Warten auf Draghi
06.09.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise können sich von dem deutlichen Rückgang der vergangenen beiden Tage erholen. Brent steigt am Morgen auf 114 USD je Barrel, WTI auf 96 USD je Barrel. Offensichtlich setzen die Marktteilnehmer darauf, dass EZB-Präsident Draghi die geschürten Erwartungen nicht enttäuscht und heute Nachmittag ein umfangreiches Anleihekaufprogramm verkündet. In diesem Falle dürften die Ölpreise weiter steigen. Für zusätzliche Unterstützung könnte der Lagerbericht des US-Energieministeriums sorgen, welcher ebenfalls heute Nachmittag veröffentlicht wird. Gestern nach Handelsschluss berichtete das API für die vergangene Woche einen deutlichen Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 7,2 Mio. Barrel.
Verantwortlich hierfür war Hurrikan Isaac, welcher für einen deutlichen Rückgang der Rohölimporte sorgte. So erfolgte der Lagerabbau ausschließlich im Golfdistrikt. Überraschenderweise vermeldete das API eine im Wochenvergleich unveränderte US-Ölproduktion, obwohl in der vergangenen Woche zeitweise mehr als 90% der US-Ölproduktion im Golf von Mexiko geschlossen war. Die Raffinerieauslastung sank um 3,8 Prozentpunkte, da Raffinerien an der US-Golfküste wegen Isaac ihren Betrieb vorübergehend einstellen mussten. Dies trug zum Rückgang der Benzinvorräte um 2,3 Mio. Barrel bei. Ebenfalls heute werden vom DOE die US-Erdgaslagerbestände veröffentlicht. Diese dürften erneut einen geringeren Lageraufbau aufweisen als üblich. Der Erdgaspreis konnte hiervon zuletzt nicht mehr profitieren.
Edelmetalle
Am 6. September 2011 verzeichnete Gold in US-Dollar ausgedrückt sein bisheriges Rekordhoch von 1.921,15 USD je Feinunze. Heute, exakt ein Jahr später, befindet sich das gelbe Edelmetall nur 11% unter diesem Niveau und hat zum ersten Mal seit Mitte März wieder die Marke von 1.700 USD je Feinunze überwunden. Sollte EZB-Präsident Draghi die hohen Erwartungen erfüllen, dürften Gold und die anderen Edelmetalle schon heute mit starken Preissteigerungen reagieren. Die mit Spannung erwartete EZB-Sitzung wird heute das mit Abstand marktbestimmendste Ereignis sein. Auf Seiten der physischen Goldnachfrage gibt es derzeit gemischte Signale.
Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern weitere Zuflüsse und haben ihre Bestände auf ein neues Allzeithoch von gut 2.470 Tonnen ausgebaut. Auch die Istanbuler Goldbörse berichtete, dass die Türkei im August 11,3 Tonnen Gold importiert hat. Dagegen ziehen allerdings immer dunklere Wolken über Indien, dem ehemals weltweit größten Goldkonsumentenland, auf. So geht die Bombay Bullion Association davon aus, dass die indische Regierung zum dritten Mal in diesem Jahr die Einfuhrsteuern auf Goldbarren und -münzen von derzeit 4% auf bis zu 7,5% erhöhen könnte, um das rekordhohe Leistungsbilanzdefizit zu bekämpfen. Dies würde die ohnehin schon verhaltene Goldnachfrage in der kurz bevorstehenden Feiertags- und Hochzeitssaison noch weiter bremsen.
Industriemetalle
Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten EZB-Sitzung zeigen sich die Metallpreise verhalten, aber zumeist von ihrer freundlichen Seite. Wir erwarten stärkere Preisbewegungen während bzw. im Nachgang der Pressekonferenz von EZB-Präsident Draghi am Nachmittag.
Lynas Corp., neben der US-amerikanischen Molycorp der zweite große aufstrebende Produzent von Seltenen Erden außerhalb Chinas, hat gestern einen Meilenstein auf dem Weg zur Aufnahme der Produktion erreicht. Denn die zuständigen Behörden in Malaysia haben dem Unternehmen die lange ersehnte und monatelang verzögerte Genehmigung zur Inbetriebnahme einer Raffinerie erteilt. Diese gilt zunächst für zwei Jahre und ist an Auflagen gebunden. Die Produktion soll bereits im Oktober aufgenommen werden. Die Raffinerie hat bislang eine Kapazität von 11 Tsd. Tonnen p.a. und soll bis Ende nächsten Jahres verdoppelt werden. Dies reicht u.E. allerdings nicht aus, um die Quasi-Monopolstellung Chinas - das Reich der Mitte stand im letzten Jahr mit rund 130 Tsd. Tonnen für 97% der weltweiten Produktion - aufzubrechen.
