Bank von Japan gibt Preisen neue Impulse
19.09.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Rohöl konnte die plötzlichen, massiven Verluste vom Montag nicht wieder wettmachen: Brent gab im gestrigen Handel erneut nach und notiert heute Morgen bei 112 USD je Barrel. Anders als am Vortag passte dies aber nicht nur zum gestrigen Finanzmarktumfeld. Vor allem die Meldung, dass Saudi-Arabien alles tun werde, den fundamental gerechtfertigten Ölpreis von 100 USD je Barrel am Markt sicherzustellen, dämpfte die Preisphantasien. Das Land hat seit jeher ein Interesse an einem hohen und stabilen Ölpreisniveau, das zugleich die Ölnachfrage nicht nachhaltig dämpft. Auch wir sehen einen Preis um die 100 USD je Barrel angesichts der aktuellen Bilanz aus Angebot und Nachfrage als eher gerechtfertigt.
Gegen einen Preisrückgang sprechen aber die geopolitischen Risiken und die aktuelle Stimmung an den Finanzmärkten; beide Faktoren dürften die Preise sogar kurzfristig wieder steigen lassen. Gestern Abend legte das American Petroleum Institute seine neue Lagerdaten vor. Der berichtete kräftige Anstieg der Rohölvorräte um 2,4 Mio. Barrel gegenüber der Vorwoche legt nahe, dass auch die offiziell heute vom US-Energieministerium ausgewiesenen Lagerbestände stärker gestiegen sind als derzeit am Markt erwartet und damit das Niveau komfortabel hoch bleibt. Kritisch dagegen ist derzeit die Entwicklung bei den Destillaten: hier sind die Vorräte derzeit 16% niedriger als zu dieser Jahreszeit üblich, ein vor Beginn der Heizperiode eher unkomfortables Niveau.
Edelmetalle
Gestern Nachmittag drehte die Stimmung an den Edelmetallmärkten komplett ins Positive. Gold holte daraufhin seine gesamten Verluste im Zuge der vorangegangenen Gewinnmitnahmen auf und handelt heute Morgen wieder bei knapp 1.780 USD je Feinunze. Silber stieg sogar kurzzeitig zum ersten Mal seit Anfang März über die Marke von 35 USD je Feinunze. Der Präsident der Chicago Fed deutete an, dass die US-Notenbank über die schon beschlossenen Maßnahmen hinaus noch weitere ergreifen könnte, um die Konjunktur in den USA zu unterstützen. Auch die japanische Notenbank hat ihre Geldschleusen weiter geöffnet und weitet ihr Wertpapierkaufprogramm noch stärker aus als vom Markt erwartet.
Begleitet wurden die Preisanstiege von umfangreichen Zuflüssen in die ETFs: So verzeichneten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs mit 28,5 Tonnen gestern den höchsten Tageszufluss seit Ende Oktober 2011. Die Zuflüsse in die Silber-ETFs summierten sich auf 65 Tonnen und die Platin-ETFs weiteten ihre Bestände auf ein Rekordhoch von 1,5 Mio. Unzen aus. Der Preisanstieg bei Platin könnte demnächst allerdings etwas an Dynamik verlieren, da der Streik im „Marikana“-Minenkomplex von Lonmin beendet scheint. In der Nacht hat sich das Unternehmen mit den streikenden Arbeitern auf eine Erhöhung der Löhne um bis zu 22% und einer Einmalzahlung geeinigt. Bis zur Wiederaufnahme der Produktion könnte es aber noch zwei Wochen dauern. Zudem könnten sich Arbeiter aus anderen Minen durch die Einigung ermutigt fühlen, ebenfalls deutlich höhere Löhne zu fordern, womit das latente Risiko von Produktionsausfällen in Südafrika fortbesteht.
Industriemetalle
Angespornt von der erneuten Lockerung der Geldpolitik der Bank von Japan - das Wertpapierkaufprogramm wird um weitere 10 Bio. JPY erhöht - legen die Metallpreise heute Morgen in der Breite merklich zu. Sie setzen damit ihren Aufwärtstrend der vergangenen beiden Wochen nach zwischenzeitlichen Gewinnmitnahmen fort. Kupfer z.B. steigt zum ersten Mal seit Anfang Mai wieder über die Marke von 8.400 USD je Tonne. Besonders stark verteuern sich Zink und Blei, die mit 2.150 USD je Tonne bzw. 2.300 USD je Tonne auf den höchsten Stand seit Ende Februar bzw. Ende Januar steigen. Japan ist nach China der zweitgrößte asiatische Importeur von Metallen und auf Einfuhren angewiesen, da es selbst keine Minenindustrie hat. Die konjunkturunterstützenden Maßnahmen könnten sich daher positiv auf die Nachfrage nach Metallen auswirken.
