Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Gold-Futures als Kontraindikator

03.09.2012  |  Adam Hamilton
Wenn Gold aus seinem jährlichen Sommerschlaf erwacht, interessieren sich Händler auch wieder mehr für seine Kursziele. Vermutlich werden künftig auch die seit einigen Monaten unglaublich bärisch auf Gold gestimmten Futures-Händler von diesem Stimmungsumschwung betroffen sein. Auch wenn Trader großen Respekt vor Futures-Händlern haben, sind diese genauso anfällig dafür, dem Gruppenzwang zum Opfer zu fallen. Daher dienen sie als Kontraindikator für Gold.

Vor ungefähr einem Monat sah es so aus, als ob man Gold nicht einmal verschenken könnte. Die bärische Stimmung war massiv, wobei die Analysten in ihren Marktkommentaren äußerst pessimistisch waren und von baldigen Tiefstwerten sprachen. Sie werden verstehen, was ich meine, wenn Sie sich Artikel über den Goldpreis von Mitte Juli ansehen. Da der Goldpreis seit August 2011 eine Korrektur erlebt hatte und 18,8 Prozent einbüßen musste, war niemand bullisch auf Gold gestimmt.

Leider ist dies für die Märkte typisch, da Händler davon ausgehen, dass vorübergehende Trends ewig dauern. Wenn ein Preis über mehrere Monate hin steigt, rechnen sie damit, dass der Preis für immer steigt. Wenn ein Preis einige Monate lang fällt, sind sie davon überzeugt, dass er weiterhin fällt. Diese falschen Vermutungen führen dazu, dass Händler unüberlegt handeln und nicht in der Lage sind, zu niedrigen Preisen zu kaufen und zu hohen Preisen zu verkaufen.

Außerdem spielt der Gruppenzwang eine entscheidende Rolle, denn Händler fühlen sich nicht wohl, wenn sie die einzigen Händler sind, die bullisch sind. Man schließt sich der Herde an, um Akzeptanz zu sichern. Die meisten Händler verlieren ihr Geld, da sie sich der breiten Masse an Händlern anschließen. Sie kaufen erst, wenn alle Händler bullisch sind, was jedoch erst der Fall ist, nachdem die Preise gestiegen sind.

Nachdem sie zu hohen Preisen gekauft haben, bekommen sie es mit der Angst zu tun und verkaufen, wenn alle anderen Händler bärisch sind. Selbstverständlich passiert dies erst, nachdem die Preise bereits einen entscheidenden Sell-Off erlebt haben. Hoch zu kaufen und tief zu verkaufen ist jedoch kein Rezept für die Vermögensbildung, sondern für den finanziellen Ruin. Überraschenderweise tappen die meisten Futures-Händler in diese verheerende Falle. Sie schließen sich der Herde an.

Nur als Querdenker kann man dem Gruppenzwang entkommen, indem man Mut beweist, wenn alle anderen verängstigt sind und umgekehrt. Der beste Zeitpunkt, tief zu kaufen, bietet sich, wenn niemand kaufen will und der beste Zeitpunkt, hoch zu verkaufen, bietet sich, wenn alle kaufen wollen. Dies ist zwar simpel, aber unglaublich schwierig in die Tat umzusetzen. Langjährige Markterfahrung und ein eiserner Wille sind nötig, um sich dem Gruppenzwang zu entziehen.

Ich weiß, wie schwierig es ist, ein Querdenker zu sein, da ich jahrzehntelang Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt habe. Mitte Juli, als die Marktwelt so bärisch auf Gold gestimmt war, war ich bullisch auf Gold gestimmt. Damals schrieb ich einen Essay, in dem ich erklärte, dass die Sommerflaute, wie immer seit Goldbullenmarktbeginn, für saisonale Tiefstwerte sorgte. Im Anschluss an diese Tiefstwerte kam es zur üblichen Goldpreisrally in den Herbstmonaten, die in diesem Jahr bereits begonnen hat.

Futures-Händler haben nicht mit dieser Rally gerechnet, obwohl sie für Gold typisch ist. Die Anzahl an Querdenkern am Futures-Markt ist genauso gering wie an jedem anderen Markt. Wie ich es wagen kann, so etwas zu behaupten? Die Tendenzen der Futures-Händler werden wöchentlich von der Commodity Futures Trading Commission im Commitments of Traders Report veröffentlicht. Wenn Sie etwas Nachholbedarf auf diesem Gebiet haben, empfehle ich Ihnen, meinen Essay zu lesen, in dem ich vor einem Monat beschrieb, wie bullisch die pessimistische Stimmung für Gold war. Für Gold und viele andere Futures-Märkte gibt der CoT-Report Aufschluss darüber, wie viele Futures-Kontrakte zu einem bestimmten Zeitpunkt offen sind, wie diese Kontrakte über die verschiedenen Händlerkategorien verteilt sind und ob diese Händler long oder short gehen. Der letzte Aspekt spiegelt die Stimmung der Händler wider.

Händler gehen nur dann long, wenn sie mit einem steigenden Kurs rechnen. Long zu gehen ist also ein bullisches Zeichen. Es ist daher nur logisch, short in Futures zu gehen, wenn Händler mit einem Preisrückgang rechnen. Short gehen gilt daher als bärisches Signal. Überraschenderweise sind die Futures-Händler seit Goldbullenmarktbeginn vor mehr als zehn Jahren kurz vor großen Aufschwüngen am wenigsten long gegangen.

Selbstverständlich sind Futures ein Nullsummenspiel, auf jeder Long-Side und auf jeder Short-Side eines Kontraktes befindet sich ein Händler. Man kann durch Futures nur reich werden, wenn der Händler auf der anderen Seite Geld verliert. Das Kapital wechselt einfach nur den Besitzer, es wird im Gegensatz zu den Börsen weder kreiert noch zerstört. Da das Verhältnis von Longs und Shorts immer ausgeglichen ist, wandern diese Positionen zwischen den verschiedenen Händlerkategorien hin und her.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"