeinträchtigen. Nach den Erfahrungen in den USA, als aus der erhofften Rekordernte die schlechteste seit 6 Jahren wurde, bleibt der Markt weiterhin nervös und vorsichtig.