Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Irischer Unruheherd kommt zur Ruhe - Euro freundlicher!

19.11.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen (07.40 Uhr) bei 1.3655, nachdem gestern im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3576 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.90, während EUR-CHF bei 1.3565 oszilliert.

Das Thema Irland verliert an Wirkung an den Finanzmärkten. Eine sachlich nicht erforderliche Zuspitzung wird damit nivelliert.

Wir sind nach unseren eindeutigen Einlassungen im Forex Report erfreut! Sachlich wäre Irland in der Lage gewesen, die Probleme solitär zu wuppen. Die am Kapitalmarkt geschaffene Konstellation erforderte schlussendlich eine andere Antwort.

Auf den Punkt gebracht: Der irische Zentralbankpräsident Honohan sagte gestern, daß das Unterstützungspaket für irische Banken mehrere 10 Mrd. Euro ausmachen könne. Finanzminister Lenihan begrüßt die Schaffung eines substantiellen Fundings für irische Banken.

Ob diese Maßnahmen nun in 7 oder 14 Tagen auf den Weg gebracht werden, ist nebensächlich. Fakt ist, daß damit die irischen Banken aus der Schusslinie sind. Gleichzeitig ist damit auch Irland aus der Schusslinie geraten.

Halten wir einen Moment inne. Werfen wir einen Blick auf die letzten knapp zwei Jahre:
  • Europa rekonfiguriert sich und adressiert die Geschäftsmodelle schwacher Länder.
  • Die USA ignorieren ihr Defizitproblem und üben sich latent in Kosmetik.

Daraus ergibt sich eine klares Schwächeprofil zu Lasten des USD und zu Gunsten des Euros. Es passiert aber schlussendlich etwas, was dieser Sachlage diametral entgegengesetzt ist. Die aus London und New York geführte Spekulation hat Anfang 2009 über Russland und Osteuropa einen Angriff auf den Euro gestartet, der nicht fruchtete (China-Intervention). Dann wurde ab November 2009 das Thema Griechenland mit steigender Vehemenz bis Mitte des Jahres belegt (u.a. China Intervention). Als auch diese Attacke nicht mehr griff, kam der nächste Schub mit dem Irlandthema. Wir haben hier im Forex Report dargestellt, daß sich Irland weder für das Thema Staatsbankrott noch Kapitalmarktunfähigkeit eignet.

Unter Berücksichtigung des Ablaufs der letzten zwei Jahre, wäre es nur konsequent, wenn sich unsere "Freunde" in London und New York nun des Themas Portugals oder Spaniens annehmen würden. Wir empfehlen der EU, EZB und IWF, vorbereitet zu sein. Wir empfehlen der Politk, sich Gedanken über die Struktur der "Player" zu machen. Hier geht es offensichtlich nicht um angemessene Diskontierung von Risiken, sondern um andere Themen.

JP Morgan prognostiziert, daß der USD die schwächste Währung der Welt werde. Hintergrund sei die aktuelle Ausformung der Geldpolitik. Der Zusammenhang, daß die USA das größte Leistungsbilanzdefizit der Welt aufweisen und gleichzeitig Nullzinspolitik betreiben, erlaube keine andere Prognose (Quelle Bloomberg). Ist der Markt, sind unsere "Freunde" willens oder in der Lage so viel fundamentalen Realitätssinn umzusetzen und von dem bisherigen Themen abzulassen? "Food for thought!"


Wenden wir uns den Wirtschaftsdaten zu:

Die Leistungsbilanz der Eurozone lieferte per September einen Fehlbetrag in Höhe von -9,2 Mrd. nach zuvor 10,6 Mrd. Euro. Die leicht defizitäre Situation in der Leistungsbilanz wird zunehmend chronisch. Das ist aktuell nicht problematisch, es ist aber auch nicht notwendig wünschenswert. Dabei spielen natürlich die Reformprogramme in der Eurozone eine Rolle. Ergo ist bei der Extrapolation Vorsicht geboten.

Open in new window


Die Daten aus den USA waren erfrischend positiv. Die Konjunktur zieht in den USA leicht an!

Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich in der Berichtswoche per 13.11.2010 auf 439.000 (Prognose 440.000) nach zuvor 437.000 (revidiert von 435.000). Das Niveau ist in den letzten Wochen leicht gefallen. Zarte Frühlingsdüfte sind am US-Arbeitsmarkt erkennbar.

Open in new window


Die Frühindikatoren der US-Wirtschaft nach Lesart des Conference Board legten erwartungsgemäß um 0,5% zu. Der Vormonatswert wurde von +0,3% auf +0,5% revidiert. Damit stellte sich der vierte Anstieg in Folge ein. Dabei ergab sich ein zunehmendes Tempo der Anstiege. Das erlaubt leichten Optimismus nach vorne schauend.

Open in new window


Insbesondere freuen wir uns über den Philadelphia Fed Survey. Nachdem das Pendant aus NY förmlich eingebrochen war, was überhaupt nicht in unser US- und Weltkonjunkturbild passte, wurde bei diesem Index gestern eine massive positive Überraschung geliefert, Der Index legte nicht, wie in der Konsensusprognose unterstellt, von zuvor 1,0 auf 5,0 Punkte zu, sondern er schoss auf 22,5 Zähler nach oben und markierte damit das höchste Niveau seit Anfang 2005. Auch die Subindices passen in dieses Bild. Der Auftragsindex legte von -5,0 auf +10,4 Punkte zu. Der Beschäftigungsindex nahm von 2,4 auf 13,3 Zähler zu. der Index, der die wöchentliche Arbeitszeit misst, schoss von -6,0 auf +10,9 Punkte nach oben.

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.3850 - 1.3880 dreht den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"