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Märkte weiter in Wartestellung

31.08.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohölmärkte treten im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Jackson-Hole Konferenz auf der Stelle. Sollten die Aussagen des US-Notenbankchefs Bernanke enttäuschen, könnten die Ölpreise unter Druck geraten. Denn auch die Angebotsentwicklung am Rohölmarkt stellt sich aktuell entspannter dar als zuletzt von vielen befürchtet. Zum einen ist die Ölindustrie im Golf von Mexiko bei Hurrikan Isaac wohl relativ glimpflich davon gekommen. Auch Hurrikan Kirk, der sich über dem Atlantischen Becken gebildet hat, scheint keine Bedrohung darzustellen, da er in eine andere Richtung dreht. Zum anderen schätzt Reuters, dass auf Basis ihrer Umfragen die Ölproduktion der OPEC im August sogar leicht gestiegen ist. Angola hat seine Förderung kräftig um gut 200 Tsd. Barrel auf 1,85 Mio. Barrel pro Tag ausgeweitet.

Bemerkenswert ist aber vor allem, dass der Iran seine Produktion leicht steigern konnte. Mit 2,85 Mio. Barrel pro Tag produzierte das Land im August zwar gut 700 Tsd. Barrel weniger als Ende letzten Jahres, aber immerhin 50 Tsd. Barrel mehr als im Juli. Erste Indizien wie höhere Lieferungen an asiatische Kunden sprechen zudem für einen steigenden iranischen Output im September. Die befürchtete Anspannung am Markt in Folge der Sanktionen gegen den Iran ist damit bislang ausgeblieben. Tatsächlich produziert das Ölkartell mit 31,53 Mio. Barrel pro Tag sogar mehr als die Internationale Energieagentur an Bedarf an OPEC-Öl für das dritte Quartal schätzt.

Nichtsdestotrotz dürften vor allem die möglichen Auswirkungen einer Eskalation der Konflikte im Nahen Osten nicht unterschätzt werden, insbesondere nachdem die Internationale Atomenergiebehörde IAEA dem Iran eine Beschleunigung des Atomprogramms bescheinigte. Dies dürfte den Ölpreis trotz der guten Versorgung in den nächsten Monaten unterstützen.


Edelmetalle

Nach dem Ausbruch aus dem monatelangen Seitwärts- bzw. Abwärtstrend in der vergangenen Woche ist dem Goldmarkt nach und nach die Puste ausgegangen. Die Rede des US-Notenbank-Chefs Bernanke, aber auch die EZB-Entscheidung in der kommenden Woche könnten zwar neue Impulse bringen. Anders als in der Vergangenheit bleiben aber bislang die spekulativen Anleger skeptisch. Sie hatten ihre Netto-Long Positionen seit Ende Februar sukzessive um die Hälfte abgebaut. Selbst wenn die CFTC-Statistik heute Abend nach Handelsschluss abermals einen Anstieg an Netto-Long Positionen der Großanleger in der Woche zum 28. August zeigen würde, wird ein echter Stimmungsumschwung wohl keinesfalls auszumachen sein.

Und selbst für den Fall, dass die Bernanke-Rede heute neuen Treibsatz bieten würde, dürften die Investoren vorsichtiger agieren als im Vorjahr. Denn damals folgte dem Höhenflug im Herbst ein rapider Absturz zum Jahresende. Wir glauben deshalb aber auch, dass der von uns erwartete allmähliche Anstieg des Goldpreises diesmal nachhaltiger sein und vor allem von Langfristiganlegern getragen wird.


Industriemetalle

Das Ausmaß des Preisrückgangs bei Eisenerz in den letzten Wochen hat die meisten Marktbeobachter überrascht. Während sich die Preise für LME-Industriemetalle in den letzten zwei Monaten kaum verändert haben, ist der Eisenerzpreis (TSI 62% China) um knapp ein Drittel auf mittlerweile 88,7 USD pro Tonne gefallen, den tiefsten Stand seit Oktober 2009. Allerdings wäre es falsch, von diesem Preissturz auf eine massive Schwächung der chinesischen Konjunktur zu schließen. Denn die Schwäche hat vor allem mit einer Zurückhaltung der chinesischen Stahlhütten zu tun, die aktuell "von der Hand in den Mund" leben. Die Lagerbestände an den Stahlhütten gehen kontunierlich zurück, weil diese weiter sehr viel Stahl produzieren.

Es ist schon recht ungewöhnlich, dass die Preise für Eisenerz so stark unter Druck kommen, während die Produktion für Gußeisen und Rohstahl in China nah den Rekordhochs bleibt. Auch deshalb könnte aber die Preiserholung auf sich warten lassen. Denn zum einen dürften die Stahlproduzenten die Produktion von Rohstahl angesichts der weiterhin schwachen Nachfrage und der hohen Bestände reduzieren. Zum anderen sind die Eisenerzlagerbestände in den chinesischen Häfen mit rund 97 Mio. laut Antaike bzw. 99 Mio. Tonnen laut Steelhome recht hoch (Grafik des Tages).

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Spätestens bei 80 USD je Tonne sollten die Eisenerzpreise jedoch einen langfristigen Boden erreichen, weil dies zu starken Kürzungen der Eisenerzproduktion vor allem in China selbst aber auch anderswo führen wird. Wir gehen davon aus, dass der bevorstehende Lageraufbau (sog. re-stocking) seitens der Stahlhersteller in China die Eisenerzpreise bereits in diesem Jahr wieder auf über 100 USD je Tonne steigen lassen wird.


Agrarrohstoffe

"Nach der Dürre kommt die Flut" - so könnte man die aktuelle Situation bei Sojabohnen in den USA beschreiben. Das Rekordhoch bei über 17,8 USD je Scheffel haben die Sojabohnenpreis gestern unter anderem dank der Ängste vor weiterer Verschlechterung der Ernteaussichten wegen der heftigen Regenfälle erreicht, die der Hurrikan Isaac gebracht hat. Der Nachfrage könnte der jüngste Preisanstieg anscheinend aber noch nichts anhaben. Denn die USA haben in der Vorwoche 721,400 Tonnen Sojabohnen exportiert; das entsprach eher dem oberen Ende der Spannbreite der Erwartungen.

Vor allem für den größten Sojabohnen-Importeur China dürfte die Einengung des Angebots negative Auswirkungen haben: Man rechnet in den nächsten fünf Monaten mit einem durchschnittlichen Importvolumen von nur 3,9 Mio. Tonnen pro Monat, knapp 1 Mio. Tonnen weniger als im ersten Halbjahr. Dennoch erachten wir die Angebotsausfälle in den USA als ausreichend eskomptiert und rechnen nicht mehr mit weiteren Preissteigerungen bei Sojbahonen. Man ist anscheinend so mit den Ernteaussichten in den USA beschäftigt, dass man völlig außer Acht lässt, dass Brasilien in diesem Jahr erstmals überhaupt zum weltgrößten Sojabohnenproduzent noch vor den USA aufsteigen dürfte. Die Produktion soll dort in diesem Erntejahr um knapp ein Viertel auf 81-82 Mio. Tonnen steigen.




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