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Kurzes Durchatmen im aktuellen Aufwärtstrend

17.09.2012  |  Eugen Weinberg
Es ist wohl die 100-Billionen-Dollar-Frage, ob die Aufkaufprogramme für hypothekengesicherte Anleihen und Staatsanleihen, die von den Notenbanken nun im Wochentakt angekündigt werden, den erhofften Erfolg bringen werden. In den letzten Jahren hatten solche Programme nur zu einer vorübergehenden Beruhigung der Finanzmärkte geführt und der reellen Wirtschaft nicht nachhaltig auf die Beine helfen können. Für die Preisentwicklung der Sachwerte wie Rohstoffe ist es aber nicht so entscheidend, ob die unterstützenden Impulse von der monetären oder realwirtschaftlichen Seite kommen. Ihren Aufwärtstrend dürften diese (vorerst) beibehalten.


Energie

Der WTI-Ölpreis ist am Freitag erstmals seit Mai über 100 USD je Barrel gestiegen. Ausschlaggebend dafür war u.E. vor allem der massiv gestiegene Risikoappetit der Anleger. Laut CFTC sind die Netto-Long-Positionen der Finanzanleger in der Woche zum 11. September mit über 185 Tsd. Kontrakten auf den höchsten Stand seit Anfang Mai gestiegen. Hier sind die vermutlich starken spekulativen Käufe nach der Fed-Ankündigung von "QE3" noch nicht enthalten. Der Produktionsüberschuss am Weltölmarkt konnte auch den Preisanstieg bei Brentöl nicht bremsen, das am Freitag mit knapp 118 USD je Barrel ebenfalls den höchsten Stand seit Mai erreichte. Wir sehen zwar zunehmend Risiken einer spekulativen Überhitzung am Ölmarkt.

Betrachtet man allerdings die Übertreibungsphasen nach den vorherigen Runden der quantitativen Lockerung, dürfte sich der Preisanstieg fortsetzen. Im aktuellen Umfeld eines gestiegenen Risikoappetits würden Nachrichten über eine mögliche Eskalation der Situation im Nahen Osten auf fruchtbaren Boden fallen und eher als zuvor zu einer Beschleunigung des Preisanstiegs führen. So ist auch die Rhetorik des iranischen Ölministers zu verstehen, dass die Ölpreise auf über 150 USD je Barrel steigen sollten, um die Marktlage besser zu reflektieren.


Edelmetalle

Die Edelmetalle können zum Wochenauftakt ihre Gewinne der vergangenen Tage weitgehend verteidigen. Gold handelt bei rund 1.770 USD je Feinunze nur unweit des am Freitag erreichten 6½-Monatshochs. Neben den ETF-Investoren - die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs haben am Freitag ihre Bestände zum ersten Mal auf mehr als 2.500 Tonnen ausgeweitet - tragen zunehmend auch die spekulativen Finanzanleger zum Preisanstieg bei. Diese haben in der Woche zum 11. September bereits die vierte Woche in Folge ihre Netto-Long-Positionen auf 137,6 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies entspricht dem höchsten Stand seit Anfang März.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den anderen Edelmetallen. Bei Silber, Platin und Palladium wurden die Netto-Long-Positionen im Wochenvergleich um bis zu 11% erhöht. Mit Ausnahme von Palladium verzeichnen auch die Silber- und Platin-ETFs weitere Zuflüsse. Im Falle von Silber liegen die ETF-Bestände mit 18.365 Tonnen auf dem höchsten Stand seit Anfang Mai 2011. Bei Platin befinden sie sich mit 1,49 Mio. Unzen auf dem höchsten Stand seit September 2011 und damit nur noch knapp unter dem Allzeithoch. Dies entspricht fast dem Dreifachen der weltweiten monatlichen Minenproduktion. Die nach wie vor prekäre Lage in Südafrika spricht dafür, dass das Anlegerinteresse hoch bleiben wird, was den Preis weiter unterstützen sollte.


Industriemetalle

Bei den Industriemetallen kommt es zum Wochenauftakt nach den starken Preisanstiegen der vergangenen Tage, insbesondere nachdem die US-Notenbank Fed "QE3" angekündigt hat, in der Breite zu Gewinnmitnahmen. Als größter Verlierer zeigt sich dabei heute Morgen Zinn, das zwischenzeitlich um rund 3% nachgibt. Unter anderem schwache chinesische Aktienmärkte bremsen den Höhenflug zunächst aus. Wir sehen dies jedoch nicht als Trendumkehr, sondern als eine Verschnaufpause im derzeitigen Aufwärtstrend. Wie nicht anders zu erwarten, haben die spekulativen Finanzanleger im Falle von Kupfer in der Woche zum 11. September ihre Wetten auf steigende Preise massiv ausgeweitet.

Die Netto-Long-Positionen wurden von 0,7 Tsd. auf aktuell 17,5 Tsd. Kontrakte erhöht. Dies stellt den stärksten Anstieg der Netto-Long-Positionen von allen in der CFTC-Statistik erfassten Rohstoffen dar und sie befinden sich damit auf dem höchsten Stand seit Anfang April. Somit haben die spekulativen Finanzanleger zum 6%-igen Preisanstieg von Kupfer in der Beobachtungsperiode beigetragen. Auch für den Anstieg des Kupferpreises nach dem Datenstichtag dürften die Finanzinvestoren mitverantwortlich sein. Alles in allem kam es damit innerhalb von nur vier Wochen zu einem kompletten Stimmungsumschwung dieser kurzfristig orientierten Finanzanleger. Denn per 14. August bestanden noch Netto-Short-Positionen von 10,8 Tsd. Kontrakten. Kupfer steht dabei unseres Erachtens stellvertretend für den gesamten Industriemetallsektor.

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Agrarrohstoffe

Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Kakao erreichten in der Woche zum 11. September mit gut 34 Tsd. Kontrakten ein 2½-Jahreshoch. Dieser Anstieg um gut 6 Tsd. Kontrakte war zu gleichen Teilen einem Aufbau der Long- und einem Abbau der Short-Positionen geschuldet. Dies belegt, dass der Markt weiterhin von einem Angebotsdefizit im Zeitraum 2012/13 ausgeht, das vor allem aus den Folgen der erhöhten Trockenheit in Westafrika und einer möglichen Erholung der Nachfrage in den Industrieländern resultieren dürfte. Trotz eines noch immer üppigen Lager-Verbrauchs-Verhältnisses könnte dies gemeinsam mit der derzeit positiven Stimmung an den Märkten den Preis weiter steigen lassen.

Der Weizenpreis, der im Zuge der Euphorie nach der "QE3"-Ankündigung gestiegen war, erhielt zuletzt einen Dämpfer. In den USA haben Regenfälle für verbesserte Aussaatbedingungen gesorgt. Auch für Australien werden Regenfälle vorausgesagt, die Wachstum und Ährenbildung positiv beeinflussen können. Die Trockenheit in wichtigen Anbaugebieten hatte zuvor zu reduzierten Ernteerwartungen geführt. Gleichzeitig hat die robuste Exporttätigkeit die Lagerbestände des Landes innerhalb eines Monats um ein Fünftel absinken lassen.




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