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EUR/USD in bekanntem Fahrwasser - US-Wahlen im Fokus

02.11.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (06.50 Uhr) bei 1.3930 nachdem im gestrigen europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3964 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.20, während EUR-CHF bei 1.3810 oszilliert.

Die Bewegung des Euros zum USD lässt sich am besten mit dem Begriff Konsolidierung auf hohem Niveau beschreiben. Die technisch notwendige Korrektur nach dem markanten Anstieg zuvor hat damit die mildeste Ausprägung.

Vor dem Hintergrund der anstehenden US-Wahlen und der Entscheidung der Fed bezüglich weiterer quantitativer Maßnahmen ist das auch wenig erstaunlich.

Die Wahrscheinlichkeit, daß die US-Administration mit einem erheblichen Handicap aus den Wahlen hervorgeht, ist extrem hoch. Damit würde sich die Handlungsfähigkeit einschränken. Das kann für den USD nicht gut sein.

Noch schlechter wäre jedoch, daß die eigentlich Verantwortlichen für das US-Chaos, die Republikaner, erneut Vertrauen geschenkt bekämen. Gerade die "Tea Party" Bewegung steht in den USA für den Kurs, den G.W. Bush eingeschlagen hatte. Es ist unter intellektuellen Gesichtspunkten nahezu unfassbar, daß das Gedächtnis der Wähler in den USA offensichtlich gering ausgeprägt ist. Nun denn, jeder bekommt schlussendlich das, was er verdient.

Die US Zentralbank bemüht sich, sich vollständig auf Kosmetik in den USA zu konzentrieren und die Verantwortung des Managements der Weltleitwährung vollkommen zu missachten.

Da wird im Zweifelsfall Liquidität geschöpft, als gäbe es kein "Morgen" mehr. Der Fokus ist auf die eigene kurzfristige Lage gerichtet, ohne daß eine angemessene Ursachenforschung stattfindet. Man ignoriert die Ursachen und schaut lediglich auf die Anlässe.

Wenn Herr Geithner immer wieder davon spricht, daß der USD sehr lange Weltleitwährung sein wird, dann muss diese Rolle als Vorbedingung verantwortungsvoll ausgefüllt werden. Die aktuelle Politikausrichtung erfüllt diesen Anspruch nicht. Damit wirkt die US-Zentralbankpolitik in eine Richtung, die eine zügigere Aufgabe des Status der solitären Weltleitwährung zur Folge haben wird.


Wenden wir uns kurz dem Thema Gold zu:
  • Shao Fanaggo, ein offizieller Vertreter der China Construction Bank Corporation, empfiehlt bei dem Management der massiven Devisenreserven (circa 2650 Mrd. USD) Gold und Öl zu akkumulieren, um Währungsverluste des USD zu vermeiden.
  • Der Iran hat nach Aussagen des iranischen Zentralbankpräsidenten Mahmoud Bahmani mehr als 15% seiner Devisenreserven (circa 100 Mrd. USD) in Gold umgetauscht. Innerhalb der letzten 2 Jahre haben sich die Goldreserven vervielfacht.
  • Indien, Brasilien, Russland und China, kurz die Schwellenländer, die maßgeblicher Katalysator des globalen Wachstums sind, bauen Goldreserven auf.
  • Der IWF baut stellvertretend für die Industrienationen Goldbestände ab.

Unsere Frage an Sie lautet: Wer ist smarter?

Die Weltkonjunktur kommt wieder verstärkt in Fahrt.

Die Einkaufsmanagerindices aus China und Indien signalisieren für manche überraschend, daß das Tempo der Weltkonjunktur anzieht. Nachdem der Einkaufsmanagerindex Chinas gestern bereits mit einer Zunahme auf 54,7 Punkte reüssierte, ergab sich auch in Indien ein markanter Anstieg von zuvor 55,1 auf 57,2 Punkte.

Das Tempo der Weltwirtschaft erhöht sich zunächst über das produzierende Gewerbe. Auch der deutsche Ifo-Index verdeutlichte das eindrucksvoll.

Kommen wir zu den USA. Wir haben an dieser Stelle immer wieder betont, daß das produzierende Gewerbe der USA eng mit der Weltwirtschaft verzahnt ist und von daher die Gesamtwirtschaft "outperformed".

Gestern ergab sich hier eine eindrucksvolle Bestätigung dieser These.

Der "ISM Manufacturing Index" legte per Oktober unerwartet von zuvor 54,4 auf 56,9 Punkte zu. Der Markt hatte einen leichten Rückgang auf 54,0 Punkte unterstellt. Nicht nur der Gesamtindex, nein, insbesondere die Subindices spiegeln diese fulminante Entwicklung.
  • So legte der Produktionsindex von zuvor 56,5 auf 62,7 Zähler zu.
  • Der Auftragsindex schoss von 51,1 auf 58,9 Punkte nach oben.
  • Der Beschäftigungsindex erhöhte sich von zuvor 56,5 auf 57,7 Zähler.
  • Der Index für neue Exportorders verbesserte sich von 54,5, auf 60,5 Punkte.

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Die US-Bauausgaben setzten einen weiteren positiven Akzent mit einem unerwarteten Anstieg im Monatsvergleich um 0,5%. Die Prognose war bei -0,5% angesiedelt. Enttäuschend war dagegen die Revision des Vormonatswerts, der von +0,4% auf -0,2% angepasst wurde. Derzeit sind wir noch nicht bereit, die positive Überraschung als Trend zu definieren. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, daß die Datenreihe volatil ist und diesbezüglich ein längerer Zeitraum mit klarer Tendenz erforderlich ist, um von Trend zu sprechen. Als Minimum sehen wir auf der Zeitachse vier Monate an.

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Persönliche Einnahmen enttäuschten per Berichtsmonat September mit einem unerwarteten Rückgang um -0,1% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei 0,2%. Der Vormonatswert wurde darüber hinaus von +0,5% auf +0,4% revidiert. Im Jahresvergleich stellte sich in der Folge ein Anstieg um 3,1% nach zuvor 3,2% ein. Der private Konsum legte um 0,2% nach zuvor 0,5% im Monatsvergleich und um 3,7% nach zuvor 2,8% im Jahresvergleich zu. Die Sparrate stand per September bei 5,3% nach zuvor 5,6%.

In einer Gesamtbetrachtung darf hier von beginnender Solidität und bezüglich der Sparquote von einsetzender Stabilität gesprochen werden. Es sind bisher nur zarte Sprosse, sie sind aber durchaus viel versprechend.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3480-1.3510 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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