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Irland nimmt Hilfe in Anspruch - Risikoaversion sinkt - Euro profitiert!

22.11.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen (07.40 Uhr) bei 1.3750, nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3767 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 114.70, während EUR-CHF bei 1.3650 oszilliert.

Irland hat an die EU und IWF den Markterwartungen entsprechend einen Unterstützungsantrag gestellt, der bereits von den EU-Finanzministern in einer Telefonkonferenz abgesegnet wurde. Mittel werden aus den Töpfen EFSM und EFSF bereit gestellt. Schweden und Großbritannien haben darüber hinaus bilaterale Hilfen in Aussicht gestellt.

Damit ist das Thema Irland bezüglich Liquidität vollständig abgearbeitet. Diese Runde geht an die "Spekulation".

Ein Land, das bis Mitte 2011 voll durchfinanziert ist und eine "Cash-Reserve" von 30 Mrd. Euro vorhält (= von Fremdfinanzierung unabhängig bis Ende 2012), wird gerettet. "Chapeau!" Da kommen circa 90 Mrd. von Seiten der EU und des IWF und noch einmal mehrere Mrd. aus Großbritannien und Schweden. Wahrscheinlich sind jetzt irische Anlagen mit diesen Puffern sicherer als Goldanlagen in Fort Knox.

Primär geht es in Irland um die Stützung angeschlagener Banken und nicht des Geschäftsmodells per se. Ein Gesamtvolumen von circa 90 Mrd. Euro wird am Markt kolportiert. Laut EU wird der genaue Betrag jedoch erst Ende November feststehen. Das irische Bankenwesen wird im Zuge der aktuellen Maßnahmen restrukturiert. Dieser Aspekt ist sicherlich Ziel führend.

Die Vergabe der Mittel ist an ein Reformprogramm gekoppelt, daß eine Konsolidierung der Finanzen innerhalb von 4 Jahren auf das Niveau von 3% Staatsdefizit einschließt.

Bis dahin sollen 15 Mrd. Euro eingespart werden. Dabei stehen Einschnitte im sozialen Sektor wie die Senkung des Mindestlohns, die Kürzung des Arbeitslosengelds und der Kinderunterstützung im Mittelpunkt.

Die niedrige Unternehmensbesteuerung von 12,5% soll laut Regierungsangaben unverändert beibehalten werden. Diese Steuerpolitik ist ein wesentlicher Baustein des Geschäftsmodells Irland.

In einer abstrakten Betrachtung wird deutlich, daß die von uns seit Ende 2007 vertretene These, daß "Failure no Option" darstellt, einmal mehr bestätigt ist.

Das Scheitern des Finanzsystems oder das Scheitern der Reflationierung der Weltwirtschaft steht nicht auf der Agenda. Im Zweifelsfall greift internationale Kooperationen. Das ist auch richtig so.

Die aus Egozentrik der Finanzbranche und blinder Gefolgschaft der Politik und Aufsicht resultierenden Fehler sollten nicht dauerhaft von der Realwirtschaft "bezahlt" werden. Die Realwirtschaft war bereits einmal Opfer der Veranstaltung!

Die Grundlagen für die weiter profunde Erholung der Weltwirtschaft sind sowohl über den Lager-, als auch den Investitions- und mittlerweile auch dem Konsumgüterzyklus gegeben.

Selten haben diese drei Impulsgeber simultan in circa 75% der Weltwirtschaft gewirkt. Die latenten positiven Überraschungen an der Konjunkturfront, die die Eliten meiner Branche zu Nachbesserungen ihrer Prognosen zwangen, werden uns auch weiter begleiten. An dieser Stelle greifen wir unserem Jahresausblick ein wenig vor.

Da Fiskallagen den Konjunkturlagen folgen, sind auch die aktuellen Diskontierungen der potentiellen Staatsverschuldungsgrade als ambitioniert zu betrachten. Anfang 2010 haben wir das für Deutschland prophezeit. Das wird 2011 weitere Kreise ziehen. Für die Reformländer bedeutet es, daß die globale positive Konjunkturlage Rückenwind mit sich bringt, der die Erfolgsquote deutlich positiv beeinflussen wird.

Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.3850 - 1.3880 dreht den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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