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Dank an die EZB, an die Bundesbank und vor allen Dingen an Axel Weber!

26.11.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.35 Uhr) bei 1.3305, nachdem Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3387 im US-Handel markiert wurden. USD-JPY stellt sich aktuell auf 83.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 111.55, währende EUR-CHF bei 1.3300 oszilliert.

Bevor wir uns mit dem aufgezwungenem Thema der europäischen Schuldenkrise beschäftigen, werfen wir einen Blick auf Länder mit wirklich realen Schuldenproblemen. Dabei verweisen wir darauf, daß diese Länder sich überhaupt nicht um das Thema Verschuldung kümmern. Offensichtlich kümmert es dann auch nicht den internationalen Finanzmarkt …. "Chapeau"!

Wir beginnen mit dem aggressivsten Schuldner unter den etablierten Wirtschaftsnationen Japan. Da Bilder mehr als Worte sagen, bieten wir Ihnen einen Chart und halten uns ob der dargestellten Amplitude der Verschuldung (in % des BIP) vornehm und hanseatisch zurück. Wir sind ja nicht in London oder NY.

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Als nächstes Land drängen sich die Vereinigten Staaten auf. Auch hier wird nicht reformiert oder das Thema Budgetdefizit von der Politik auf die Agenda gesetzt.

Aggressive Neuverschuldung für kosmetische und nicht wie in Europa für strukturelle Zwecke steht auf der Agenda.

Finanzmarktprofis sollten einen derartig profunden Unterschied erkennen können. Da das nicht der Fall ist, liegt hier ein impliziter Beleg für eine nicht nur spekulative, sondern auch für eine politische Ausrichtung vor. An dieser Stelle kommt Bundesbankpräsident Axel Weber ins Spiel. Dazu später mehr!

Werfen wir einen Blick auf die Fakten:

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Wenden wir uns den gestrigen Nachrichten zu. Es hat uns sehr gefreut, daß Bundesbankpräsident Axel Weber gestern Klartext gesprochen hat.

Vor dem dargestellten Hintergrund, daß einerseits die Eurozone und Großbritannien die einzigen Regionen sind, die mit Nachhaltigkeit Reformen umsetzen, um die Staatsdefizite in den Griff zu bekommen, und andererseits den USA und Japan, die sich diesbezüglich um nichts scheren, ist es absolut verwunderlich, daß der Euro und das GBP abgestraft werden und der JPY und der USD an den Finanzmärkten gesucht sind. Diese Entwicklung ist unter fundamentalen Gesichtspunkten schlicht weg und ergreifend absurd. Eine sachliche Diskontierung würde genau die entgegen gesetzte Bewertung erforderlich machen.

Wenn es an Finanzmärkten Absurditäten gibt (siehe Greenspans neue Paradigmenshow), ist das kein Zufall, sondern es ist grundsätzlich Ausdruck eines politischen Einflusses, der über Kanäle, die für die jeweilige Politik steuerbar sind, gelebt wird.

Klartext Axel Weber (Quote aus Spiegel online):

Deutschlands oberster Geldmanager stemmt sich mit aller Macht gegen Spekulanten: "Eine Attacke auf den Euro hat keine Chance", sagt Bundesbank-Chef Axel Weber. Wenn der 750 Milliarden Euro schwere Hilfstopf aufgebraucht sei, könne man ihn durchaus noch auffüllen.

Rückendeckung erfährt Axel Weber vom DIW und HWWI, die gleichfalls Erhöhungen des Programms um bis zu 100% auf 1.500 Mrd. Euro empfehlen. Ich schließe mich hier explizit diesen Sichtweisen an.

Der Gesundungsprozess der Weltwirtschaft führt bereits in starken Industrienationen zu überraschenden fiskalischen Entspannungen. In den Reformländern führen die getroffenen Maßnahmen zu kontraktiven konjunkturellen Folge, die jedoch nur temporärer Natur sind. Mit anderen Worten verschiebt sich hier der heilende Einfluss der Belebung der Weltkonjunktur. Wir werden in unserem in Kürze erscheinenden Jahresausblick 2011 zu diesem Punkt dezidiert Stellung nehmen. Das größte positive Überraschungspotential per 2011 bieten die europäischen Reformländer.

Entscheidend ist, daß der Gesundungsprozess, den wir in Europa gehen, nicht von Kräften unterbunden wird, die heute für einen Fortgang des budgetären Laisser-faire stehen und dabei politischen Stallgeruch entwickeln.

Es sind die identischen Kräfte aus London und NY, die uns in Europa, während der zweiten Hälfte der 90er Jahre, als die USA "angeblich" Budgetüberschüsse hatten (nicht auf verfassungskonformer Basis), vorhielten, daß wir unsere Budgetprobleme nicht adressierten. Meine Damen und Herren in London und New York, man sieht sich zweimal im Leben, oder?

Wir haben in diesem Format in den letzten Monaten und wochen von Attacken auf den Euro gesprochen. Wir freuen uns, daß diese Sichtweise nicht solitär auf uns beschränkt ist.

Europas Zukunft liegt in der Gemeinschaft - die jetzigen Attacken machen das nur noch deutlicher - wie sollen sich kleine Länder gegen spekulative Attacken wehren, wenn sie wie aktuell sachlich nicht geboten sind.

Diesbezüglich verweisen wir noch einmal auf den Chart des IWF per September 2010, der verdeutlicht, daß die aktuelle Diskontierung der europäischen Budgetrealitäten vollkommen am Ziel vorbeischießt.

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Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das nach wie vor den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.3650-1.3670 dreht den negativen Bias des Euros daher auf neutral.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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