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Konsolidierung im Vorfeld von "Jackson Hole"

30.08.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihre Konsolidierung fort: Der sich bereits abschwächende Hurrikan Isaac scheint in der Ölindustrie im Golf von Mexiko nur begrenzte Schäden angerichtet zu haben, so dass die Produktion rasch wieder aufgenommen werden dürfte. Belastend waren zudem die US-Lagerdaten, die das US-Energieministerium gestern Nachmittag vorgelegt hat und die das Bild des American Petroleum Institute bestätigten: In der abgelaufenen Woche waren die Rohöllager kräftig um 3,8 Mio. Barrel gestiegen. Die Vorräte liegen damit 7,5% höher als der Fünf-Jahresdurchschnitt und waren zu dieser Jahreszeit so hoch wie zuletzt im Jahr 1990.

Aus unserer Sicht sind die Erwartungen einer schwächeren Ölnachfrage insbesondere in den OECD-Ländern bereits vom Markt berücksichtigt. Deshalb dürfte vor allem die Angebotsseite verstärkt in den Fokus rücken. Maßgeblich ist hier die Produktionsentwicklung der OPEC-Länder. Die Nachrichtenagenturen werden in diesen Tagen neue Schätzungen für August vorlegen. Von Interesse ist vor allem die Produktionsentwicklung im Iran, der aufgrund der verschärften Sanktionen des Westens Probleme hat, sein Öl abzusetzen. Das bestätigen die Importzahlen Japans: Das Finanzministerium berichtet, dass Japan mit 127 Tsd. Barrel pro Tag im Juli 52% weniger als im Vorjahr aus dem Iran importiert hat.

Die heutige EIA-Meldung zu den US-Erdgaslagerbeständen könnte für etwas Bewegung beim US-Gaspreis sorgen. Zuletzt hatte die EIA 17 Wochen in Folge niedrigere Lagerzuwächse als im Vorjahr gemeldet. Für heute erwartet der Bloomberg-Konsens einen Anstieg um 65 Mrd. Kubikfuß, während in der gleichen Woche im Vorjahr ein Anstieg um 55 Mrd. gemeldet und der anschließend auf 60 Mrd. Kubikfuß adjustiert wurde.


Edelmetalle

Die Marktteilnehmer an den Edelmetallmärkten üben sich offenbar schon jetzt im Vorfeld der jährlichen Konferenz der US-Notenbank am Wochenende - der Markt erhofft sich hier Hinweise auf "QE3", nachdem der Fed-Vorsitzende Bernanke "QE2" auf der Konferenz vor zwei Jahren angekündigt hat - in Zurückhaltung. Dies führt dazu, dass sich die Konsolidierung der letzten Tage zunächst fortsetzt. Merklich fallenden Goldpreisen sollte aber die derzeit sehr rege Investmentnachfrage entgegenstehen. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs haben gestern den siebten Tag in Folge Zuflüsse verzeichnet. Sie haben damit ihre Bestände auf ein neues Allzeithoch von gut 2.460 Tonnen ausgebaut. Dies entspricht fast einer gesamten Jahresminenproduktion.

Allein im August summieren sich die Zuflüsse bislang auf 65 Tonnen. Auch Platin-ETFs erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Sie verzeichneten seit Anfang August Zuflüsse von fast 90 Tsd. Unzen, wodurch deren Bestände auf 1,44 Mio. Unzen bzw. den höchsten Stand seit September 2011 stiegen. Dies entspricht immerhin fast dem Dreifachen der weltweiten monatlichen Platinminenproduktion. In Südafrika gehen die Gespräche zwischen Lonmin, den Gewerkschaften und Regierungsvertretern zur Wiederaufnahme der Platinproduktion im "Marikana"-Minenkomplex, die seit gut zwei Wochen stillsteht, weiter. Eine Einigung wurde bislang allerdings noch nicht erzielt. Lonmin "verliert" dadurch pro Tag rund 2.500 Unzen Platin.


Industriemetalle

Wie der Datenanbieter Shanghai Metals Market (SMM) unter Berufung auf den Verband der chinesischen Nichteisen-Industrie berichtet, ist die Zinkproduktion im Reich der Mitte im Juli auf 367,6 Tsd. Tonnen und damit den niedrigsten Stand seit 2½ Jahren gefallen. Umfragen von SMM zufolge betrug die Auslastungsrate der wichtigsten Zinkschmelzen in China zuletzt nur noch etwas mehr als 60%. Viele Schmelzen hatten umfangreiche Wartungsarbeiten durchgeführt, was auch die zuletzt relativ hohe Importaktivität Chinas erklärt. Mit gut 36 Tsd. Tonnen stiegen die Netto-Importe im Juli auf ein 4-Monatshoch. Da die Wartungsarbeiten mittlerweile weitgehend abgeschlossen sind, dürfte wieder mehr Angebot auf den Markt gelangen, was deutlich steigenden Zinknotierungen entgegensteht. Die LME-Lagerbestände für Zink sind zwar zuletzt etwas zurückgegangen, bleiben jedoch in der Nähe des 17-Jahreshochs.

In Indonesien hat PT Timah, einer der größten Zinnproduzenten des Landes, seine Zinnverkäufe am Kassa-Markt wieder aufgenommen, nachdem der Zinnpreis innerhalb weniger Tage um 18% bzw. mehr als 3.000 USD je Tonne gestiegen ist. Andere Produzenten dürften bald folgen, so dass der zu Monatsbeginn selbst auferlegte Stopp der Zinnverkäufe im Zuge des sehr schwachen Preises, der kurzzeitig auf ein 10-Monatstief von nur noch gut 17.000 USD je Tonne gefallen war, bereits wieder beendet ist. Es dürfte daher kaum zu nennenswerten Versorgungsausfällen am Weltmarkt gekommen sein. Der Zinnpreis ist daraufhin seit Anfang der Woche bereits wieder um knapp 8% gesunken.

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Agrarrohstoffe

Das russische Agrarministerium hat bestätigt, dass die laufende Ernte dürrebedingt weit hinter der Vorjahresernte zurück bleibt. Inzwischen wurden 62% der mit Weizen bebauten Flächen abgeerntet. Dabei zeigt sich, dass der durchschnittliche Ertrag mit 1,92 Tonnen je Hektar weit unter dem Vorjahresertrag von 2,63 Tonnen je Hektar liegt. Der Agrarminister wiederholte seine Erwartung, dass das Exportpotenzial bei 12 Mio. Tonnen und damit deutlich unter den zuvor erreichten knapp 22 Mio. Tonnen zu liegen kommen dürfte. Am Freitag ist ein Treffen zwischen Regierungsstellen und Vertretern der Getreideindustrie geplant, bei dem auch über eventuelle den Export betreffende Maßnahmen gesprochen werden soll.

Trotz mehrfacher Dementi hält sich die Sorge im Markt, dass in den nächsten Monaten exportbeschränkende Maßnahmen beschlossen werden könnten, auch wenn ein offizielles Exportverbot als unwahrscheinlich gelten kann. Noch läuft der Export aus Russland auf hohem Niveau. Zuletzt meldete Ägypten den Kauf von 120 Tsd. Tonnen Weizen aus russischem Angebot. Dies dämpfte den Preis für konkurrierenden US-Weizen vorübergehend. Die durch Niederschläge inzwischen verbesserten Voraussetzungen für die baldige Winterweizenaussaat in den USA hatten in den letzten Tagen zusätzlich preisbelastend gewirkt.




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