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Was steckt hinter den steigenden Benzinpreisen?

22.08.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohölpreise konnten gestern im Zuge einer Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten Gewinne verzeichnen. Zudem berichtete das API einen unerwartet kräftigen Rückgang der US-Rohölvorräte um 6 Mio. Barrel. Zeigen die offiziellen DOE-Lagerdaten heute einen ähnlich starken Abbau, dürften die Ölpreise weitere Unterstützung erhalten.

Erstmals seit April kostete Benzin in Rotterdam zuletzt wieder mehr als 1.100 USD je Tonne. Mehrere Faktoren lassen sich für diese Entwicklung verantwortlich machen: Der Brentölpreis ist seit Ende Juni aufgrund von Produktionsausfällen in der Nordsee, der Sanktionen gegen den Iran, Spekulationen auf Stimulierungsmaßnahmen der Zentralbanken und zunehmender geopolitischen Spannungen um 30% gestiegen. Für Europa kommt erschwerend hinzu, dass der Euro wegen der Schuldenkrise deutlich schwächer ist als noch zu Jahresbeginn. All dies führt dazu, dass der Benzinpreis in Euro nur noch knapp unter dem Rekordhoch aus dem Frühjahr notiert und sich entsprechend in den Tankstellenpreisen niederschlägt. Aber auch die Verarbeitungsmargen haben sich zuletzt spürbar ausgeweitet.

Derzeit kostet Benzin in Rotterdam 250 USD je Tonne mehr als Brent, während bspw. Diesel nur 160 USD je Tonne teurer ist. Dies ist für diese Jahreszeit allerdings nicht ungewöhnlich. In der Regel erreicht die Preisdifferenz zwischen Benzin und Rohöl in den Sommermonaten aufgrund der saisonal stärkeren Nachfrage ihren Hochpunkt, um im Herbst wieder zurückzugehen. Wir gehen daher davon aus, dass der Benzinpreis in den kommenden Monaten wieder unter die Marke von 1.000 USD je Tonne fallen wird.

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Edelmetalle

Angefacht durch einen schwachen US-Dollar ist Gold gestern um gut 1% auf über 1.640 USD je Feinunze und damit den höchsten Stand seit 3½ Monaten gestiegen. Zugleich ist das gelbe Edelmetall aus seiner zuletzt engen Handelsspanne nach oben ausgebrochen. Sollte die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie, die nun in Reichweite gekommen ist, nachhaltig überschritten werden, könnte dies zu Folgekäufen führen und dem Goldpreis weiteren Auftrieb verleihen.

Von fundamentaler Seite her wird die Euphorie allerdings etwas gebremst. Denn die Bombay Bullion Association (BBA) geht davon aus, dass aufgrund der rekordhohen Goldpreise in lokaler Währung, der hohen Inflation und der schwachen Monsunsaison die indischen Goldimporte von September bis Dezember nur 200-250 Tonnen betragen werden. Dies wären bis zu 50% weniger als im Vorjahr. Die letzten Monate im Jahr stellen wegen mehrerer religiöser Feiertage und der Hochzeitssaison in Indien normalerweise die nachfragestärkste Zeit dar. Für das Gesamtjahr erwartet die BBA Goldimporte von 700 Tonnen, womit Indien auf Gesamtjahresbasis aller Voraussicht nach die Position als weltweit größter Goldkonsument an China verlieren wird.


Industriemetalle

Ein höherer Risikoappetit der Marktteilnehmer, der sich in steigenden Aktienmärkten widerspiegelte, und ein schwacher US-Dollar verhalfen gestern den Rohstoffen zu merklichen Preissteigerungen. Am stärksten profitierten die Industriemetalle mit Zugewinnen von bis zu 2% auf Schlusskursbasis im Falle von Kupfer. Während des Handels wurden teilweise noch höhere Preisaufschläge verzeichnet. Der Metallsektor hinkte in den letzten Wochen den anderen Rohstoffsektoren deutlich hinterher, so dass Aufholpotenzial bestand und noch besteht. Heute Morgen kommt es zunächst zu moderaten Gewinnmitnahmen.

BHP Billiton, das weltweit größte Minenunternehmen, hat im Rahmen der Präsentation seiner Zahlen für das am 30.06. abgelaufene Geschäftsjahr bekannt gegeben, im laufenden Geschäftsjahr aufgrund der niedrigen Preise keine neuen Großprojekte zu genehmigen. Davon betroffen ist z.B. auch die Erweiterung der Kupfer-Gold-Uran-Mine "Olympic Dam“ in Australien. Andere Minenproduzenten dürften diesem Beispiel aufgrund des schwierigen Marktumfelds folgen, womit dem Markt mittel- bis langfristig Angebot fehlen wird, was sich schlussendlich in höheren Rohstoffpreisen niederschlagen sollte. BHP Billiton behält daher auch seinen positiven langfristigen Ausblick für die Rohstoffmärkte bei, sieht kurzfristig aber eine deutlich höhere Volatilität.


Agrarrohstoffe

Die von Pro Farmer initiierte Crop Tour durch den dürregeplagten Mittleren Westen der USA veröffentlichte über Nacht die Ergebnisse für die Bundesstaaten Nebraska und Indiana. Im fünftgrößten Maisanbaustaat Indiana soll der Flächenertrag mit 113,3 Scheffel je Morgen auf ein 17-Jahrestief fallen, damit aber über den vom USDA prognostizierten 100 Scheffel je Morgen liegen. Im drittgrößten Anbaustaat Nebraska wird dagegen ein Rückgang gegenüber der USDA-Schätzung um 15 Scheffel auf 132 Scheffel je Morgen vermeldet. Somit ist auch aufgrund der Befürchtungen, dass die Dürre in den USA weitaus schlimmere Folgen hat als bisher vermutet, noch kein Ende des Aufwärtsdrucks für den Maispreis in Sicht.

Der Preis für Sojabohnen könnte ebenfalls weitere Unterstützung erhalten, nachdem er gestern das Rekordhoch auf 17,34 USD je Scheffel ausbauen konnte. Wie das Ölsaaten-Analysehaus "Oil World" berichtet, könnte das weltweite Angebot zwischen September und Februar um 33 Mio. bis 35 Mio. Tonnen fallen und damit gut 10% stärker als bisher vom US-Landwirtschaftsministerium erwartet. Eine Abwärtsrevision der Ernteerträge für Raps in Kanada durch die kanadische Statistikbehörde könnte heute für einen weiteren Schub beim Preis von Sojabohnen sorgen, auch wenn noch immer mit einer Rekordrapsernte in Kanada gerechnet wird. Kanada ist der weltgrößte Produzent und -exporteur von Raps, welches aufgrund des daraus gewonnenen Öls als Substitut für Sojabohnen gilt.




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