Unterdessen stabilisieren sich die in China gehandelten Preise für Seltene Erden und scheinen damit einen Boden gefunden zu haben. Da China mit zahlreichen Maßnahmen versucht, noch mehr Kontrolle über den Markt der Seltenen Erden zu bekommen (siehe hierzu Rohstoffe kompakt vom 9. August), erwarten wir mittel- bis langfristig deutliche steigende Preise dieser essenziellen Metalle.
Agrarrohstoffe
Der Zuckerpreis hat in den letzten beiden Tagen seine Talfahrt fortgesetzt und ist kurzzeitig unter die Marke von 19 US-Cents je Pfund gefallen. Damit handelt er nur knapp über einem 2-Jahrestief. Grund sind die guten Ernteerwartungen in Brasilien. Die Zuckerproduktion in der Hauptanbauregion Center-South soll laut dem weltweit zweitgrößten Zuckerbroker Copersugar auf 31,5 Mio. Tonnen steigen und damit eine Mio. Tonnen höher ausfallen als erwartet. Die Internationale Zuckerorganisation schätzt die weltweite Produktion im Erntejahr 2012/2013 auf rekordhohe 177,4 Mio. Tonnen und rechnet für die entsprechende Ernteperiode mit einem globalen Angebotsüberschuss von 5,9 Mio. Tonnen.
Die chinesische Regierung hat nun angekündigt, den Zuckerpreis zu unterstützen. Sollte China Zucker auf dem heimischen Markt aufkaufen, um die inländischen Preise zu stabilisieren, könnten zuckerverarbeitende Betriebe auf die günstigeren Importe zu Weltmarktpreisen zurückgreifen und somit zu einem Abbau des Angebotsüberschusses beitragen. Der aufgrund der schwachen Monsunsaison zu erwartende Rückgang der indischen Zuckerproduktion bietet für den Preis derzeit keine wirkungsvolle Stütze, da der Markt ausschließlich auf die angebotssteigernden Nachrichten aus Brasilien fokussiert scheint. Spätestens nach dem Ende der Zuckerrohrernte in Brasilien im November dürfte sich dies ändern und der Preis sich erholen.
Die Ölpreise können sich von dem deutlichen Rückgang der vergangenen beiden Tage erholen. Brent steigt am Morgen auf 114 USD je Barrel, WTI auf 96 USD je Barrel. Offensichtlich setzen die Marktteilnehmer darauf, dass EZB-Präsident Draghi die geschürten Erwartungen nicht enttäuscht und heute Nachmittag ein umfangreiches Anleihekaufprogramm verkündet. In diesem Falle dürften die Ölpreise weiter steigen. Für zusätzliche Unterstützung könnte der Lagerbericht des US-Energieministeriums sorgen, welcher ebenfalls heute Nachmittag veröffentlicht wird. Gestern nach Handelsschluss berichtete das API für die vergangene Woche einen deutlichen Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 7,2 Mio. Barrel.
Verantwortlich hierfür war Hurrikan Isaac, welcher für einen deutlichen Rückgang der Rohölimporte sorgte. So erfolgte der Lagerabbau ausschließlich im Golfdistrikt. Überraschenderweise vermeldete das API eine im Wochenvergleich unveränderte US-Ölproduktion, obwohl in der vergangenen Woche zeitweise mehr als 90% der US-Ölproduktion im Golf von Mexiko geschlossen war. Die Raffinerieauslastung sank um 3,8 Prozentpunkte, da Raffinerien an der US-Golfküste wegen Isaac ihren Betrieb vorübergehend einstellen mussten. Dies trug zum Rückgang der Benzinvorräte um 2,3 Mio. Barrel bei. Ebenfalls heute werden vom DOE die US-Erdgaslagerbestände veröffentlicht. Diese dürften erneut einen geringeren Lageraufbau aufweisen als üblich. Der Erdgaspreis konnte hiervon zuletzt nicht mehr profitieren.
Edelmetalle
Am 6. September 2011 verzeichnete Gold in US-Dollar ausgedrückt sein bisheriges Rekordhoch von 1.921,15 USD je Feinunze. Heute, exakt ein Jahr später, befindet sich das gelbe Edelmetall nur 11% unter diesem Niveau und hat zum ersten Mal seit Mitte März wieder die Marke von 1.700 USD je Feinunze überwunden. Sollte EZB-Präsident Draghi die hohen Erwartungen erfüllen, dürften Gold und die anderen Edelmetalle schon heute mit starken Preissteigerungen reagieren. Die mit Spannung erwartete EZB-Sitzung wird heute das mit Abstand marktbestimmendste Ereignis sein. Auf Seiten der physischen Goldnachfrage gibt es derzeit gemischte Signale.
Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern weitere Zuflüsse und haben ihre Bestände auf ein neues Allzeithoch von gut 2.470 Tonnen ausgebaut. Auch die Istanbuler Goldbörse berichtete, dass die Türkei im August 11,3 Tonnen Gold importiert hat. Dagegen ziehen allerdings immer dunklere Wolken über Indien, dem ehemals weltweit größten Goldkonsumentenland, auf. So geht die Bombay Bullion Association davon aus, dass die indische Regierung zum dritten Mal in diesem Jahr die Einfuhrsteuern auf Goldbarren und -münzen von derzeit 4% auf bis zu 7,5% erhöhen könnte, um das rekordhohe Leistungsbilanzdefizit zu bekämpfen. Dies würde die ohnehin schon verhaltene Goldnachfrage in der kurz bevorstehenden Feiertags- und Hochzeitssaison noch weiter bremsen.
Industriemetalle
Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten EZB-Sitzung zeigen sich die Metallpreise verhalten, aber zumeist von ihrer freundlichen Seite. Wir erwarten stärkere Preisbewegungen während bzw. im Nachgang der Pressekonferenz von EZB-Präsident Draghi am Nachmittag.
Lynas Corp., neben der US-amerikanischen Molycorp der zweite große aufstrebende Produzent von Seltenen Erden außerhalb Chinas, hat gestern einen Meilenstein auf dem Weg zur Aufnahme der Produktion erreicht. Denn die zuständigen Behörden in Malaysia haben dem Unternehmen die lange ersehnte und monatelang verzögerte Genehmigung zur Inbetriebnahme einer Raffinerie erteilt. Diese gilt zunächst für zwei Jahre und ist an Auflagen gebunden. Die Produktion soll bereits im Oktober aufgenommen werden. Die Raffinerie hat bislang eine Kapazität von 11 Tsd. Tonnen p.a. und soll bis Ende nächsten Jahres verdoppelt werden. Dies reicht u.E. allerdings nicht aus, um die Quasi-Monopolstellung Chinas - das Reich der Mitte stand im letzten Jahr mit rund 130 Tsd. Tonnen für 97% der weltweiten Produktion - aufzubrechen.
Unterdessen stabilisieren sich die in China gehandelten Preise für Seltene Erden und scheinen damit einen Boden gefunden zu haben. Da China mit zahlreichen Maßnahmen versucht, noch mehr Kontrolle über den Markt der Seltenen Erden zu bekommen (siehe hierzu Rohstoffe kompakt vom 9. August), erwarten wir mittel- bis langfristig deutliche steigende Preise dieser essenziellen Metalle.
Agrarrohstoffe
Der Zuckerpreis hat in den letzten beiden Tagen seine Talfahrt fortgesetzt und ist kurzzeitig unter die Marke von 19 US-Cents je Pfund gefallen. Damit handelt er nur knapp über einem 2-Jahrestief. Grund sind die guten Ernteerwartungen in Brasilien. Die Zuckerproduktion in der Hauptanbauregion Center-South soll laut dem weltweit zweitgrößten Zuckerbroker Copersugar auf 31,5 Mio. Tonnen steigen und damit eine Mio. Tonnen höher ausfallen als erwartet. Die Internationale Zuckerorganisation schätzt die weltweite Produktion im Erntejahr 2012/2013 auf rekordhohe 177,4 Mio. Tonnen und rechnet für die entsprechende Ernteperiode mit einem globalen Angebotsüberschuss von 5,9 Mio. Tonnen.
Die chinesische Regierung hat nun angekündigt, den Zuckerpreis zu unterstützen. Sollte China Zucker auf dem heimischen Markt aufkaufen, um die inländischen Preise zu stabilisieren, könnten zuckerverarbeitende Betriebe auf die günstigeren Importe zu Weltmarktpreisen zurückgreifen und somit zu einem Abbau des Angebotsüberschusses beitragen. Der aufgrund der schwachen Monsunsaison zu erwartende Rückgang der indischen Zuckerproduktion bietet für den Preis derzeit keine wirkungsvolle Stütze, da der Markt ausschließlich auf die angebotssteigernden Nachrichten aus Brasilien fokussiert scheint. Spätestens nach dem Ende der Zuckerrohrernte in Brasilien im November dürfte sich dies ändern und der Preis sich erholen.