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Uneinigkeit über die Freigabe der IEA-Ölreserven

29.08.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Wirbelsturm Isaac ist in der Nacht im US-Bundesstaat Louisiana an Land gegangen. Die Ölpreise handeln am Morgen leicht im Minus, da mit einer schnellen Normalisierung der Ölproduktion im Golf von Mexiko gerechnet wird. Zudem gab es enttäuschende Lagerdaten aus den USA. Das API berichtete für die vergangene Woche einen Anstieg der Rohöllagerbestände um 5,5 Mio. Barrel. Grund hierfür waren höhere Importe und eine niedrigere Raffinerieauslastung. Der erwartete Lagerabbau bei Rohöl um 1,8 Mio. Barrel in den offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums heute Nachmittag erscheint daher fraglich. Die Folgen von Isaac werden erst in den Lagerdaten in der nächsten Woche erkennbar sein. Kurzfristig dürften die Preise mit der Normalisierung der US-Ölproduktion moderat nachgeben. Einem stärkeren Preisrückgang dürfte die näherrückende Fed-Konferenz in Jackson Hole entgegenstehen, da dort mit der Ankündigung von Stimulierungsmaßnahmen gerechnet wird.

Die G7-Finanzminister haben die Internationale Energieagentur (IEA) in einem offenen Brief dazu aufgerufen, die strategischen Reserven freizugeben, um eine ausreichende Versorgung des Marktes sicherzustellen. Der Aufruf erfolgte nur wenige Stunden nachdem die IEA-Chefin van der Hoeven einer Freigabe der Reserven eine klare Absage erteilt hatte. Der IEA zufolge rechtfertigen höhere Preise allein keine derartige Maßnahme. Zudem sei der Ölmarkt derzeit ausreichend versorgt. Wir schließen uns der Sichtweise der IEA an.


Edelmetalle

Gold notiert heute Morgen zum Handelsauftakt wieder bei 1.670 USD je Feinunze. Der Anstieg des Goldpreises der letzten Tage hat weitere Anleger in den Goldmarkt gelockt. So verzeichneten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs gestern abermals Zuflüsse von mehr als fünf Tonnen und haben ihre Bestände auf ein neues Allzeithoch von fast 2.457 Tonnen ausgeweitet. Bei aktuellen Preisen und Wechselkursen entspricht dies einem Gegenwert von knapp 132 Mrd. USD bzw. 105 Mrd. EUR. Zusammengenommen horten die Gold-ETFs damit die weltweit viertgrößten Goldreserven hinter den USA, Deutschland und dem IWF. Mit dem Zufluss gestern haben sie in dieser Statistik die Goldreserven Italiens übertroffen.

Schon Anfang letzter Woche sind sie an Frankreich vorbeigezogen. Doch nicht nur die ETFs treten derzeit als Käufer auf. Wie die gestern veröffentlichte Statistik des IWF zeigt, haben im Juli wieder einige Zentralbanken Gold gekauft. Neben Russland (+18,6 Tonnen), Kasachstan (+1,4 Tonnen) und der Ukraine (+0,2 Tonnen) hat auch die Türkei ihre Goldbestände um 44,7 Tonnen aufgestockt. Dies ist allerdings auf regulatorische Änderungen zurückzuführen. Denn die türkische Zentralbank akzeptiert seit einiger Zeit einen höheren Goldanteil in den Reserveanforderungen der Geschäftsbanken. Mit weiteren Goldkäufen dürften die Zentralbanken im Jahresverlauf eine wesentliche Stütze für den Preis bleiben.

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Industriemetalle

Aluminiumkäufer müssen sich auf weiter steigende Prämien einstellen. Industriekreisen zufolge sollen in Japan, Asiens größtem Aluminiumimporteur, die Prämien für das Leichtmetall im vierten Quartal nochmals steigen. So verlangen Aluminiumschmelzen von japanischen Abnehmern im kommenden Quartal eine Prämie von 255-258 USD je Tonne auf den LME-Preis, nach 200-210 USD je Tonne im laufenden Quartal. Im Vergleich zum Vorjahr würde die Prämie damit mehr als verdoppelt. Der starke Anstieg wird zum einen auf höhere Prämien in anderen Regionen, vor allem in Europa und den USA, sowie zum anderen auf eine geringere Verfügbarkeit von Aluminium zurückgeführt.

So ist es z.B. im Mittleren Osten zu Produktionsausfällen gekommen. Daneben schließt gerade Norsk Hydro seine "Kurri Kurri"-Schmelze in Australien mit einer Produktionskapazität von 180 Tsd. Tonnen endgültig, so dass dem asiatischen Markt hierdurch ebenfalls Angebot fehlt. Auch wenn die hohen Prämien die Kostenbasis der Aluminiumhersteller derzeit entlasten, gehen wir davon aus, dass es in den kommenden Monaten zu umfangreichen Produktionskürzungen auf globaler Ebene kommen wird, da viele Produzenten schon seit langem nicht mehr kostendeckend arbeiten können. Rusal, der weltweit größte Aluminiumhersteller, geht davon aus, dass bis zum Jahresende insgesamt rund 4,5 Mio. Tonnen Produktionskapazitäten stillgelegt werden. Dies sollte den Aluminiumpreis unterstützen.


Agrarrohstoffe

Gestern wurde der Quartalsbericht der Internationalen Kakaoorganisation (ICCO) veröffentlicht. Die Produktionserwartung für die in einem Monat zu Ende gehende Ernteperiode 2011/12 wurde um 28 Tsd. auf 3,962 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Dies ist nach der Rekordernte aus dem Vorjahr in Höhe von 4,309 Mio. Tonnen noch immer die zweitgrößte Ernte aller Zeiten. Gründe für die schwächere Einschätzung liegen vor allem in der monatelang zu trockenen Witterung in Westafrika. In der mit 70% des weltweiten Angebots größten Produzentenregion ist ein Ernterückgang von 440 Tsd. Tonnen oder knapp 14% im Vergleich zum Rekordjahr wahrscheinlich.

Das Angebotsdefizit dürfte dennoch geringer ausfallen als bisher prognostiziert, da die Kakaonachfrage in Europa und Amerika stärker fiel als erwartet und auch nicht vom stetig steigenden Bedarf in den Schwellenländern aufgefangen werden konnte. Entsprechend hat die ICCO ihre Defizitschätzung in zwei Schritten von 71 Tsd. Tonnen auf nur noch 19 Tsd. Tonnen reduziert. Dass der Kakaopreis gestern dennoch um 3,8% zulegte, war zum einen dem kritischen Ausblick der ICCO auf die im Oktober beginnende nächste Haupternte in Westafrika geschuldet, die sie durch die schwierigeren Witterungsbedingungen belastet sieht, was möglicherweise ein höheres Defizit für 2012/13 erwarten lässt. Hinzu kamen politische Spannungen im wichtigsten Anbauland Elfenbeinküste.




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