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Kommentar: Windmühlen oder Mauern?

13.09.2012  |  Jochen Stanzl
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen."
Chinesisches Sprichwort

Die Globalisierung hat dazu geführt, dass Unternehmen weltweit in einen Wettbewerb miteinander getreten sind. Also auch mittelständische Unternehmen aus dem Schwarzwald oder aus dem Spessart mussten sich plötzlich einer Konkurrenz aus Mato Grasso aus Brasilien oder aus Shenzhen aus China stellen. Und sie mussten große Sprünge machen, um gegen diesen Wettbewerb zu bestehen.

Nun gilt dieser Konkurrenzkampf innerhalb dieser globalen Integration bis zu einem gewissen Maße auch für ganze Staaten. Staaten, die in diesem Wettbewerb erfolgreich sind, wie Deutschland, erwirtschaften einen Handelsüberschuss, Staaten, die sich gegen den internationalen Wettbewerb nicht behaupten können, erwirtschaften Handelsdefizite. Innerhalb der Eurozone, und das macht die Situation seit über drei Jahren so dramatisch, kam es ebenfalls zu einem Wettbewerb zwischen den Staaten, wobei Deutschland auf Kosten von Ländern wie Griechenland oder Spanien Handelsüberschüsse erwirtschaftete.

"Auf Kosten“ schreibe ich deshalb, weil die gemeinsame Währung, der Euro, zu schwach für Deutschland, aber zu stark für Griechenland und Spanien ist. Also importierten Spanien, Italien, Griechenland, Portugal und weitere Staaten mehr aus dem Ausland, als sie dorthin verkauft haben, was dort Jahr für Jahr zu einer steigenden Verschuldung führte. Da sich der Marktzins dieser strukturell schwachen Länder in den Boomjahren 2003 bis 2007 an den Marktzins der strukturell starken Länder wie Deutschland anglich, waren die schwachen Länder in der Lage, diese steigende Verschuldung zu ignorieren und lebten eine ganze Zeit lang über ihre Verhältnisse.

Das hätte auch noch eine ganze Weile so weiter gehen können. Allerdings kam es, wie es kommen musste, und die Große Finanzkrise der Jahre 2007/2008 stellte ein Ereignis dar, dass in dem Wirtschaftskonstrukt für die Eurozone, das in den Verträgen von Lissabon und Maastricht festgeschrieben ist, nicht vorgesehen war: Ein massiver exogener Schock. Eigentlich war geplant, dass die Eurozone stabil sein wird, weil innerhalb der Verträge kein Nationalstaat mehr auf Eigeninitiative hin ausscheren konnte, etwa durch eine überbordende Verschuldung, um Konjunkturprogramme zu starten, etwa durch die Manipulation des eigenen Wechselkurses oder etwa über die Veränderung der nationalen Leitzinsen. Die Große Finanzkrise offenbarte jedoch die größte Schwäche der Eurozone: Es zeigte sich nämlich, dass die Länder sehr wohl wieder zu diesen Stellschrauben zurück wollen, und zwar ab dem Zeitpunkt, wo eben nicht mehr alles Eitel Sonnenschein ist.

Insofern geht es in der Eurozone jetzt darum, etwas völlig neues zu wagen, anstatt in alte Verhaltensmuster zurückzufinden. Dass das Projekt Euro und Eurozone durch den angelsächsischen Raum mit aller Macht der Medien, Wirtschaft und Politik an jeder möglichen Stelle torpediert wird liegt ganz einfach daran, dass die Eurozone aus dieser Krise gestärkt hervorgehen könnte, mit massiv gestärkten und etablierten Institutionen, und die gemeinsame Währung, der Euro, wird dann zu einem ernsten Konkurrenten zu dem britisch-amerikanischen Konkurrenzprodukt, dem Pfund oder dem US-Dollar.

Und da schließt sich der Kreis meines kleinen Artikels: Da sich die Welt in einer Phase der globalen Integration, oder der Globalisierung befindet, ist es im Interesse, diese Entwicklungen möglichst zu unterbinden. Diesem Druck standzuhalten, ist vor allem das Verdienst von Angela Merkel und Wolfgang Schäuble, die hierfür meinen tiefsten Respekt sicher auf ihrer Seite haben.

Lasst uns agieren! Sonst werden wir gezwungen sein, zu reagieren. Denn agieren werden die anderen sicher.


© Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de / Godmode-Trader.de



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