Auch Nickel hat sich von seinem mehr als dreijährigen Tief Anfang August merklich erholt und handelt wieder über 18.000 USD je Tonne. Laut Aussagen von Norilsk Nickel, dem weltweit größten Nickelproduzenten, sind bei einem Nickelpreis von 16.000 USD je Tonne 30% der globalen Produktion unrentabel. Bei 15.000 USD je Tonne sind es demnach sogar 45%. Allerdings müssten die Preise länger auf diesen Niveaus verharren, bevor es zu Produktionskürzungen kommen dürfte. Dennoch sollten diese Niveaus eine Untergrenze für den Nickelpreis darstellen.
Agrarrohstoffe
Der Zuckerpreis geriet gestern von verschiedener Seite unter Druck und gab um 3% auf nur noch knapp über 20 US-Cents je Pfund nach. Zum einen drückt die inzwischen zügige Ernte in Brasilien auf die Notierungen. Zudem dürfte es nur zu einem schwach ausgeprägten El-Niño-Phänomen kommen, das nicht geeignet ist, zu größeren Verwerfungen auf dem Zuckermarkt zu führen. Zudem soll die im Oktober beginnende Saison in China die zweithöchste Zuckerproduktion aller Zeiten bringen. Beobachter erwarten, dass die Produktion um 19% auf 13,7 Mio. Tonnen steigt, nachdem auch die Fläche deutlich ausgedehnt wurde. In der noch laufenden Saison hat das weltgrößte Zuckerimportland 3,3 Mio. Tonnen importiert, trotz eines zollfreien Einfuhrkontingents von nur 1,94 Mio. Tonnen.
Für 2012/13 geht man jedoch nicht davon aus, dass dieses Kontingent überschritten wird, da der inländische Verbrauch mit 14 Mio. Tonnen gedeckt sein dürfte. Zudem hat der lokale Zuckerpreis stark nachgegeben, so dass inzwischen die Interessen der Produzenten wieder stärker Berücksichtigung finden. Hohe Importe, die weiter auf die Preise drücken könnten, sind derzeit nicht erwünscht. Eine der wenigen stützenden Komponenten in der letzten Zeit war die schwache Monsunsaison in Indien, doch auch hier deuten Niederschläge auf eine Besserung der Lage hin. Für die Ernteperiode 2012/13 rechnet die Internationale Zuckerorganisation mit einem Angebotsüberschuss von 5,9 Mio. Tonnen, was den Spielraum für die Zuckerpreise nach oben stark begrenzt.
Rohöl konnte die plötzlichen, massiven Verluste vom Montag nicht wieder wettmachen: Brent gab im gestrigen Handel erneut nach und notiert heute Morgen bei 112 USD je Barrel. Anders als am Vortag passte dies aber nicht nur zum gestrigen Finanzmarktumfeld. Vor allem die Meldung, dass Saudi-Arabien alles tun werde, den fundamental gerechtfertigten Ölpreis von 100 USD je Barrel am Markt sicherzustellen, dämpfte die Preisphantasien. Das Land hat seit jeher ein Interesse an einem hohen und stabilen Ölpreisniveau, das zugleich die Ölnachfrage nicht nachhaltig dämpft. Auch wir sehen einen Preis um die 100 USD je Barrel angesichts der aktuellen Bilanz aus Angebot und Nachfrage als eher gerechtfertigt.
Gegen einen Preisrückgang sprechen aber die geopolitischen Risiken und die aktuelle Stimmung an den Finanzmärkten; beide Faktoren dürften die Preise sogar kurzfristig wieder steigen lassen. Gestern Abend legte das American Petroleum Institute seine neue Lagerdaten vor. Der berichtete kräftige Anstieg der Rohölvorräte um 2,4 Mio. Barrel gegenüber der Vorwoche legt nahe, dass auch die offiziell heute vom US-Energieministerium ausgewiesenen Lagerbestände stärker gestiegen sind als derzeit am Markt erwartet und damit das Niveau komfortabel hoch bleibt. Kritisch dagegen ist derzeit die Entwicklung bei den Destillaten: hier sind die Vorräte derzeit 16% niedriger als zu dieser Jahreszeit üblich, ein vor Beginn der Heizperiode eher unkomfortables Niveau.
Edelmetalle
Gestern Nachmittag drehte die Stimmung an den Edelmetallmärkten komplett ins Positive. Gold holte daraufhin seine gesamten Verluste im Zuge der vorangegangenen Gewinnmitnahmen auf und handelt heute Morgen wieder bei knapp 1.780 USD je Feinunze. Silber stieg sogar kurzzeitig zum ersten Mal seit Anfang März über die Marke von 35 USD je Feinunze. Der Präsident der Chicago Fed deutete an, dass die US-Notenbank über die schon beschlossenen Maßnahmen hinaus noch weitere ergreifen könnte, um die Konjunktur in den USA zu unterstützen. Auch die japanische Notenbank hat ihre Geldschleusen weiter geöffnet und weitet ihr Wertpapierkaufprogramm noch stärker aus als vom Markt erwartet.
