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Das griechische Dollar-Swap-Fenster

29.10.2010  |  Jim Willie CB
- Seite 3 -
Eine meiner Quellen, ein gut positionierter Banker in Europa, gab seine Meinung dazu preis. Jackass wusste von chinesischen Appetithäppchen, was die Ankäufe griechischer Staatsschulden angeht. Hinter der Initiative stand jedoch das clevere Motiv einer weiterführenden Nutzung. Die Unterstützer des Deutschen Euros wurden auf dem falschen Fuß erwischt, zu unaufmerksam, um die Tür zu bewachen. Als die Europäischen Zentralbank und die EU-Führer verhinderten, dass es in Südeuropa zu einem Zahlungsausfall staatlicher Schulden kommt, haben sie sich auf einen Weg der Angreifbarkeit begeben, der sich möglicherweise bald schon zu einer Autobahn ausweiten wird. Die Bankerquelle schrieb: ´

"Nachdem sie de facto Griechenland gekauft haben, sind die Chinesen quasi Mitglieder des Eurosystems, oder Griechenland ist ein Mitglied zweier Währungssysteme, das nach Wunsch benutzt werden kann. China wird also jetzt seine US-Staatsanleihen benutzen, um Euros zu kaufen, die wiederum benutzt werden, um griechische Staatsanleihen zu kaufen. Für diese Anleihen garantiert Deutschland. Das ist sehr clever, und keiner sah diese Doppelnutzung des Systems voraus, mit Ausnahme einiger sehr schlauer Menschen. Die Politiker in Berlin und Banker in Frankfurt waren wieder einmal am Steuer eingeschlafen und werden einen hohen Preis dafür zu zahlen haben."

All das reicht noch tiefer. Griechenland stimmte zu, sich bei der EU für die Anerkennung Chinas als volle Marktwirtschaft stark zu machen; die Chinesen stimmten zu, die Bitte Griechenlands um UN-Vermittlung im Fall Zypern zu unterstützen. Die griechischen Rauschgiftrouten zu den US-geführten Nato-Basen werden weiterhin bestehen bleiben.

Die Chinesen haben im Grunde ein Dollar-Swap-Fenster geschaffen, ein zugegebenermaßen kleines. Es wird mit der Zeit wachsen. Stellen Sie sich kurz ein staatliches Programm in den USA vor, das mit bestimmten Intentionen auf den Weg gebracht wurde. Im Verlaufe der Monate und Jahre wird das Programm gefördert, es wächst und erstreckt sich über seinen eigentlichen Auftrag hinaus. Dann gedeiht es zu einer gewaltigen, bürokratischen Kreatur, gewissermaßen ein Monster. Versuche, es in die Schranken zu weisen, scheitern, und es erhält noch dickere Budgets und mehr Verantwortung. Jeder fragt sich, wie das passieren konnte. Übertragen Sie jetzt diesen Ausreißergedanken auf den Entwicklungsprozess des griechischen Dollar-Swap-Fensters.

Die Europäer öffneten den Chinesen eifrig das Fenster, durch das die Chinesen Geld in griechische Staatsanleihen investieren konnten, was die europäischen Nationen nicht zugeben wollen. China hat also jetzt eine kleine Pipeline, in die man US-Staatanleihen schaufeln kann, um sie in Euros zu verwandeln (mit voller Absegnung und Genehmigung der Europäischen Zentralbank) und um sich einen Anteil an Griechenland zu kaufen. Peking würde sich keinen großen Drachenzeh um griechische Probleme sorgen. Sie wollten ein Fenster, um US-Dollars loszuwerden. Beobachten Sie, was als nächstes kommt - machen Sie also etwas, das US-Ökonomen niemals ohne Zerrlinsen und verlogene Motive können. Die Chinesen könnten möglicherweise in spanische Schulden investieren, in ein paar portugiesische Staatsschulden, später in ein paar italienische Staatsschulden und sogar in ein paar französische Staatsschulden. Lassen wir Irland außen vor, ein hoffnungsloser Fall - zu ungeschickt und albern auf der Grünen Insel. Sie übernahmen den selbstmörderischen Austeritätsplan des IWF und befinden sich auf dem Crashkurs in den Mülleimer. Die Rettung ihrer Großbanken wird die Nation umkippen lassen und zum systemischen Scheitern führen.

China hat also einen cleveren Hintereingang über das Dollar-Swap-Fenster gefunden. Auf dem Glas steht bisher nur ein griechischer Schriftzug und griechische Laster in den Häfen. Bald werden die südländischen Schulden angrenzende Fenster öffnen, die dann insgesamt einen erweiterten Dollar-Swap-Fensterkomplex ergeben. Die US-Fed und das US-Finanzministerium waren bei den Planungen zu diesem Projekt nicht eingeladen.

Der springende Punkt wird in Zukunft nicht der Umfang der europäischen Staatsschulden sein, die durch China gedeckt sind (wenn auch mit Abschlag bei implizierten Abschreibungen). Der springende Punkt ist die breitere Nutzung des Fensters. Achten Sie darauf, wie man den Chinesen schließlich vorwerfen wird, sie würden weitaus mehr US-Staatanleihen durch dieses Fenster tauschen, als griechischen Staatsschulden (oder Staatsschulden anderer Länder) gekauft wurden. Die Chinesen werden alles daran setzen, so viele US-Staatsanleihen wie möglich loszuwerden, bevor das Fenster von Goldman Sachs...ähhm...von der US-Regierung geschlossen wird. In der Zwischenzeit stieg die europäische Währung und erreichte vor zwei Wochen 141 pro US-Spielgeldeinheit. Das ist schon ein ziemlich beeindruckender Anstieg von 127 Anfang Dezember. Die europäischen Fundamentaldaten rechtfertigen keine solch große Bewegung von 11%. Bei 140 ist der Wechselkurs immer noch hochfliegend. Sollten die Chinesen die Nutzung ihres cleveren neuen Dollar-Swap-Fensters ausweiten, könnte der Euro auf 150 steigen. Das ist der hohe Preis, den die EZB und die EU-Führer zahlen müssen, weil sie den Ausfall griechischer Staatsschulden nicht zuließen. Die Politik der offenen Tür mit China hat den Weg zu einer Hintertür eröffnet!!!


Revolte gegen den US-Dollar

China wirft US-Dollars in recht heftigem Umfang auf den Markt. Sie kaufen Ressourceneigentum. Absolut betrachtet, sind das große Mengen, die aber umso kleiner wirken, wenn man sich den starken Anstieg der monatlichen Handelsüberschüsse auf über 20 Milliarden $ mit dem Handelspartner USA anschaut. China hat sich dafür entschieden, weitere 7 Milliarden $ in die brasilianische Ölindustrie zu stecken. Ein vor Kurzem abgeschlossenes Geschäft mit der spanischen Repsol über den Ankauf von 40% des spanischen Geschäfts in Brasilien brachte den Chinesen Zugang zu geschätzten Reserven im Umfang von 1,2 Milliarden Barrel Öl und Gas in Brasilien. Der für Repsol Brasil gezahlte Preisaufschlag, der das Unternehmen etwa beim Doppelten der vorhergehender Schätzungen bewertet, ist Hinweis auf zwei Faktoren: China ist Willens, mehr zu zahlen, um sich seine zukünftigen Energievorräte zu sichern. China könnte die US-Staatsanleihen möglicherweise als überbewertet erachten und sie daher diskontieren.




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