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Das irische Programm steht - Beruhigung erkennbar - Euro aber weiter schwächlich

25.11.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3325, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3284 im europäischen Handel markiert wurden. USD-JPY stellt sich aktuell auf 83.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 111.15, währende EUR-CHF bei 1.3280 oszilliert.

Das irische Programm steht. Das gilt definitiv für die Sparleistung Irlands in einem Volumen von 15 Mrd. Euro.

10 Mrd. werden über Einschnitte bei öffentlichen Ausgaben geliefert und 5 Mrd. werden durch Steuererhöhungen generiert.

Die Mehrwertsteuer wird um 2 Prozent von 21% auf 23% erhöht. Erstmalig in der Historie Irlands werden Grundsteuern erhoben. Dieser Umstand zeigt, daß Steuerhebungspotential durchaus vorhanden ist, ohne das Geschäftsmodell (Niedrigsteuerland bei Unternehmenssteuern) zu beschädigen. Auch werden Iren erstmalig in der Historie ab 2014 für Trinkwasser bezahlen müssen.

Ein Land, das in diesen Sektoren bisher "jungfräulich" in der "Drangsalierung" seiner Bürger war, hat eben die Möglichkeit, seine Einnahmeseite zu verbessern. Das verdient doch durchaus etwas Vertrauen, oder?

Die negative Stimmung gegenüber dem Euro bleibt jedoch zunächst erhalten. Der Euro steht unter Druck.

Es macht vielen Marktteilnehmern offensichtlich Freude, die positiven Daten der Eurozone derzeit mit Missachtung zu strafen.

Der Markt fokussiert sich auf Länder der Eurozone mit 4,5 Millionen Einwohnern und ignoriert die sensationellen Daten des größten Landes der Eurozone mit einer Bevölkerung von 80 Millionen. "Chapeau!"

Der deutsche IFO-Index legte per November auf den höchsten Stand in der Geschichte dieses Index, die auf das Jahr 1991 zurückgeht, zu. Der Index nahm von zuvor 107,7 (revidiert von 107,6) auf 109,2 Zähler zu. Die Konsensusprognose lag bei lediglich 107,4 Punkten.

Seit Monaten ergibt sich bei der Konsensusprognose eine negative Erwartungshaltung, die dann regelmäßig enttäuscht wird. Wir verweisen auf unsere Prognose über den anspringenden Investitionsgüterzyklus per Februar 2010, als wir die aktuelle Entwicklung sachlich korrekt prognostizierten. Wir mögen Alleinstellungsmerkmale. "Food for thought!"

Der Index der aktuellen Bewertung stieg von 110,2 auf 112,3 Punkte. Der Index, der die Erwartungshaltung abbildet, verbesserte sich von 105,2 auf 106,3 Zähler. Es ergibt sich ein hochgradig gleichschenkliges Bild in diesen Subindices.

Das ist auch verständlich. Das aktuelle Wachstum ist nicht "opportunistisch" geprägt, wie seinerzeit in der ersten Hälfte 2008, als in der Hoffnung erhöhter Absätze dank massiv angepasster Wachstumsprognosen durch die Eilten der internationalen Volkswirtschaft (IWF, OECD, alle führenden Wirtschaftsinstitute) auf Lager produziert und gekauft wurde.

Heute sind die Lager nur mäßig gefüllt (Thema Homo Panicus). Investitionen müssen vorgenommen werden, um die Produktionsprozesse aufrecht zu erhalten. Die Nachfrage ist real. Der Konsum ist wesentlich getragen von mehr Beschäftigung und nicht mehr Kredit …. Es handelt sich um eine der besten Qualitäten eines Aufschwungs.

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Der Auftragseingang der Eurozone enttäuschte dagegen mit einem nicht erwarteten Rückgang per September um -3,8%. Die Prognose war bei -2,5% angesiedelt. Dieser Rückgang ist als volatiles "Geräusch" monatlicher Veränderungen zu interpretieren. Der starke Anstieg im Vormonat um 5,1% war der Auslöser für den aktuellen Rückgang. Hintergrund sind Volatilitäten bei Großaufträgen.

Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 13,5% nach zuvor 24,7%. Rückläufige Wachstumsraten haben hier maßgeblich mit Basiseffekten zu tun.

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Die US-Daten lieferten ein gemischtes, aber schlussendlich ein ermutigendes Bild der US-Konjunkturlage. Wir haben an dieser Stelle mehrmals darauf verwiesen, daß wir zunächst einmal eine Beschleunigung der US-Konjunktur erwarten.

Die Arbeitslosenerstanträge sanken deutlich von zuvor 441.000 auf nun 407.000 in der Berichtswoche per 20. November 2010. Damit wurde das niedrigste Niveau seit Juli 2008 markiert. Das ist ermutigend. Die Weltkonjunktur schlägt sich etwas stärker am US-Arbeitsmarkt nieder.

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Der US-Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter sank per Oktober unerwartet um -3,3% im Monatsvergleich. Die Prognose war bei einem unverändertem Ergebnis angesiedelt. Ähnlich wie bei dem Pendant der Eurozone korreliert der aktuelle Rückgang mit dem fulminanten Anstieg im Vormonat um 5,0% (revidiert von +3,5%). Ergo ist dem aktuellen Wert keine große Bedeutung zuzumessen.

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Die persönlichen Einkommen nahmen in den USA per Oktober um 0,5% im Monatsvergleich zu (Prognose 0,3%). Der Vormonatswert wurde von -0,1% auf 0,0% angepasst. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 4,1% nach zuvor 3,7% ein (Konsum +3,6%, Sparrate 5,7%). Diese Entwicklung impliziert verstärkte Stabilität des privaten Sektors. Das ist wichtig, das ist gut!

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Das Verbrauchervertrauen legte nach Lesart der Uni Michigan per November laut finaler Berechnung deutlich zu. Das ist bezüglich Einkommensentwicklung und jüngster Tendenz am US-Arbeitsmarkt auch nicht verwunderlich. Der Index nahm in der finalen Berechnung von zuvor 67,7 auf 71,6 Punkte zu und markierte damit den höchsten Wert seit Juni 2010.

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Das Problem am US-Wohnimmobilienmarkt ist damit jedoch nicht behoben. Der Absatz neuer Wohnimmobilien stellte sich per Oktober auf annualisiert 283.000 nach zuvor 308.000 Objekten. Damit bewegt sich das Niveau wieder in Schlagdistanz zu dem Rekordtief, das per August 2010 markiert wurde. In diesem Sektor bleibt die Krise ausgeprägt.

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Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das nach wie vor den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.3650-1.3670 dreht den negativen Bias des Euros daher auf neutral.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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