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Südafrika kommt nicht zur Ruhe

05.09.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Enttäuschende US-Konjunkturdaten - der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe signalisierte im August den dritten Monat in Folge Kontraktion - und Zurückhaltung vor der richtungsweisenden EZB-Sitzung morgen und den US-Arbeitsmarktdaten am Freitag ließen die Ölpreise gestern um 2 USD fallen. Zudem machte die Chefin der Internationalen Energieagentur van der Hoeven erneut deutlich, dass der Ölmarkt trotz der Ausfälle im Iran ausreichend versorgt ist. Bei den Ölprodukten würde nach dem Brand in einer Raffinerie in Venezuela dagegen Angebotsknappheit bestehen. Dies dürfte in den US-Lagerdaten Bestätigung finden, welche in der vergangenen Woche einen erneuten Rückgang der Benzin- und Destillatevorräte zeigen werden.

Das API veröffentlicht die Daten heute nach Handelsschluss, das US-Energieministerium morgen Nachmittag. Ein Teil des zu erwartenden Lagerabbaus ist aber mit den Folgen von Wirbelsturm Isaac zu erklären, welcher zu einer vorübergehenden Schließung von Raffineriekapazitäten an der US-Golfküste geführt hat. Besonders deutlich dürften die Auswirkungen von Isaac bei den Rohölbeständen zu sehen sein. Erwartet wird ein kräftiger Rückgang um mehr als 5 Mio. Barrel. Denn zeitweise waren in der vergangenen Woche mehr als 90% der US-Ölproduktion im Golf von Mexiko geschlossen. Dies dürfte den Ölpreisen ebenso Unterstützung geben wie die Erwartung von Anleihekäufen durch EZB und Fed. EZB-Präsident Draghi dürfte morgen die Wiederauflage des Anleihekaufprogramms bekanntgeben. Im Falle enttäuschender US-Arbeitsmarktdaten dürfte die Fed demnächst folgen.


Edelmetalle

In Südafrika ist nach wie vor kein Ende des Streiks im "Marikana"-Minenkomplex von Lonmin, dem weltweit drittgrößten Platinproduzenten, in Sicht. Gespräche zwischen dem Minenbetreiber, den Gewerkschaften und Regierungsvertretern wurden kürzlich ergebnislos unterbrochen. Gestern meldeten sich Unternehmensangaben zufolge nur 7,4% der rund 28.000 Beschäftigten zum Dienst. Die streikenden Arbeiter fordern eine Verdopplung ihres Grundgehalts. Die Produktion in "Marikana" steht mittlerweile seit Mitte August still, wodurch Lonmin Industriekreisen zufolge täglich rund 2.500 Unzen Platin einbüßt.

Nach dem Streik in der "Rustenburg"-Mine von Impala Platinum zu Beginn des Jahres, durch den ca. 150.000 Unzen Platin "verloren" gingen, wird es daher immer wahrscheinlicher, dass der für dieses Jahr erwartete Angebotsüberschuss am globalen Platinmarkt deutlich geringer ausfällt bzw. sogar ganz ausbleibt. Dies sollte den Platinpreis im Jahresverlauf unterstützen. Mittlerweile scheint sich der Streik der Platinminenarbeiter auf andere Sektoren ausgeweitet zu haben.

So setzte die Polizei Tränengas und Gummigeschosse ein, um eine Menge streikender Arbeiter in der "KDC East"-Goldmine von Gold Fields, dem weltweit viertgrößten Goldproduzenten, auseinanderzutreiben. Dort streiken ein Viertel der 46.000 Arbeiter. Zwischenfälle werden auch von anderen kleineren Minenproduzenten berichtet. Südafrika war im vergangenen Jahr mit knapp 190 Tonnen der fünftgrößte Goldproduzent der Welt. Somit könnten Produktionsausfälle auch bei Gold zu weiter steigenden Preisen beitragen.


Industriemetalle

Die Metallpreise zeigten sich insbesondere gestern Nachmittag von ihrer schwächeren Seite, nachdem der ISM-Index in den USA im August den dritten Monat in Folge unter der Marke von 50 blieb, die Expansion anzeigt. Die Preisrückgänge dürften jedoch nicht von Dauer sein, da der schwache ISM-Index die Wahrscheinlichkeit von "QE3" erhöht. Vieles hängt nun vom US-Arbeitsmarktbericht ab, der am Freitag veröffentlicht wird. N

ickel rutschte in Folge des Preisrückgangs der Industriemetalle gestern wieder unter die Marke von 16.000 USD je Tonne. Nach der Inbetriebnahme zahlreicher neuer Minen besteht am globalen Nickelmarkt derzeit ein hoher Angebotsüberschuss, der sich in stetig wachsenden Lagerbeständen bemerkbar macht. So sind die Nickelvorräte in den Lagerhäusern der LME gestern auf fast 120 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Stand seit April letzten Jahres gestiegen. Bei den aktuellen Nickelpreisen ist allerdings eine Reihe von Nickelroheisen-Produzenten in China unrentabel, so dass es dort laut Angaben des Datenanbieters Shanghai Metals Market zu Produktionskürzungen kommt.

Darüber hinaus scheinen die chinesischen Edelstahlhersteller ihre Produktion bislang nicht wesentlich reduziert zu haben, wie ein Blick auf die Lagerbestände der verschiedenen Edelstahlsorten zeigt. Denn diese sind im August im Vergleich zum Vormonat in der Breite gestiegen. Beide Aspekte dürften deutlich fallenden Nickelpreisen entgegenstehen.

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Agrarrohstoffe

Zunächst Hitze und Dürre während der Pflanzenentwicklung und nun ergiebiger Regen während der Erntezeit: die Liste an ungünstigen Wetterbedingungen, mit denen die Mais- und Sojabohnenpflanzen in diesem Jahr in den USA konfrontiert werden, scheint schier endlos. Doch langsam zeichnet sich ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung ab. Im neuesten US-Erntefortschrittsbericht blieb die Topbewertung für Sojabohnen stabil bei 30%. Auch die Gefahr durch Krankheitsbefall aufgrund der vom Tropensturm Isaac gebrachten Niederschläge ist aller Voraussicht nach gebannt. Die Erntegeschwindigkeit für Mais befindet sich trotz der Verzögerungen der letzten Woche durch den Tropensturm mit 10% insgesamt weiterhin auf Rekordkurs.

Nachdem die Ernteschätzung durch die schlimmste Dürre seit 1956 bisher vom US-Landwirtschaftsministerium bei Sojabohnen um 15,6% auf knapp 2,7 Mrd. Scheffel und bei Mais um 27% auf 10,8 Mrd. Scheffel nach unten revidiert wurde, geht man im Vorfeld des neuesten Berichts von weiteren Abwärtsrevisionen aus. Die Ergebnisse einer Umfrage der Brokerfirma Allendale unter Bauern in 32 US-Bundesstaaten festigen diesen Eindruck. Allerdings sind Herabstufungen bei Mais auf 10,3 Mrd. Scheffel und bei Sojabohnen auf 2,6 Mrd. Scheffel in den derzeitigen Marktpreisen unseres Erachtens schon weitgehend enthalten. Sollte das Pech die diesjährige US-Ernte nicht weiter verfolgen, ist ein weiterer Preisanstieg unwahrscheinlich.




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