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Preise bleiben dank Zentralbankspekulationen im Aufwind

04.09.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können dank der anhaltenden Spekulationen auf monetäre Stimulierungsmaßnahmen durch die Zentralbanken den dritten Tag in Folge steigen. Brent handelt bei 116 USD je Barrel und damit nur noch knapp unter einem 4-Monatshoch. Ähnliches gilt für WTI, welches am Morgen über die Marke von 97 USD je Barrel gestiegen ist. Zumindest bis zur EZB-Sitzung am Donnerstag dürfte der Aufwärtstrend anhalten. EZB-Präsident Draghi hat gestern vor einem Ausschuss des EU-Parlaments den Kauf von Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren als kompatibel mit dem EZB-Mandat bezeichnet und damit Hoffnungen auf ein umfangreiches Anleihekaufprogramm geschürt. Angesichts dessen dürften spekulative Finanzanleger auf den fahrenden Zug aufspringen und den Preis weiter nach oben treiben.

In der Woche zum 28. August hielten sich die Anleger bei Brent noch weitgehend zurück. Die spekulativen Netto-Long-Positionen blieben nahezu unverändert bei 93,8 Tsd. Kontrakten und liegen damit nur knapp unter dem in der Woche zuvor verzeichneten 3-½ Monatshoch. Dagegen kam es bei Gasöl zu einem Aufbau der Netto-Long-Positionen um 11,3 Tsd. auf 77,1 Tsd. Kontrakte, was dem höchsten Stand seit vier Monaten entspricht. Die Preisentwicklung und das Engagement der Anleger steht im Widerspruch zu den Fundamentaldaten, die weiterhin auf eine Überversorgung hindeuten. Laut einer Umfrage von Bloomberg förderte die OPEC im August knapp 32 Mio. Barrel Rohöl pro Tag und damit 1 Mio. Barrel täglich über dem Bedarf. Somit baut sich bei den Ölpreisen Korrekturpotenzial auf für den Fall, dass die Erwartungen an die Zentralbanken enttäuscht werden.


Edelmetalle

Die Edelmetalle setzen ihren Aufwärtstrend fort. Noch stärker als Gold - das gelbe Edelmetall handelt nur noch knapp unter dem Niveau von 1.700 USD je Feinunze auf dem höchsten Stand seit Mitte März - kann Silber zulegen und erstmals seit Mitte April wieder die Marke von 32 USD je Feinunze überschreiten. Der überproportionale Preisanstieg - Silber stieg seit Ende Juli um gut 15% - wurde durch die spekulativen Finanzanleger verstärkt. Denn diese haben ihre Netto-Long-Positionen in den vier Wochen zum 28. August auf 24,3 Tsd. Kontrakte mehr als verdreifacht. Dies entspricht zugleich einem 6-Monatshoch.

Darüber hinaus haben auch die Verkäufe von Silbermünzen in den USA zuletzt wieder angezogen. Mit 2,87 Mio. Unzen wurden im August gemäß Daten der US-Münzanstalt 26% mehr Silbermünzen abgesetzt als noch im Monat zuvor. Damit lagen die Münzverkäufe leicht über dem bisherigen Durchschnitt in diesem Jahr, blieben aber weiter deutlich unter dem Vorjahresniveau.

Auch wenn das viel beachtete Gold-Silber-Verhältnis im Zuge des starken Preisanstiegs von Silber aktuell unter 53 und damit auf den tiefsten Stand seit 4½ Monaten gefallen ist, sehen wir für Silber nach wie vor Preispotenzial. Vor allem die Investmentnachfrage - sowohl seitens der ETF-Investoren als auch der spekulativen Finanzanleger - sollte dem Silberpreis weiteren Auftrieb geben. Ende des Jahres dürfte Silber daher unserer Meinung nach 35 USD je Feinunze kosten.

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Industriemetalle

Im Zuge von Hoffnungen hinsichtlich weiterer Stimulierungsmaßnahmen der Notenbanken und eines daraus resultierenden schwächeren US-Dollars setzten die Metalle gestern ihren Aufwärtstrend fort. Die EZB plant offenbar, ein neues Staatsanleihen-Interventionsprogramm aufzulegen, wodurch dem Markt weitere Liquidität zufließen würde, wovon auch die Rohstoffe aufgrund mangelnder attraktiver Anlagealternativen profitieren sollten. Nach den Preisanstiegen gestern kommt es an den Metallmärkten heute Morgen mehrheitlich zwar zunächst zu Gewinnmitnahmen. Der Aufwärtstrend dürfte jedoch schnell wieder aufgenommen werden.

Das auf die Analyse des Stahlmarkts spezialisierte britische Research-Institut MEPS (International) Ltd. erwartet für dieses Jahr einen Anstieg der weltweiten Stahlproduktion um 3,5% auf 1,615 Mrd. Tonnen. Damit hat MEPS seine Prognose aus dem Juni deutlich nach unten revidiert. Das Analysehaus geht davon aus, dass vor allem in China die Stahlhersteller auf die schwache Nachfrage und die niedrigen Preise reagieren und ihre Produktion drosseln werden. Die chinesische Stahlproduktion soll daher in diesem Jahr noch um 3,8% auf 742 Mio. Tonnen steigen. Allerdings stellen sowohl die erwarteten Produktionsraten auf globaler Ebene als auch für China neue Rekordwerte dar.


Agrarrohstoffe

Der meistgehandelte Kontrakt für Sojabohnen setzt am Morgen mit 17,89 USD je Scheffel eine neue Rekordmarke. Da gestern aufgrund des Feiertages die Börse in Chicago geschlossen hatte, hat der Markt Nachholbedarf. Zum einen profitierte der ganze Getreide- und Ölsaatenkomplex von den belebenden Meldungen aus Jackson Hole, zum anderen besteht weiterhin große Sorge vor Angebotsausfällen aufgrund der schlimmsten Dürre in den USA seit 1956. Aber bald dürfte dieser Preisanstieg ein Ende finden. Kurzfristig wird die Nachfrage aufgrund des Preises nachgeben.

So wird erwartet, dass die Sojabohnenkäufe des größten Importeurs China im nächsten halben Jahr etwa 20% niedriger ausfallen werden als in den sechs Monaten zuvor. Mittelfristig wird in Brasilien im Frühjahr 2013 mit einer rekordhohen Sojabohnenernte gerechnet, die voraussichtlich zum ersten Mal größer ausfallen wird als die in den USA. Auch in Argentinien wird eine deutliche Angebotssteigerung erwartet.

Für große Verwirrung sorgt weiterhin Russland. Trotz ständiger Beteuerung der Regierung, kein Exportverbot für Weizen auszusprechen, gibt es noch immer Skeptiker. Grund ist die abermalige Revision der Ernteerwartung von SovEcon auf 38 Mio. Tonnen, knapp über dem prognostizierten russischen Eigenbedarf, sowie die wiederholten großen Exporte nach Ägypten. Die russischen Lagerbestände sind trotz Lagerabbaus in den beiden Vorjahren noch ausreichend gefüllt, um möglichst lange vom hohen Weltmarktpreisniveau zu profitieren.




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