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Preise vor goldenem Herbst

11.09.2012  |  Eugen Weinberg
In Erwartung umfangreicher Stimulierungsmaßnahmen der Zentralbanken ist Gold kürzlich aus seinem Seitwärtstrend nach oben ausgebrochen. Der Preisanstieg dürfte sich bis Jahresende in Richtung des Allzeithochs weiter fortsetzen. Dagegen sollte die Dynamik bei Silber zunächst etwas nachlassen. Platin wird durch umfangreiche Streiks in Südafrika und damit verbundene Angebotsausfälle nach oben getrieben. In dessen Fahrwasser sollte auch Palladium mitgezogen werden.

Anfang September 2011 erreichte der Goldpreis sein bisheriges Rekordhoch von 1.921 USD je Feinunze. Ein Jahr später ist der Preis trotz jüngster Preiserholung noch knapp 10% davon entfernt (Grafik 1). Bremsen tut derzeit die schwache physische Nachfrage. Laut World Gold Council lag die globale Nachfrage im zweiten Quartal 7% niedriger als im Vorjahr. Erstmals seit dem ersten Quartal 2010 lag die Nachfrage nach Schmuck, Münzen, Barren, ETFs und aus der Industrie sowie der Zentralbanken in einem Quartal bei weniger als 1.000 Tonnen.

Hauptverantwortlich hierfür war Indien. Die rekordhohen Goldpreise in lokaler Währung bremsen die Goldnachfrage im bis vor kurzem weltgrößten Goldnachfrageland. Hinzu kommt, dass die Monsunsaison in Indien unerwartet schwach ausgefallen ist, was negative Auswirkungen auf die Einkommensentwicklung und die Kaufkraft der indischen Landbevölkerung in der bevorstehenden Feiertags- und Hochzeitssaison haben könnte. Laut Bombay Bullion Association dürften die indischen Goldimporte während der nachfragestärksten Zeit zwischen September und Dezember nur etwa halb so hoch ausfallen wie üblich. Der World Gold Council rechnet ebenfalls mit um 200-250 Tonnen niedrigeren Goldimporten während dieser Zeit.

Für das Gesamtjahr sollen die Goldimporte Indiens bei 700-750 Tonnen liegen, nach 1.000 Tonnen im Jahr 2011. Indien dürfte damit in diesem Jahr die Position alsweltgrößter Goldnachfrager erstmals an China verlieren, dessen Nachfrage sich auf 850 Tonnen belaufen soll. Bestätigt wird dies durch die robusten Goldimporte in das Reich der Mitte. Die Netto-Importe aus Hongkong nach China lagen in den ersten sieben Monaten des Jahres bei knapp 300 Tonnen und damit 3,5-mal so hoch wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Absatz von Goldmünzen hat sich dagegen merklich abgeschwächt.

Seit Jahresbeginn wurden laut US-Münzanstalt bislang gut 400 Tsd. Unzen American Eagle Goldmünzen verkauft. Im vergangenen Jahr waren es bis zum jetzigen Zeitpunkt fast doppelt so viele. Allerdings hat die Münznachfrage seit Ende August spürbar angezogen. In den letzten zwei Wochen wurden 26 Tsd. Unzen an US-Goldmünzen verkauft und damit mehr als in den vorherigen vier Wochen zusammengenommen.

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Die Investmentnachfrage verzeichnete im zweiten Quartal einen Rückgang um 23% gegenüber dem Vorquartal, wofür neben der schwachen Nachfragenach Münzen und Barren auch Abflüsse aus den Gold-ETFs verantwortlich waren. Aber auch das Bild bei den ETFs hat zuletzt gedreht. Seit Ende Juli stiegen die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs um mehr als 80 Tonnen und erreichten mit 2.474 Tonnen einenneuen Rekordstand. In der Rangliste der größten Goldhalter sind die Gold-ETFs damit auf Platz vier vorgerückt, noch vor Italien und Frankreich.

Die Zentralbanken treten weiter als Käufer auf und haben laut WGC im zweiten Quartal ihre Goldbestände per Saldo um 157,5 Tonnen erhöht. Im ersten Halbjahr summieren sich die Zentralbankkäufe auf insgesamt 254 Tonnen (Grafik 2). Damit lagen sie gut 50 Tonnen über dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Zentralbanken sind daher auf einem guten Wege, den im Vorjahr aufgestellten Rekordbetrag von 458 Tonnen zu übertreffen. Angesichts sehr niedriger Goldbestände in den Reserven dürften die Zentralbanken der Schwellenländer weiter Gold akkumulieren, während die Zentralbanken der Industrieländer so gut wie kein Gold mehr veräußern, es sei denn zur Prägung von (Gedenk-)Münzen.

Das globale Goldangebot hat im vergangenen Quartal bei knapp 1.060 Tonnen stagniert (Grafik 3). Die Minenproduktion, welche im vergangenen Jahrgut 60% des gesamten Angebots ausmachte, lag in den vergangenen vier Quartalen zusammengenommen 4% höher als im Vorjahr. Unter Einbeziehung der Rückkäufe seitens derProduzenten ist sie im zweiten Quartal im Vorjahresvergleich sogar leicht gefallen. Nennenswerte Produktionssteigerungen wurden zuletzt nur noch aus China gemeldet, welches zur Befriedigung der heimischen Nachfrage darüber hinaus auf Importe angewiesen ist.




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