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Lage in Südafrika spitzt sich weiter zu

13.09.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Genehmigung des ESM durch das Bundesverfassungsgericht hat den Rohstoffpreisen gestern zunächst weiteren Auftrieb gegeben. Der Brentölpreis stieg im Zuge dessen bis auf knapp 117 USD je Barrel. Mit zum Preisanstieg beigetragen haben auch die neuen Unruhen in der arabischen Welt, welche eine Risikoprämie auf den Ölpreis rechtfertigen. Ein unerwarteter Anstieg der US-Rohöllagerbestände führte am Nachmitag zu einem leichten Preisrückgang. Der Lageraufbau um knapp 2 Mio. Barrel lässt sich größtenteils mit den Nachwirkungen von Hurrikan Isaac erklären.

Die Ölimporte verzeichneten nach dem deutlichen Rückgang in der Vorwoche eine Gegenbewegung, während die Raffinerieauslastung nochmals deutlich zurückging. Die Internationale Energieagentur sieht in den kommenden 18 Monaten nur eine verhalten steigende Ölnachfrage. Diese soll 2012 und 2013 lediglich um 0,8 Mio. Barrel pro Tag wachsen. Das Ölangebot dürfte die Ölnachfrage laut IEA-Schätzungen weiterhin übersteigen. Mit den Fundamentaldaten lassen sich höhere Preise also nicht rechtfertigen. Dennoch könnten die Preise schon heute ihren Aufwärtstrend fortsetzen, wenn die US-Notenbank Fed eine weitere quantitative Lockerung der Geldpolitik ("QE3") verkündet.

Der US-Erdgaspreis ist in den vergangenen drei Tagen um 15% gestiegen und erreichte am Morgen mit 3,07 USD je mmBtu ein Monatshoch. Der heutige US-Lagerbericht dürfte zwar abermals einen unterdurchschnittlichen Lageraufbau zeigen. Dies allein kann den Preisanstieg aber nicht erklären. Dieser dürfte in erster Linie auf spekulative Käufe zurückzuführen und daher nur kurzzeitiger Natur sein.


Edelmetalle

Bei Gold kam es nach dem gestrigen Anstieg auf ein 6½-Monatshoch von knapp 1.750 USD je Feinunze zu Gewinnmitnahmen. Der Fokus der Marktteilnehmer wird sich heute auf die mit Spannung erwartete Sitzung der US-Notenbank Fed richten. Sollte der Fed-Vorsitzende Bernanke am Abend "QE3" ankündigen, dürfte dies dem Preis einen weiteren Schub geben. Unterstützung erhält der Goldpreis weiter von den ETFs, die gestern den siebten Tageszufluss in Folge verzeichneten. Allein in dieser Zeit sind den Gold-ETFs fast 30 Tonnen zugeflossen.

Gegen die Gewinnmitnahmen völlig immun zeigte sich gestern der Platinpreis, der auf 1.655 USD je Feinunze und damit den höchsten Stand seit mehr als fünf Monaten gestiegen ist. Denn das arg gebeutelte Südafrika kommt nicht zur Ruhe. Noch immer ist die Produktion im "Marikana"-Minenkomplex von Lonmin nicht wieder aufgenommen worden. Nun kam gestern eine weitere Hiobsbotschaft hinzu: Erneut steht die Produktion in "Rustenburg", der weltweit größten Platinmine, still. Denn dort wurden Arbeiter von Protestierenden an der Einfahrt in die Mine gehindert. Die Proteste weiten sich damit immer mehr aus. Möglicherweise haben auch die Gewerkschaften die Kontrolle über die Arbeiter verloren. Das Land droht im Chaos zu versinken. Der Platinpreis sollte daher weiter zulegen können.


Industriemetalle

Als Reaktion auf die Ankündigung der National Development and Reform Commission (NDRC), der nationalen Planungsbehörde Chinas, Infrastrukturprojekte im Wert von umgerechnet rund 157 Mrd. USD freizugeben, hat der Eisenerzpreis merklich angezogen. Der im chinesischen Hafen von Tianjin festgestellte Preis für Eisenerz ist von seinem Tief - Mitte letzter Woche wurde mit 86,7 USD je Tonne der niedrigste Stand seit Oktober 2009 verzeichnet - innerhalb von nur vier Handelstagen um 15,6% auf 100,2 USD je Tonne gestiegen. Einen kleineren Einfluss auf den starken Preisanstieg dürfte auch die Entscheidung der Lokalregierung im indischen Bundesstaat Goa gehabt haben, dort vorübergehend alle Minenaktivitäten einzustellen, um gegen den illegalen Abbau vorzugehen.

Aus Goa wird mehr als die Hälfte des gesamten indischen Eisenerzes exportiert. Indien ist der weltweit viertgrößte Eisenerzproduzent und hat im letzten Jahr 240 Mio. Tonnen Eisenerz produziert. Trotz zuletzt wieder höherer Eisenerzimporte in China - diese sind im August auf ein 3-Monatshoch von 62,45 Mio. Tonnen gestiegen - sind die Lagerbestände in den chinesischen Häfen in den vergangenen beiden Wochen um knapp 3% auf 94,3 Mio. Tonnen gesunken. Dies deutet auf eine anziehende Nachfrage hin. Allerdings zeigt sich auch die lokale Eisenerzproduktion in Anbetracht der niedrigen Preise weiter relativ verhalten. Dies spricht aber wiederum für höhere Importe und sollte den Eisenerzpreis stützen.


Agrarrohstoffe

Der WASDE-Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums lieferte gestern die eine oder andere Überraschung. So wurde die Schätzung für die US-Maisernte nur um 0,5% auf 10,727 Mrd. Scheffel nach unten revidiert. Daraufhin fiel der Maispreis zwischenzeitlich auf ein 7-Wochentief von 7,59 USD je Scheffel, da man am Markt mit einem deutlich größeren Einschnitt rechnete. Die US-Ernteprognose für Sojabohnen wurde um 2% auf 2,634 Mrd. Scheffel reduziert, woraufhin der Preis für den meistgehandelten Sojabohnenkontrakt wieder auf 17,40 USD je Scheffel steigen konnte. Denn im Vorfeld der Veröffentlichung bestand die Hoffnung, dass das USDA die Ernteerwartung sogar anheben könnte.

Die weltweite Ernteerwartung für Weizen wurde vom USDA um gut 4 Mio. Tonnen gesenkt, was den Weizenpreis nach anfänglicher Schwäche auf knapp 9 USD je Scheffel steigen ließ. Dieser Schnitt ist einer niedrigeren Prognose für die russische Ernte geschuldet, welche nur noch bei 39 Mio. Tonnen liegen soll. Die Ernteprognose für den zweitgrößten Weizenexporteur Australien blieb hingegen unverändert bei 26 Mio. Tonnen. Das USDA ist damit deutlich optimistischer als das staatliche australische Analyseinstitut ABARES, welches laut aktueller Prognose für den Zeitraum 2012/13 nur von einer Weizenernte von 22,5 Mio. Tonnen ausgeht. Hier könnte es somit in den kommenden Monaten zu weiteren Abwärtsrevisionen kommen.

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