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Die Spekulation gegen die Eurozone geht weiter, Risikoaufschläge für Portugal...

30.11.2010  |  Folker Hellmeyer
Die Spekulation gegen die Eurozone geht weiter, Risikoaufschläge für Portugal, Spanien und Italien nehmen losgelöst von der Datenlage zu!

Der Euro eröffnet heute (07.32 Uhr) bei 1.3115, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3076 im asiatischen Handel markiert wurden. USD-JPY stellt sich aktuell auf 84.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 110.20, währende EUR-CHF bei 1.3110 oszilliert.

Die Daten, die uns gestern aus der Eurozone erreichten waren geprägt von sehr positiv überraschenden Akzenten, die einmal mehr vollkommen ignoriert wurden.

Der "Economic Sentiment Index" legte per November unerwartet von zuvor 103,8 (revidiert von 104,1) auf 105,3 Punkte zu. Die Prognose war bei 105,0 Zählern angesiedelt. Damit markierte dieser Index das höchste Niveau seit November 2007. Die Subindices lieferten ein gemischtes Bild, das jedoch im Einklang mit der Gesamtentwicklung stand.
  • Der Index für die Baubranche sank von -25,4 auf -26,4 Punkte.
  • Der Index für den Einzelhandel verlor von -1,1 auf -1,5 Zähler.
  • Dagegen legte der Index der Industrie von 0,0 auf +0,9 Zähler zu.
  • Das Verbrauchervertrauen nahm von -10,9 auf -9,4 Punkte zu.
  • Der Dienstleistungsindex stieg kräftig von 8,1 auf 10,2 Punkte.

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Die EU-Kommission hat ihre Prognose für die Eurozone angepasst und damit weitere positive Akzente gesetzt.
  • Das BIP der Eurozone wächst per 2010 um 1,7% (bisherige Prognose bei 0,9%), per 2011 um 1,5% und per 2012 um 1,8%.

  • Das Haushaltsdefizit der Eurozone stellt sich per 2010 auf 6,3%. Per 2011 stehen 4,6% und per 2012 3,9% auf der Agenda.

  • Die Arbeitslosenquote der Eurozone stellt sich per 2010 auf 10,1%, 2011 auf 10,0% und 2012 auf 9,6%.

  • Die Preisinflationsrate wird per 2010 bei 1,5% erwartet. 2011 und 2012 werden 1,8% und 1,7% unterstellt.

Schauen wir per 2010 auf das Haushaltsdefizit der Eurozone. Fraglos sind 6,3% nicht geeignet, in Begeisterungsstürme auszubrechen. Es ist aber deutlich besser als das US-Defizit bei 11% - 12%. Die aktuelle Sichtweise, sich kleine europäische Länder mit Problemen herauszupicken und das große Bild zu ignorieren, ist Ausdruck von Spekulation und nicht Beleg nachhaltiger Diskontierung von Risiken.

Heute morgen hat Wikileaks angekündigt, sensationelle und vor allen Dingen wenig schmeichelhafte Interna aus dem US-Bankensektor in Kürze zu veröffentlichen. Wir sind sehr gespannt auf diese Erkenntnisse bezüglich der Positionen, die wir hier in diesem Format eingenommen haben und weiter einnehmen werden. "Food for thought!"

Nun denn, unsere "Freunde" mit Hintergrund in London und NY haben gestern erst im vorasiatischen Geschäft den sachlich fundierten Anstieg des Euros auf 1.3345 und dann im europäischen Geschäft von knapp 1.3300 konterkariert.

Es galt negative Marktwirkung nach dem Hilfspaket für Irland zu implementieren. Das war erfolgreich. Einmal mehr war der unregulierte CDS-Markt Ziel der Attacken. (Griechenland grün, Portugal rot, Spanien schwarz, Türkei ocker)

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Mittlerweile werden europäische Länder, die selbst von US-Ratingagenturen als unproblematisch bewertet werden, von der Spekulation unserer "Freunde" erfasst (Italien). Nur der USD, die Währung des größten globalen Defizitsünders USA, kann "logischerweise" von
dieser Konstellation profitieren. Ein Schelm, der sich dabei sachliche Gedanken macht. "Chapeau!"

Die Region, die mit 6,3% Haushaltsdefizit Stabilitätsweltmeister unter den G-3 ist (Eurozone) und aggressiv Reformen umsetzt, ist der größte Verlierer am Finanzmarkt? Das ist derzeit Stand der Dinge.

Die Verantwortlichen der europäischen und vor allen Dingen deutschen Politik sollten in diesem Zusammenhang hinterfragen, ob die gegenwärtige Konstellation der Macht, die von der "Bankenaristokratie" insbesondere aus NY und London ausgeht, nur spekulativen oder aber auch politischen Charakter (Hegemonialstellung USA/Leitwährung USD) hat!

Wir empfehlen darüber hinaus eine Diskussion über das Thema Fehlallokation des Produktionsfaktors Kapital.

Unsere "Freunde" aus London und NY haben uns in der ersten Dekade des neuen Jahrtausends bereits die Fehlallokationen über die "Neue Markt Manie" und die "US-Immobilienstory" medial, politisch (via Greenspans Paradigmen) und investmentbanktechnisch angedient. Wo sind die Lernkurven bei den Profis? Brauchen wir jetzt auch noch diese Spielart?

Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das den USD aus technischen und psychologischen Motiven gegenüber dem Euro favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden der Widerstandszone bei 1.3500-1.3530 dreht den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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