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Irland Programm ist durch, Herr Noyer (EZB) mit Klartext …

29.11.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.35 Uhr) bei 1.3240, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3183 im asiatischen Handel markiert wurden. USD-JPY stellt sich aktuell auf 84.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 111.30, währende EUR-CHF bei 1.3245 oszilliert.

Erwartungsgemäß wurde am Sonntag das Hilfsprogramm Irlands verabschiedet. Das Volumen von 85 Mrd. Euro entsprach den Markterwartungen.

Das "Splitting" zwischen Hilfen für Banken (35 Mrd. Euro) und den Staatshaushalt (50 Mrd. Euro) stellt keine Überraschung dar, sondern darf als konkludent für eine Basis nachhaltiger Lösungen bezeichnet werden. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund, daß das irische Problem ausgelöst wurde durch eine Immobilen- und nachgeordnete Bankenkrise. Das Geschäftsmodell Irlands steht hier nicht im Brennpunkt.

Die Komposition des Hilfsprogramms ist überzeugend. Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, daß Irlands Liquiditätsreserve zum Teil inkludiert ist. Irland trägt 17,5 Mrd. Euro bei (Gesamtreserve bisher 47 Mrd. Euro). 22,5 Mrd. Euro kommen von der EU-Kommission. 22,5 Mrd. Euro liefert der IWF. Weitere Mittel kommen aus dem EFSF, aus Großbritannien und Schweden. Das Hilfsprogramm ist somit Ausdruck großer Solidarität auf internationaler Basis. Das Paket ist Ausdruck dafür, daß die These "Failure is no option" (Scheitern des Finanzsystems und der konjunkturellen Belebung) nach wie vor gilt.

Es wäre auch absurd, die bisher erfolgreiche globale Intervention in einem Volumen in der Spitze per 04/2009 bei 33.500 Mrd. USD durch Probleme in Ländern wie Griechenland (10 Mio. Einwohner, 280 Mrd. Staatsverschuldung) oder Irland (4,5 Mio. Einwohner, Immobilien- und Bankenproblem) zu riskieren.

Das gilt um so mehr, als daß von diesem globalen Interventionsprogramm per 04/2009 nur noch in etwa 1/3 in Anspruch genommen wird. Mehr noch, es wurde nie ganz in Anspruch genommen. Diejenigen, die jetzt die Garantien und Bürgschaften, die innerhalb der Eurozone gewährt werden, bereits als Verluste behandeln, agieren fahrlässig. Gerade die Intervention innerhalb der Finanzkrise lehrt diesbezüglich Demut und vor allen Dingen Weitsicht!

Diesbezüglich gilt es auch Herrn Noyer von der EZB zu lauschen. Er spricht davon, daß die wirtschaftliche Erholung der Eurozone auf einem guten Pfad verlaufe. Dem stimmen wir zu. Schlussendlich folgen Fiskallagen der Konjunkturlage. Da kommt positive Phantasie auf, oder?

Er spricht davon, daß es absolut absurd sei, den Euro in Frage zu stellen. Dieser Weckruf zielt auf unsere "Freunde" in London und New York ab. Die geübten Reflexe aus diesen Zentren sind von Hybris gekennzeichnet, sie verkennen die eigene Schwäche und üben sich in Ablenkungsmanövern. Dazu passt folgende Einlassung Noyers: Insgesamt seien die öffentlichen Finanzen in der Eurozone in einem besseren Zustand als die der USA. Herr Noyer teilt damit eine Sichtweise, die wir immer wieder (zuletzt am Freitag) thematisierten. Danke!

Das gilt auch für seine Einlassung zu den Reformen in Irland und Griechenland. Es gäbe keinen Zweifel an den Programmen für Irland und Griechenland, behauptet Noyer. Richtig, es handelt sich bei den Reformen in der Eurozone um die stringentesten Reformen in der Geschichte industrialisierter Nationen. Noyer meint dazu, daß Europa das Defizitproblem nachhaltig adressiert hat. Ja, darauf dürfen stolz sein, Europa beweist seine Reform- und damit seine Zukunftsfähigkeit.

Noyer spricht davon, daß der Euro ein enormer Erfolg sei. Das mag auf ersten Blick für viele verwundern. Das war übrigens bei Aschenputtel auch so. Wer hat ihre Attraktivität schon abrupt erkannt? Noyer liegt richtig. Gerade die aktuellen spekulativen Attacken auf den Euro trotz der massiven Reformen belegen, daß der Euro von fremder Seite als bedrohlicher Erfolg wahrgenommen wird. Um bei der Analogie zu Aschenputtel zu bleiben. Wer ist nur die böse Stiefmutter? Wer sind die intriganten Stiefschwestern?

Europa liefert noch mehr. Europa bereitet sich auf die Zukunft vor. Die Pläne für einen dauerhaften Krisenmechanismus in der Eurozone, der den aktuellen Rettungsschirm (läuft 2013 aus) ersetzen soll, kommen voran. Erste Vorschläge wurden erörtert. Dabei geht es vor allen Dingen um die Beteiligung privater Gläubiger. Die derzeit in der Diskussion stehenden Pläne würden jedoch keine negativen Überraschungen für die Märkte liefern.

Das ist nicht kosmetische Politik nach amerikanischem Muster, nein, es sind handfeste Planungen, die Nachhaltigkeitspolitiken in den Teilnehmerländern fordern und fördern!

Am Freitag stand lediglich die Entwicklung der Geldmenge M-3 per Berichtsmonat Oktober auf der Agenda. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme um 1,0% (Prognose 1,3% ) ein. Der Vormonatswert wurde von 1,0% auf 1,1% revidiert.

Positiv gilt es anzumerken, daß die Kredit an den privaten Sektor im Jahresvergleich um 1,4% nach zuvor 1,2% zunahmen. Wir sind auf dem richtigen Weg!

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Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.3580-1.3610 dreht den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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