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Euro stabil - Krisenpolitik der Eurozone weiter im Fokus

20.08.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.35 Uhr) bei 1.2332, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2289 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.50 In der Folge notiert EUR-JPY bei 98.05, während EUR-CHF bei 1.2011 oszilliert.

Der Euro tendiert derzeit in stabiler Verfassung gegenüber den anderen Hauptwährungen. Weiterhin steht die Krisenpolitik der EZB im Fokus.

Der Spiegel lieferte am Wochenende neues Futter. Sosollen laut diesem Bericht Zinsschwellen durch die EZB definiert werden, die von der EZB verteidigt würden.

Damit käme es im Zweifelsfall durch die EZB zu unlimitierten Staatsanleihekäufen. Diese potentielle Reaktionsweise der EZB wäre dann sinnvoll, wenn sie an klare Verfahren gebunden wäre. Dazu verweisen wir auf die Einlassungen Herrn Asmussens in der Rubrik "Letzte Nachrichten". Diese EZB-Politik wäre dann sinnvoll,wenn nur die Länder abgeschirmt würden, die sich einer nachhaltigen Reformpolitik verpflichtet hätten und die Umsetzung voran trieben. Der Zusammenhang zwischen Leistung und Gegenleistung darf nicht ausgehebelt werden. Solidarität ist keine Einbahnstraße. Da sind wir mit Herrn Schäuble einer Meinung. Entscheidend ist in meinen Augen, dass unangemessene Spekulation gegen Reformländer verhindert wird.

Es ist derzeit grotesk (so grotesk wie die "Cash Burn Rate"), dass die Länder, die ihre Hausaufgaben in der Reformpolitik machen, mit den schwersten Bürden am Kapitalmarkt belastet sind. Diese Länder verdienen Vertrauen und Solidarität, da sie die Geschäftsmodelle ändern und Potentialwachstumspfade mittel- und langfristig erhöhen. Das ist auch im deutschen Sinne. Hier werden mittel- und langfristig solidere Absatzmärkte geschaffen.

Diese Länder den ungezügelten Kräften aus London und NY zu überlassen, hieße schlussendlich die Integrität der Eurozone zu riskieren. Dieses Szenario würde keine Gewinner in Europa und der Welt kennen und Deutschland mit seinem Exportmodellals einen der größten Verlierer exponieren. Wir freuen uns auch über die "sportliche" Äußerung unseres deutschen Finanzministers Schäuble. Es passt zu unseren Einlassungen, in denen wir von dem "hohen deutschen Ross" sprachen. Wir senden ein freundliches "Danke" nach Berlin.

Originalton Schäuble: "Auch wir bescheißen gelegentlich, auch wir verstoßen gegen Regeln." (Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble am Samstag in Berlin über einen respektlosen Ton mancher Deutscher gegenüber anderen Staaten in der Debatte über die Schuldenkrise).

Das Maß an deutscher Respektlosigkeit und Selbstgerechtigkeit war und ist in den letzten 24 Monaten ausgeprägt und verlangt nach etwas mehr Demut - das gilt nicht nur für die Protagonisten aus Politik, Finanzwirtschaft und Wissenschaft und für die "Münchner Kamarilla", sondern auch für Teile der Medien.


Wenden wir uns damit den Veröffentlichungen des letzten Freitags zu:

Die saisonal bereinigte Leistungsbilanz der Eurozone setzte per Berichtsmonat Juni einmal mehr mit einem Überschuss in Höhe von 12,7 Mrd. Euro nach zuvor 10,3 Mrd. Euro positive Akzente. Gleiches gilt für die saisonal unbereinigte Handelsbilanz der Eurozone. Hier lag der Aktivsaldo bei 14,9 Mrd. Euro nach zuvor 7,1 Mrd. Euro.

Die Unterschiede zu den USA und UK sind diesbezüglich markant. Hinsichtlich der Gesundungstendenzen im Nord-Südgefällle bekommen diese Daten noch mehr sachliches Gewicht, das jedoch weder in den Medien noch in denMärkten derzeit diskontiert wird. Chart: Handelsbilanz der Eurozone

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Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan verzeichnete per August einen Anstieg von zuvor 72,3 auf 73,6 Punkte. Die Prognose lag bei 72,4 Zählern.Die Bewertung der aktuellen Lage war mit einem Indexanstieg von 82,7 auf 87,6 Punkte verantwortlich für die positive Überraschung. Dagegen sank der Erwartungsindex von 65,6 auf 64,5 Zähler.

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Die Frühindikatoren des "Conference Board“ setzten mit einer Zunahme um 0,4% per Juli positive Akzente. Die Prognose lag bei 0,2%. Die Revision des Vormonatswerts von -0,3% auf -0,4% entsprach der Portion Wasser im Wein.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.2370 - 00 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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