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Griechenland bei Steuereintreibung schwach … Deutscher Arbeitsmarkt in Topform

28.10.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.30 Uhr) bei 1.3815 nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3735 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.75, während EUR-CHF bei 1.3650 oszilliert.

Gestern kam der Euro gegenüber dem USD zunächst weiter unter Druck. Neben markttechnischen Gesichtspunkten haben unsere „guten Freunde“ in Griechenland geholfen, Druck auf den Euro zu generieren.

Laut dem griechischen Finanzminister Papaconstantinou werden die Bemühungen der Regierung, das Defizit zurückzuführen, durch Steuereinnahmeausfälle beeinträchtigt. Es gäbe 1,5 Millionen ungeprüfte Steuerfälle im Geschäftsbereich. 1,2 Mio. Steuerzahler, ob privat oder geschäftlich, hätten gegenüber dem Staat Steuerschulden.

Die Einlassungen des Finanzministers sind zum jetzigen Zeitpunkt gut und angemessen, um Handlungsdruck intern zu erhöhen und extern aufrecht zu erhalten. Auch Griechen sollten lernen, daß der Staat kein Seifenspender ist, den man nach Belieben in Anspruch nimmt und ansonsten ignoriert. Was hier für Griechen gilt, gilt auch für andere Einwohner der Eurozone, selbst in Deutschland. Dieser Irrtum ist recht weit verbreitet …

Sollten Griechen keinen Respekt vor dem eigenen Staat und damit gegenüber sich selbst zeigen (was derzeit in Teilen der Fall ist), haben sie auch keinen Respekt vor den anderen Teilnehmern der Eurozone, die derzeit für ihr geringeres aber immer noch vorhandenes Einkommen garantieren. Man sollte die Hand nicht schlagen, die einen ernährt …

Wie in der Werbung nur von "Guten Freunden" bei alkoholischen Getränken (Ouzo Werbung) zu reden, reicht nicht. Es gilt, diese Verbalakrobatik mit Leben zu füllen. Hier heißt es norddeutsch: "Butter bei die Fische!"

Mathematik und Logik sind sehr frühzeitig in Griechenland entwickelt worden, denken wir beispielsweise an Pythagoras. Es ist an der Zeit, daß dieses logische Denkvermögen in Griechenland in der breiten Masse auch Anwendung findet.

Fakt ist, daß weder der IWF noch die EU-Kommission und schon gar nicht Frau Merkel bei den Griechen, die die längste "Pinocchio Nase" der Eurozone in der Statistik haben, auch nur ansatzweise nachgeben werden. Das ist auch gut so!

Hier schließt sich dann auch gleich der zweite Themenbereich an. Frau Merkel und Herr Sarkozy haben sich im Vorlauf des heute beginnenden EU-Gipfels recht weit aus dem Fenster gelehnt.

Sie haben stringente Verabredungen für eine Veränderung des Stabilitätspakt der Eurozone getroffen. Es ist unerlässlich für Entscheidungen der Eurozone, daß es keinen Disput zwischen Frankreich und Deutschland gibt. Diesbezüglich ist die Vorgehensweise richtig. Die Frage ist, ob diese Verabredung zu laut war. Die Kritik von Herrn Juncker ob des Stils ist nicht unwesentlich.

Merkel und Sarkozy haben sich durch ihre Freude an medialer Darstellung weit aus dem Fenster gelehnt. Aus solchen medialen Eskapaden können nicht unerhebliche Dilemmas hervorgehen. Wie sagen die Lateiner doch so treffend: "Sita cuisses, philosophus manisses" - Hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben. Nun denn.

Bundeskanzlerin Merkel betonte gestern bei ihrer Regierungserklärung, daß sie beabsichtigt, an der mit Frankreich geschlossenen Vereinbarung zum EU-Stabilitätspakt festzuhalten (unter anderem Stimmrechtsentzug für Defizitsünder, zügige Sanktionierung bei Defizitsündern). Die europäischen Verträge seien entsprechend anzupassen. Die Neuregelung müsse bis Sommer 2013 stehen, um künftigen Krisen angemessen begegnen zu können.

Wir wünschen Frau Merkel und Herrn Sarkozy viel Glück und vor allen Dingen Erfolg, denn nach dem Debakel in diesem Jahr ist eines klar. Neue Regeln müssen her und sie müssen auch ein gewisses Maß an Abschreckung liefern. Dann hat Pythagoras nicht nur in Athen eine neue Chance, sondern dann hat Pinocchio nicht mehr eine Nase, die von Athen bis an den Bosporus reicht!!

Der deutsche Arbeitsmarktbericht lieferte per Oktober 2010 mit 2.945.000 die niedrigste Arbeitslosenzahl seit Oktober 1992 (2.928.000). Per Oktober sanken die Arbeitslosenzahlen um 86.000. Die Arbeitslosenquote sank auf 7,5% in der bereinigten und 7,0% in der unbereinigten Fassung. Diese Werte sind sensationell. Sie belegen, daß das deutsche Geschäftsmodell absolut erfolgreich ist.

Auch wir erfreuen uns heute daran, daß die Protagonisten meines Gewerbes, die letztes Jahr den Untergang des deutschen Arbeitsmarkts prognostizierten, nun wieder die Schlagzeilen bestimmen dürfen. "Food for thought!"

Der beigefügte Chart inkludiert das aktuelle Ergebnis nicht, er sagt aber alles aus!

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Die Geldmenge M-3 sank in der Eurozone im Monatsvergleich per Berichtsmonat September um 0,2%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,0% (Prognose 1,3%) nach zuvor 1,1%. Das ist ansatzweise enttäuschend. Positiv bleibt anzumerken, daß die Kreditvergabe an den privaten Sektor wie im Vormonat im Jahresvergleich um 1,2% zulegte.

Der Blick auf den beigefügten Chart verdeutlicht eindrucksvoll den "Tunraround" der Geldmenge M-3 im Zuge der konjunkturellen Belebung der Wirtschaft.

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Die US-Daten setzten gestern bezüglich der Konsensusprognosen positive Akzente für den USD. Der US-Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter nahm per September um 3,3% im Monatsvergleich zu. Die Prognose lag bei lediglich 2,0%. Der Vormonatswert wurde darüber hinaus von -1,5% auf -1,0% revidiert.

Wir freuen uns ob dieser Entwicklung. Bestätigen diese Daten doch unsere These, daß der Teil der US-Wirtschaft, der mit der Weltwirtschaft verzahnt ist, auch reüssiert.

Wenn man die USA sanieren will, gilt es diesen Teil in der Komposition der Gesamtwirtschaft aggressiv zu forcieren. Dann wird nicht alles sofort gut, es wird aber alles viel besser!

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Der Absatz neuer Wohnimmobilien konnte gleichfalls mit annualisiert 307.000 Objekten leicht positiv überraschen. Die Prognose war bei 300.000 angesiedelt. Hier ernüchtert jedoch der Chart. Die aktuellen positiven Veränderungen der letzten zwei Monate sind Bewegung in die richtige Richtung. Das aktuelle Niveau bleibt jedoch Ausdruck einer virulenten massiven Krise und Störung in diesem Sektor der US-Wirtschaft.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3480-1.3510 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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