Begleitet wurden die Preisanstiege von umfangreichen Zuflüssen in die ETFs: So verzeichneten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs mit 28,5 Tonnen gestern den höchsten Tageszufluss seit Ende Oktober 2011. Die Zuflüsse in die Silber-ETFs summierten sich auf 65 Tonnen und die Platin-ETFs weiteten ihre Bestände auf ein Rekordhoch von 1,5 Mio. Unzen aus. Der Preisanstieg bei Platin könnte demnächst allerdings etwas an Dynamik verlieren, da der Streik im „Marikana“-Minenkomplex von Lonmin beendet scheint. In der Nacht hat sich das Unternehmen mit den streikenden Arbeitern auf eine Erhöhung der Löhne um bis zu 22% und einer Einmalzahlung geeinigt. Bis zur Wiederaufnahme der Produktion könnte es aber noch zwei Wochen dauern. Zudem könnten sich Arbeiter aus anderen Minen durch die Einigung ermutigt fühlen, ebenfalls deutlich höhere Löhne zu fordern, womit das latente Risiko von Produktionsausfällen in Südafrika fortbesteht.
Industriemetalle
Angespornt von der erneuten Lockerung der Geldpolitik der Bank von Japan - das Wertpapierkaufprogramm wird um weitere 10 Bio. JPY erhöht - legen die Metallpreise heute Morgen in der Breite merklich zu. Sie setzen damit ihren Aufwärtstrend der vergangenen beiden Wochen nach zwischenzeitlichen Gewinnmitnahmen fort. Kupfer z.B. steigt zum ersten Mal seit Anfang Mai wieder über die Marke von 8.400 USD je Tonne. Besonders stark verteuern sich Zink und Blei, die mit 2.150 USD je Tonne bzw. 2.300 USD je Tonne auf den höchsten Stand seit Ende Februar bzw. Ende Januar steigen. Japan ist nach China der zweitgrößte asiatische Importeur von Metallen und auf Einfuhren angewiesen, da es selbst keine Minenindustrie hat. Die konjunkturunterstützenden Maßnahmen könnten sich daher positiv auf die Nachfrage nach Metallen auswirken.
Auch Nickel hat sich von seinem mehr als dreijährigen Tief Anfang August merklich erholt und handelt wieder über 18.000 USD je Tonne. Laut Aussagen von Norilsk Nickel, dem weltweit größten Nickelproduzenten, sind bei einem Nickelpreis von 16.000 USD je Tonne 30% der globalen Produktion unrentabel. Bei 15.000 USD je Tonne sind es demnach sogar 45%. Allerdings müssten die Preise länger auf diesen Niveaus verharren, bevor es zu Produktionskürzungen kommen dürfte. Dennoch sollten diese Niveaus eine Untergrenze für den Nickelpreis darstellen.
Agrarrohstoffe
Der Zuckerpreis geriet gestern von verschiedener Seite unter Druck und gab um 3% auf nur noch knapp über 20 US-Cents je Pfund nach. Zum einen drückt die inzwischen zügige Ernte in Brasilien auf die Notierungen. Zudem dürfte es nur zu einem schwach ausgeprägten El-Niño-Phänomen kommen, das nicht geeignet ist, zu größeren Verwerfungen auf dem Zuckermarkt zu führen. Zudem soll die im Oktober beginnende Saison in China die zweithöchste Zuckerproduktion aller Zeiten bringen. Beobachter erwarten, dass die Produktion um 19% auf 13,7 Mio. Tonnen steigt, nachdem auch die Fläche deutlich ausgedehnt wurde. In der noch laufenden Saison hat das weltgrößte Zuckerimportland 3,3 Mio. Tonnen importiert, trotz eines zollfreien Einfuhrkontingents von nur 1,94 Mio. Tonnen.
Für 2012/13 geht man jedoch nicht davon aus, dass dieses Kontingent überschritten wird, da der inländische Verbrauch mit 14 Mio. Tonnen gedeckt sein dürfte. Zudem hat der lokale Zuckerpreis stark nachgegeben, so dass inzwischen die Interessen der Produzenten wieder stärker Berücksichtigung finden. Hohe Importe, die weiter auf die Preise drücken könnten, sind derzeit nicht erwünscht. Eine der wenigen stützenden Komponenten in der letzten Zeit war die schwache Monsunsaison in Indien, doch auch hier deuten Niederschläge auf eine Besserung der Lage hin. Für die Ernteperiode 2012/13 rechnet die Internationale Zuckerorganisation mit einem Angebotsüberschuss von 5,9 Mio. Tonnen, was den Spielraum für die Zuckerpreise nach oben stark begrenzt.